Mittwoch, 24. September 2014

Buchreview "Atmosphäre" M. Laimo

Michael Laimo.NYPD-Veteran Frank Ballaro ist Ermittler aus Leidenschaft. Durch Zufall stößt er an seinem freien Tag auf einen grässlich verstümmelten jungen Mann, der ein mysteriöses Objekt umklammert - und trotz seiner schweren Verletzungen selig lächelt! Nach nur einem Wort - Atmosphäre - stirbt der Mann. Die bizarren Umstände schüren Franks Neugier, und er geht der Sache nach, obwohl sie sich seiner Zuständigkeit entzieht. Bei den Ermittlungen dekt er ein Grauen nach dem anderen auf - bis er sich mit dem Fall seines Lebens konfrontiert sieht, bei dem unzählige Leben auf dem Spiel stehen .... auch das seiner Tochter.

Ballaro, Detective kurz vor der Rente, aber immer noch engagiert, will nach einem harten Tag, der einen seiner Verdächtigen in einem Mordfall endlich in den Knast gebracht hat, endlich den wohlverdienten Feierabend antreten. Es ist Nacht, es schifft in Strömen und als er aus dem Auto steigt, glaubt er zuerst, er wäre in eine Pfütze gelatscht. Wie falsch er doch liegt. Schnell merkt er, dass die zähe Substanz Blut ist. Er will dem Blutfluss im Rinnstein zu dessen Quelle folgen, als ihn Schreie aufschrecken. Aus einer kleinen Gasse kommt ein nackter junger Mann gerannt und läuft direkt in ein vorüberfahrendes Taxi. Der Junge ist im Genitalbereich schrecklich verstümmelt  und murmelt als sein letztes Wort nur noch Atmosphäre. Die herbeigeeilten Kollegen und die Sanis kümmern sich um den Fall, da er sich nicht in Ballaros Revier ereignet hat. Natürlich tigert er dennoch mit ihnen in die Gasse, aus der der Mann gelaufen kam. Dort finden sie einen ähnlich zugerichteten Typen vor, der vor einem Loch in einem Zaun liegt. und trotz der ganzen Cops um den Verletzten herum taucht plötzlich hinter dem ein Glatzkopf auf, der sich den armen Kerl schnappt und mit ihm abhaut. Er springt in ein Loch zu einer Senkgrube. Unvorstellbar. Keine Leiter, aber sechs Meter tief. Ballaro will nicht aufgeben und nicht nur als Zeuge auftreten, er will an dem Fall mitarbeiten. Da Hector, der Captain des anderen Reviers, sein Freund ist, wird Frank inoffiziell mit in den Fall einbezogen. Was er nach und nach entdeckt, lässt sich ihm die Nackenhaare sträuben und er findet immer mehr Entführungsfälle, die durch fast gleich aussehende Glatzen begangen wurden. Seine Tochter Jaimie sieht an ihrem College und später in ihrer Stammkneipe auch solche zweilichtigen Figuren. Als dann auch noch der eingebuchtete Mörder aus seinem vorherigen Fall auf Kaution freikommt, ist das Maß für Ballaro voll. Doch er weiß nicht, welcher Schrecken ihn und auch seine Tochter noch erwartet.

Das Buch fängt recht gut und geheimnisvoll an, verspricht einigen Thrill. Es geht auch zügig voran und die Charaktere werden nach und nach beleuchtet, wobei sich Frank Barallo natürlich als sorgender Vater und kämpfer gegen das Böse auch emotional hervorhebt. Alle anderen Figuren sind eigentlich nur die Staffage für ein Horroszenario, das zwar hin uind wieder - speziell gegen Ende - etwas vogelwild und schräg rüberkommt, aber keinesfalls Langeweile verbreitet. Mögen manche Ideen auch an den Haaren herbeigezogen wirken, machte die Lektüre dennoch Spaß. Es ist zwar eine durchaus blutrünstige Story, die aber in der Hinsicht weit von den extremen Werken von Ryan C. Thomas "Der Sommer, als ich starb" oder gar den Herzattackenkrachern mit Hang zum Unappetitlichen von John Aysa entfernt ist, was dem Lesegenuss aber keinen Abbruch tut. Wenn man sich nicht über diverse Logiklücken oder vermeintlichen Unwahrscheinlichkeiten mokiert, wird man als Leser auch zufrieden sein. Was denn letztendlich hinter alldem steckt, lässt Michael Laimo lange offen, bringt die eine oder andere Wendung in die Handlung, die man schon als "verrückt-verspielt" bezeichnen kann, um dem Grauen auch seinen halbwegs nachvollziehbaren Weg zu öffnen, was denn doch mal zu einem Schmunzeln oder Kopfschütteln der ungläubigen Art anregt. Nichtsdestotrotz fand ich "Atmosphäre" eine lesenswerte und flott geschriebene Horrormär, die auch nicht auf jedes Klischee zurückgreift. So kann man lernen, dass nicht der Hardrock das ultimativ Böse ist, sondern Technogedudel, dass das Ozonloch andere als die propagierten Ursachen hat, dass Impotenz Leben rettet und Penner kämpferische Helden sein können. Falls man von Michael Laimo weitere Bücher veröffentlicht bin ich jedenfalls wieder dabei. Lieber manchmal unlogisch und etwas durchgeknallt, als ständig denselben Thrillereinheitsbrei um Kommissare, die mehr Lebensweisheiten von sich geben, statt zu arbeiten - und damit den Leser ins Koma schicken im Auftrag ihrer Autoren.

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