Samstag, 24. Mai 2014

Buchreview "Black Box" M. Connelly

Michael Connelly. Bei heftigen Rassenunruhen in Los Angeles wird 1992 eine junge dänische Journalistin brutal ermordet. Doch die Polizei hat alle Hände voll zu tun mit Plünderungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen überall in der Stadt, so dass Detective Harry Bosch kaum Zeit bleibt. Der Mord wird nicht aufgeklärt. Zwanzig Jahre später jedoch hat Harry plötzlich eine heiße Spur und setzt alles daran, den Fall endlich zu lösen.

Harry Bosch ist bei den Cold Cases eingesetzt. alte, ungelöste Fälle werden hier wieder aufgerollt. Er findet im Fall der toten Journalistin aus Dänemark eine erste Spur. Die Mordwaffe wurde auch später bei anderen Fällen benutzt. Also folgt er der Waffe. Verdächtig ist ein Gangmitglied, das derzeit im Bau einsitzt und vielleicht bald auf Bewährung rauskommen könnte. Das macht sich Bosch zunutze, um Informationen aus ihm rauszuquetschen. Was er erfährt, scheint ihn aber in eine Sackgasse zu führen. Die Waffe hat der  - vor zwanzig Jahren noch Kleingangster - Verbrecher im Garten hinter dem Haus gefunden. Er hat sie dann an einen seiner Anführer weitergegeben, um sich einen guten Namen, einen besseren Status in der Gang zu sichern. Boschs Nachforschungen ergeben aber, dass der Typ wiederum seit Jahren tot ist. Und zu diesem Zeitpunkt fährt ihm sein neuer Lieutenant in die Parade. Er will ihm einen anderen Fall zuweisen, der vermeintlich schneller zu lösen sei.Cheffe geht es nur um die Statistiken, mit denen er dann vor dem Polizeichef sein Engagement beweisen will. Und der Polizeichef will vor allem in der Presse gut dastehen und lässt Harry bei seiner Beschwerde glatt auflaufen. Im Gegenteil: Bosch wird sogar Gegenstand von internen Ermittlungen. Und zu Hause braut sich auch was zusammen. Er selbst hat ein schlechtes Gewissen, weil er seine Tochter so oft allein lässt, die wiederum will sich von ihm in ihren Wunsch auch zur Polizei zu gehen, nicht reinreden lassen und seine Freundin Hannah fängt an, die Sache mit der gemeinsamen Wohnung zu forcieren, wovor er aber irgendwie noch zurückschreckt. Er arbeitet trotz gegenteiliger Anweisungen weiter an dem Fall und als man ihn weniger freundlich auf andere Straftaten ansetzen will, nimmt er Urlaub und geht der Sache im Alleingang nach. Nicht ohne Sorge wegen der Internen auf seinen Hacken. Was er in Händen hält, sind Indizien, dass sich bei einer Reportage der Dänin im ersten Golfkrieg etwas Schlimmes ereignet haben muss und von dort auch die Waffe eingeschmuggelt wurde, mit der die Frau getötet wurde. Je näher er der Antwort kommt, umso gefährlicher wird die Angelegenheit. 

Bosch - Aus Erfahrung gut (Okay, ist natürlich geklaut, der Spruch). Der Leser der Reihe um den Detective weiß aus Erfahrung, dass er mit jedem neuen Bosch ein gutes Buch in Händen hält und Bosch ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Polizei mit seiner Erfahrung gut. Und Michael Connelly lässt seinen Ermittler mit eisernen Prinzipien und eigenem Willen, der manchmal auch etwas mit Sturheit zu tun hat, akribisch und äußerst genau die einzelnen Schritte der Ermittlung, der Einsicht der Akten und Befragung von Zeugen durchgehen. Jede kleine Spur, jeder Hinweis wird aufgeführt, der Weg dahin erläutert. Irgendwie scheint Bosch aber auch etwas Altersmilde auszustrahlen, wenn er mit seiner Tochter zusammen ist oder wenn er auf seine Art mit den Leuten - speziell den Kollegen - zu sprechen hingewiesen und dies als forsch und unhöflich verstanden wird. Er versucht tatsächlich, dies bei seinem Partner zu ändern, was den total überrascht. Er ist es gewohnt, nur mit dem Nachnamen angesprochen zu werden und es ist ihm auch recht egal mittlerweile. Weniger mild zeigt sich Bosch gegenüber Vorgesetzten, die nur auf Kosten der Ermittler glänzen wollen, Statistiker statt Polizisten sind, und natürlich gegenüber seinen Gegnern im Finale. Und die Vorgänge aus "Der Widersacher" sind auch noch nicht richtig ausgestanden, wie er bald feststellen muss. Irgendwie bewegt er sich überall auf dünnem Eis. Er wäre aber nicht Harry Bosch, wenn er nicht seinen eigenen Regeln folgen würde. Aufgrund der ausführlichen Schilderung der Ermittlungen dauert es seine Zeit, bis sich etwas Tempo und Spannung in dem Buch einstellen und man erwartet nicht unbedingt, dass es bald schneller vorangeht und wer dann am Ende die Täter sind. Und zum Finale hin wechselt die Indiziensuche, die langwierige Befragung von Zeugen dann doch in einen bleihaltigen Showdown mit selbstgerechter Note - aber ein Dirty Harry ist er deswegen noch lange nicht. Doch das Buch mit der persönlichen Note, die Connelly seinem Protagonisten mal mehr, mal weniger in den letzten zwanzig Jahren mit auf den Weg gegeben hat, birgt für Bosch auch noch eine negative Überraschung, mit der er wahrlich nicht gerechnet hat und die der Autor sicher im nächsten Buch weiterverfolgen wird. Aber wenn der Verlag die Reihung einhält, wird erst enmal Mickey Haller einen Auftritt haben, bevor Bosch in seinem neunzehnten Fall ermitteln darf. Apropos Haller - Michael Connelly bietet zum Jubiläum wieder viele alte Bekannte von Bosch auf. Manchmal aktiv, manchmal nur erwähnt. Gerade in diesen Fällen sowie der Entwicklung seiner privaten Situation wäre die Kenntnis der vorherigen Werke von Vorteil, was die einzelnen Fälle angeht, aber nicht. Und wie es sich gehört, wird auch wieder ein Schauspieler, der in der Verfilmung eines der Bücher von Connelly eine Rolle hatte, kurz eingebaut. Nach Clint Eastwood ("Blood Work") und Matthew McConaughey ("Der Mandant") nun Ryan Phillippe (ebenfalls "Der Mandant"). Insgesamt gewohnt gute, wenig hektische Thrillerkost, die aber leider etwas in Routine ausartet und besonders in der ersten Hälfte die Spannung vermissen lässt.  

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