Dienstag, 20. Mai 2014

Buchreview "Dead Island" M. Morris nach dem Game

Mark Morris. Ein tropisches Inselparadies, wo du den Alltag einfach hinter dir lassen kannst. Willkommen im Royal Palms-Ressort-Hotel, das seinen internationalen Gästen jeglichen nur erdenklichen Komfort bietet. Willkommen an einem Ort, an dem sich der Himmel auf Erden in deinen schlimmsten Alptraum verwandeln wird. Ohne Vorwrnung bricht eine furchtbare Seuche auf Banoi aus. Gäste, Hotelangestellte und Inselbewohner verwandeln sich über Nacht in blutrünstige Untote. Für die wenigen Überlebenden, die aus bislang unbekannten Gründen imun gegen die Seuche zu sein scheinen, beginnt nun ein erbarmungsloser Kampf um Überleben.

Nicht lange dauert es nach der Ankunft der Gäste, dass der ewig besoffene Logan, Ex-Footballstar mit unrühmlicher Vergangenheit, in der Damentoilette, die er zum Reihern ausgewählt hatte, eine am Boden liegende Frau sieht, über die sich eine andere beugt. Noch das Grinsen ob seiner eher versauten Gedanken im Gesicht, stellt er fest, dass die knieende Tusse Blut und Fleisch ums Maul hat und sich schon wieder an der armen zweiten Person zu laben gedenkt. Er hat zügig ab und verschwindet auf sein Zimmer, da ihm den Mist ja eh keiner glauben würde. Nur Hotelangestellte Xian, die bei ihrer Hilfsaktion, mit der sie und Logan die Tobende in den Toiletten einsperrten, von der in die Hand gebissen wurde. Nach einigen Stunden wacht die mit Logan und Sam (einem ehemaligen Rapper, der hier einen Neuanfang sucht) auf die Insel geflogene Purna auf, weil sie Schreie hört. Logan wird gerade von einem Pagen attackiert und der genießt derzeit ein Stück aus der Schulter des ehemaligen Footballers. Und dann wird es geheimnisvoll. Ein Unbekannter ruft sie an und erzählt ihnen von dem neuen Virus, gegen das es kein Mittel zu geben scheint und dass über sechzig Prozent der Insel schon befallen sei. Nur einige Immune würden noch leben. Purna, Xian, Sam und Logan sind immunisiert und nun sollen sie sich durchschlagen, damit sie nach Anweisungen des Fremden die Insel überqueren können, um von dort per Heli ausgeflogen zu werden.Ein Höllentrip beginnt, die gesamte Stadt ist voller lebenden Toten, durch die sie sich einen Weg zur anderen Seite der insel suchen müssen. Sie finden Kampfgefährten, hilfsbedürftige Menschen und sogar eine Nonne in einer Kirche. Sie besorgen sich moderne Waffen und gehen ihres Weges.

Mark Morris musste sich bei seinem Roman ja an die Vorlage halten, konnte aber auch die Chance nutzen, seine Protagonisten etwas ausführlicher zu skizzieren. Dennoch kommen die Charaktere nicht über die gewohnten 08/15-Typen heraus, die viele solcher und auch sozusagen ambitioniertere Werke bevölkern. Ein bisserl Konfliktpotenzial, kleine Dramen aus der Vergangenheit (Logan könnte auch die Figur des Burt Reynolds in "Die Kampfmaschine" sein, was seine Verfehlungen angeht und der Rapper kann gleich als geläuterter Ice-T vermutet werden). Jeder bekommt ein Häppchen Drama und Purna wird die starke Kampfbraut und Anführerin. Gerne genutzt auch die ethnische Zusammensetzung der Gruppe (Ein Weißer, Ein Schwarzer, Eine Chinesin und eine Mischbraut mit weißem und Aboriginie-Anteil). Natürlich fehlen auch wie immer die nahezu ausgerotteten (immer noch ein echtes Beispiel in der amerikanischen "Ruhmeshalle", während sie sich anderen gegenüber als die großen Moralaposten und Gerechtigkeitsfanatiker aufspielen) Indianer. Also über diverrse Klischees hinaus kommt Morris mit seinen Figuren nicht. Wollte er vielleicht auch nicht, denn Gamer brauchen keine langen Umschreibungen oder gar Schachtelsätze, sie wollen schnelle Action. Die bekommen sie auch. Wie in einem Spiel müssen sich die Helden von einer Bredouille (Level) zur nächsten durchfighten. Da muss man mal durch einen Tunnel mit Krokoanteil. Gangster von ihren Waffen befreien und ganze Zombiehorden mit allen möglichen Mitteln plätten. Das geht zügig und manchmal auch matschig voran, Kannibalen kommen auch noch zu Ehren (und lernen bald kennen, wie das ist, wenn man lebendig gefressen wird), wobei diese dann noch als die Verursacher der Seuche hingstellt werden und als Experimente für ein Gegenmittel herhalten sollten. Naja, dazu kommt es nicht, wie zuvor erwähnt. Der Schluss ist schlicht dämlich. nicht nur wegen der Überfigur die dann doch nur kurz auftaucht und wegen des offenen Endes. Wie bei TV-Serien mit durchgehender Handlung, die dann mittendrin abgesetzt werden und man auf eine Lösung vergeblich wartet. Schnell konsumierbarer, recht brutaler Zombiegameroman, der in der Machart aber nur aus Versatzstücken besteht, die man schon bis zum Verdruss anderswo so gelesen hat. Ansonsten für die Zugfahrt, den Strand, die Zelle oder irgendwelche Pausen gute, unangestrengte Lektüre, die niemanden zwingt, sein hirn zu strapazieren. 

Keine Kommentare: