Montag, 22. September 2014

Buchreview "Darkbound - Bestrafte Seelen" M. Collings

Michaelbrent Collings. Das U-Bahn-Netz in New York umfasst 1055 Kilometer, 468 Haltestellen und 31.000 Drehkreuze. Jedes Jahr werden 1,64 Milliarden fahrgäste befördert. Sechs von ihnen werden diesen Trip niemals vergessen, denn dieser Zug ist anders als alle anderen.

Sechs Personen, Jim, Olik, Karen, Freddy, Adolfa und Xavier, besteigen die kommende U-Bahn. Jim war sich über die Skepsis, die ihn beim anblick mancher der Figuren, die da mit ihm warteten überkamen, im Klaren und wäre liebend gerne in einen anderen Waggon eingestiegen. Doch da die anderen Türen klemmten, musste er mit den Menschen in den letzten einsteigen. Nicht lange nach Fahrtbeginn fiel die Beleuchtung aus und als diese nicht wie gewohnt nach ein paar Sekunden wieder funktionierte, wurden die ersten schon nervös. Jim fingerte an seiner Brieftasche herum, in der er das Bild seiner beiden Mädels, wie er sie nannte, mit sich herumtrug. Eine Unterhaltung mit der Latina Adolfa gerät nach kurzer Zeit ins Stocken und Versuche, mit dem Laptop oder dem Handy Hilfe zu rufen scheitern. Anfangs kann man noch die Fahrgäste im nächsten Wagen sehen, doch dann wird es auch dort dunkel. Jim glaubte, er habe Tote gesehen, doch als man nachschauen will, ist die Tür zum nächsten Waggon verschlossen. Olik zieht eine Knarre aus dem Holster und ballert auf die Trennscheiben. Und es passiert - Nichts!!! Nicht einmal einen Kratzer haben die Dinger abbekommen. Und dann fängt auch noch Freddy, der Perverse, an, lauthals zu brüllen. Keiner ahnt, was hier los ist und wie es weitergehen soll. Freddy zu helfen, erweist sich als schier unmöglich und was dann passiert, überschreitet die Grenzen des Verstandes.

"Darkbound" fängt an, indem man Jims Gedankengängen zu den vermeintlichen Mitreisenden folgt, die man durchaus als Vorurteile beschreiben kann, wenn er die anderen fünf am Bahnsteig nach ihrem Aussehen und ihrer Kleidung beurteilt. Am auffälligsten ist Freddy, der dem Klischee der Kinderschänders vollkommen entspricht. Auch bei allen weiteren Personen treffen seine Mutmaßungen hin und wieder zu, aber er erlebt auch Überraschungen. Doch die sind für alle vorgesehen. Mit der Dunkelheit steigt die Spannung langsam aber stetig an, wird man auch mit den Charakteren bekannt gemacht. Manche erscheinen sympathisch, andere wiederum schätzt man weniger. Sehr gelungen ist der Einstieg in das Grauen, das an so manchen Geisterfilm erinnert (Und für das Genre durchaus eine Abwechslung vom ständigen Haunted House oder bösen Puppen darstellen würde), bevor es recht blutdurstig die Passagiere überfällt. Und damit nimmt das Schicksal brutal seinen Lauf - und zwar sehr rasant. Ahnt der Leser zwar schon bald - auch anhand des deutschen Beititels -, wo der Hase hinhoppelt, falls er nicht gerade verstümmelt wurde, halten die Ideen des Autors und sein - zugegeben recht schlichter, aber gut lesbarer Schreibstil - das Buch am Köcheln. Ob nun ein Zweikampf, Schußwaffeneinsatz oder das Entfernen von Körperteilen sowie einige andere Schmankerl - es ist immer was los im Waggon. Es entwickelt sich ein Grusler mit etlichen blutigen Elementen, der aber nicht unappetitlich derb daherkommt. Eine feine Schauermär, die anfangs ganz kurz eine milde Erinnerung an "Midnight Meat Train" mit Vinnie Jones geweckt hat, bevor sie eigenständig ihren unterhaltsamen Weg macht und für kurzweilige Lesestunden zu sorgen weiß. Dafür, dass meine Erwartungshaltung nicht sonderlich ausgeprägt war, ein fantastischer und bärenstarker Trip durchs Seelenleben von Fahrgästen, die sich ihr Schicksal in düsterer Atmosphäre wohlverdient haben. Nach "Sparrow Rock" wurde ich alter Zweifler nun schon zum zweiten Mal eines Besseren belehrt, obwohl ich doch als Stammleser wissen sollte, dass man von Festa oder dem Imprint Deltus.de eigentlich gute Lektüre fast schon voraussetzen kann, auch wenn es hin und wieder Rezensenten gibt, die anderer Meinung sind. Na und. Es kann ja nicht alles der Überhammer sein und wer sich generell gegen diese Verlage wendet und schon aus Prinzip meckert, soll halt woanders kaufen. Walt Disney hat schließlich schöne Bilderbücher ohne allzu schwierigen Text. Ich jedenfalls bin es mal wieder zufrieden mit FESTA.  

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