Dienstag, 13. Mai 2014

Buchreview "Pax Britannica: Unnatural History" J. Green

Jonathan Green. Zwei Monate vor den Feierlichkeiten zum 160. Kronjubiläum von Königin Victoria wachsen Unsicherheit und Unzufriedenheit in Magna Britannia. Eine revolutionäre Sekte namens Darwinian Dawn verbreitet Angst und Schrecken in Londons Straßen. Mysteriöse Schattenwesen streben nach Einfluss und Macht. Michts ist wie es scheint, während die Uhr des Big Ben das Jahr 2000 ankündigt - und damit das Ende der Welt.

Ulysses Quicksilver ist ein Dandy und Abenteurer. Derzeit wird er vermisst und sein Bruder will ihn nach achtzehn Monaten für tot erklären lassen und das Erbe einstreichen. Doch Ulysses kommt gerade rechtzeitig zurück, um dies zu verhindern. Sein Bruder ist nämlich ein spielsüchtiger Leichtsinnsvogel. Kaum hat sich der Abenteurer wieder eingewöhnt, wird er von Minister Wormwood gebeten, am Fall eines verschwundenen Wissenschaftlers zu arbeiten. Der verschwand nämlich nach einem Überfall auf das Museum, bei dem der Wächter getötet und etliches an wertvollem Kutlurgut zerstört wurde. Schnell findet er gemeinsam mit seinem treuen Bediensteten Nimrod erste Spuren und dann kommt auch noch die hübsche Tochter des Vermissten, um Ulysses inständig um Hilfe zu bitten. Wie kann er da abschlagen? Doch die Ermittlungen zeitigen schlimme Folgen. Ein Anschlag auf den Londoner Zoo kostet nicht nur viele zivile Opfer, es werden auch die Zootiere befreit. Und das sind keine niedlichen, kleinen Löwen. Nö, unter einem Tyrannosaurus Rex geht da gar nichts. Und erst einmal in Freiheit genießen die Viecher die Spaziergang in freier Wildbahn - und soviel Futter unterwegs. doch darum kann sich Ulysses keine Gedanken machen. Er hetzt hinter dem Attentäter her, verliert ihn dann aber in dem Getümmel. 

Steampunk meets Douglas Preston und Lincoln Child meets Terrorthriller meets James Bond im Dienste Ihrer Majestät. Die Sache mit dem Terror und den Hintermännern ist für Thrillerdauerkonsumenten schnell gelöst, aber den wirklichen Spaß macht auch die Geschichte um diese Anschläge herum. Und die herrlichen Anspielungen, wenn die Doktoren Galapagos, Mabuse oder Tesla heißen. Eigentlich hat man während der Lektüre fast ständig ein Schmunzeln im Gesicht. Und Tempo und Action kommen auch nicht zu kurz. Die Verfolgungsjagd durch London, die losgelassenen Ur-Viecher, die sich an allem laben, was ihren Weg kreuzt (so müsste mal ein "Jurassic Park" daherkommen) und natürlich auch Ulysses verschnabulieren wollen, ein Kampf über dem Abgrund, die Intrige - all dies sorgt für Kurzweil und der flotte Stil lässt den Leser das Buch nur so verschlingen. Ein paar Klischees werden abgearbeitet (Dampfbetriebene Queen), diverse Maschinenmenschen und Kritik am heutigen Zeitgeist, da alles, was die Darwinian Dawn bekämpfen will, in heutiger Zeit auch im Argen liegt. Ausbeutung, Arbeitsplatzabbau, Entrechtung, Überwachung usw. Doch tiefgreifend wird auf diese Missstände nicht eingegangen, denn ein Schwenk in die ernste Richtung hätte diesem bunten Allerlei voller Abenteuer und wilder Ideen vielleicht den Spaß genommen. Und dies war erst der Anfang. Weitere Bände sind von Jonathan Green schon verfasst worden. Müssen sie nur noch den Weg in den deutschen Handel finden. Schnell, unterhaltend, wild, abgedreht, actionreich, lohnenswert.

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