Samstag, 23. August 2014

Buchreview "Apokalypse Z"

Manel Loureiro. Mit rasender Geschwindigkeit verbreitet sich ein geheimnisvolles Virus von Russland aus über den Rest Europas: Diejenigen, die daran sterben, kehren als blutrünsitge Monster zurück und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Einer der wenigen Überlebenden ist ein junger Blogger, der Tag für Tag die Ereignisse dokumentiert. Dies sind seine Aufzeichnungen vom ende der Welt.

Ein dreißigjähriger Anwalt wurde von seinem Psychiater dazu angeregt, sein Leben in einem Blog festzuhalten, um nicht endgültig einer Depression zu erliegen, die ihn nach dem Tod seiner Frau erfasst hatte. Er hält fest, dass in einem der ehemaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion, in dem die Russen aber noch Soldaten stationiert haben, eine Basis von Terroristen überfallen wurde. Bald mehren sich Meldungen um Tote und Kranke. Viele europäische Staaten und auch die Amerikaner schicken Hilfskräfte an den Ort des Geschehens. Doch die Lage verschlimmert sich weiter. Sämtliche Hilfskräfte, viele davon selbst, erkrankt werden ausgeflogen und in ihr jeweiliges Heimatland gebracht. Russland macht die Grenzen dicht, sperrt bald das Internet, kann aber nicht verhindern, dass Flüchtlinge in die Nachbarstaaten abhauen. Putin verkriecht sich in einem Bunker und bald kommen keine Meldungen mehr aus Russland. Dafür mehren sich jetzt Katastrophenmeldungen aus Europa und den USA. Immer weiter breitet sich etwas aus, das in den Medien noch verharmlost wird und so von den Bevölkerungen nicht bestimmt werden kann. Ist es Ebola, die Vogelgrippe? Eine Nachricht aus Deutschland, in der es heißt, dass die Menschen Richtung Norden fliehen und eine nächtliche Ausgangsperre verhängt wurde, wobei die Kanzlerin Merkel androht, dass jeder sofort erschossen würde, der sich nach 20 Uhr noch im Freien befinde. Nur langsam dringt der Ernst der Lage auch nach Spanien und zu dem Anwalt. Immerhin deckt er sich mit Vorräten ein und hat eine Solaranlage auf dem Dach, sodass er und seine Katze, die ihm sehr wichtig ist, längere Zeit überleben könnten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Als die TV-Sender den Betrieb einstellen und die ersten Horden von Untoten durch die Straßen schlurfen, beginnt auch er zu begreifen, wie arg es die Nation doch beutelt. Und irgendwann muss auch er nach draußen. Es gelingt ihm recht clever, die Zombies in seiner Straße so weit abzulenken, dass er zu seinem Wagen sprinten und mit Katze im Korb wegfahren kann. Was er sieht, ist das reinste Grauen: Sicherheitszonen mit vielen tausend Menschen, beschützt von Guardia Civil und Soldaten, wurden einfach überrannt, die Körper zerfleischt. Doch nur jene, die derart hirngeschädigt waren, dass sie nicht wieder aufwachen konnten, sind am Verfaulen, der Rest stolpert durch die Stadt. Er schafft es dennoch in einen Hafen, wo noch ein Boot liegt, eher eine kleine Segeljacht, das keiner zur Flucht geklaut hat. Er kann es flottmachen und segelt los. Nach einem heftigen Sturm kommt er nach Vigo. Die Stadt ist zerstört, verfaulende Stapel von Menschenfleisch verstänkern die Luft. Einige hundert Meter vom Kai entfernt ankert noch ein Frachter mit lebenden Menschen an Bord. Ein Seelenverkäufer mit einem Ukrainer als Kapitän und zwei weiteren seiner Landsleute, sowie billiges Personal aus Pakistan. Schnell muss der Flüchtling feststellen, dass der Kapitän ein Gauner ist und ihn auch bald erpresst, mit einer Truppe in die Stadt zu gehen, um ein geheimnisvolles Paket abzuholen. Es wird eine Himmelfahrtsmission.

Mann mit Katze gegen Zombies. Fertig. Okay, ein paar Worte dann doch noch und einen Anwaltswitz verkneif ich mir dabei auch. Abgesehen von der Katze bietet das Werk keine Neuerungen im Genre. In Blog- und später Tagebuchform wird der Ausbruch einer Zombieseuche geschildert, wie man sie aus etlichen Filmen und Büchern schon kennt, wobei das Wort Zombie im Jahre 2007 für den Anwalt anscheinend immer noch ein Fremdwort ist. Spätestens als er vom Fenster aus sieht, was da rumschlurft, sollte auch er es begriffen haben. Naja, so schlimm ist das jetzt nicht. Es geht temporeich weiter, wird durch das Verhalten des Typen und einige skurrile Situationen - wenn er im Taucheranzug (ohne Flossen!) draußen rumspaziert - mit Humor versetzt, der aber nicht zu einem brüllenden Lachen reizt und eher etwas zum Schmuneln ist. Die Charaktere erfahren keinen sonderlichen Tiefgang, sind aber auch nicht wirklich auf solide Glaubwürdigkeit ausgelegt. Natürlich muss der Kapitän eines Seelenverkäufers ein Schurke sein. Der Dreißigjährige, der noch nie von Zombies gehört hat und nach dem Tod seiner Frau nur noch Halt bei der Katze findet. Alles recht oberflächlich. Dafür aber bleibt der Lesefluss erhalten. Also anspruchslos ist schnell, um es auf einen Nenner zu bringen. Seine - und unsere - Politiker kennt der Autor aber wohl. Merkel ist schnell dabei, Erschießungskommandos anzuordnen, Politker vertuschen die Angelegenheit und belügen das Volk, bis sie selbst in Sicherheit sind, Putin schottet sich ab. Und die Amis spielen nur ein Cameo. Ebenso die Chinesen, die ihre Städte dann mal gleich atomisieren (was ihnen auch nix nutzt). Insgesamt eine lockere Lektüre, die nie den Anspruch hat Anspruch zu haben, flüssig zu konsumieren ist, so gut wie keine Längen aufweist und nicht überhart daherkommt. Wie die meisten Kinofilme der letzten beiden Dekaden eher auf Massenware gestrickt und somit den vermeintlich umsatzreichsten Markt bedient, indem man Splatterorgien vermeidet und nur hin und wieder mal einen Biss schildert oder die verwesenden Körper erwähnt. Zudem kommt die Gedankenwelt des Protagonisten zu seiner Unkenntnis bezüglich der Ungeheuer gut rüber. Atmen sie, verwesen sie, können sie Schmerz empfinden usw.? Eine nette Zombiegeschichte für zwischendurch und auf jeden Fall unterhaltsamer als die Bücher zu "The Walking Dead". Das Buch erfährt demnächst die Veröffentlichung der Fortsetzung und die hoffentlich vom Verlag etwas sorgfältiger betreut wird. In der Übersetzung wird aus einer Sackgasse schnell mal eine Einbahnstraße, in der die Helden gefangen sein sollten, aus einem Slawen dann eine Slave gefolgt vom Slawen und aus der Reiseapotheke letztendlich die Reisapotheke. Und das sind nur Beispiele des Schindluders, das da getrieben wurde. Hier setz ich dann mal die Kritik an den Großverlagen an, die sich über Amazon mokieren (Teils berechtigt, teils aus eigenem Fehlverhalten) von dem ich zwar auch kein Fan bin und dort nichts ordere, aber selbst den Blick fürs eigene Geschäft und ihre Kunden verloren haben. Teuere E-Books, schlechte Übersetzungen, laut diversen Angaben Kürzungen aus Kostengründen, um am Gehalt für die Übersetzer zu sparen, schlechtes Lektorat und Korrektorat usw. Gerade bei Letzterem haben kleinere Verlage zwar nicht das Budget dafür, schneiden meist aber besser ab und machen sich nicht derart lächerlich. Und Verlage wie Luebbe sollten sich ihre Kontaktformulare auf deren Homepages gleich sparen, wenn sie eh nicht antworten wollen. 
Abgesehen von den vielen Fehlern betrifft das aber nicht das Buch. Wer nur leichte, seichte Unterhaltung sucht, die nicht langweilig wird, der ist hier schon richtig.

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