Samstag, 22. März 2014

Buchreview "Erbarmungslos" M. Henshaw

Mark Henshaw. Nachdem ihr erster Einsatz in einer Katastrophe endet, wird die junge Agentin Kyra Stryker zu Schreibtischarbeit verdonnert. Sie soll mit dem arroganten Analytiker Jonathan Burke zusammenarbeiten, der sich mit seinen Chefs angelegt hat. Als kurz darauf bei einer Razzia in Taiwan chinesische Spione erschossen werden, plant China die Invasion des Inselstaates. Kyra und Burke erhalten die Chance, sich zu rehabilitieren; sie sollen einen chinesischen Überläufer aus seinem Heimatland herausholen, der über Geheimwissen verfügt. Doch ihre Aufgabe entpuppt sich als Himmerfahrtskommando. 

Kyra Stryker wird in Caracas, Venezuela, als Spionin enttarnt. Bei einem Treffen mit einem Informanten entpuppt sich dieser als Doppelagent und will sie festnehmen. Sie kann fliehen, wird aber angeschossen. Nachdem sie sich in einem Safe House versorgt hat, liegt sie Richtung Heimat. Dort muss sie erst einmal wegen der schmerzhaften Verletzung und der Befragung hinsichtlich des Falls sechs Monate aussetzen, die sie nicht nur mit Training, sondern auch erhöhtem Alkoholkonsum erträgt. Nach dieser Zeit wird sie zur Analyse versetzt. Warum wird ihr bald klar. Mit ihr will keiner zusammenarbeiten, weil sie als schwierig gilt und der Boss der Analytiker, Jonathan Burke, erweist sich als extrem arrogant und von sich eingenommen. Dennoch müssen sie zusammenhalten, als die Krise um Taiwan beginnt. Nach einigen diplomatischen Noten, die hin und her gingen, macht sich China daran, den um Selbstständigkeit ringenden Inselstaat zu attackieren. Dabei können sie nicht nur eine kleine Insel vor Taiwan einnehmen, sondern schaffen es auch zwei Kriegsschiffe zu vernichten, die Taiwan von den USA gekauft hat. Die Frage ist bloß wie? Kein Radarkontakt, keine Sichtung, kein U-Boot? Antwort darauf kann vielleicht Pioneer geben, ein für die Amerikaner spionierender Einheimischer in hoher Position. Doieser hat nur auf so eine Gelegenheit gewartet, um sich mit brisanten Informationen abestzen zu können. Überraschend werden Burke und Stryker ausgesucht, den man zu retten - ganz besonders natürlich die Nachrichten, die dieser mitbringen kann.

Mark Henshaw steigt in seinen Erstling (Verlagsangabe) mit der Rückblende auf die Ereignisse in Venezuela und danach ist es erst einmal vorbei mit Tempo. Seine Protagonistin, die eher lustlos wirkt, vom Alkohol leicht umnebelt und enttäuscht, dass man ihr die Schuld an den Vorfällen und dem schiefgegangenen Auftrag gegeben hat, quält sich, noch immer leicht vom Schmerz der wunde geplagt, zu ihrer Chefin, die sie dann schnurstracks in die Kellergewölbe der Agency führt und sie mit dem Leiter bekannt macht. So lernt der Leser zwei Protagonisten kennen, die angeblich unsympathisch oder alkoholabhängig sind und mit anderen Menschen nicht können, stolz auf ihre soziale Inkompetenz sind, da andere ja weit unter ihrem Niveau seien. Diese "Merkmale" werden aber schnell aufgegeben, als die beiden in einen Einsatz müssen. Plötzlich erscheinen sie so normal wie jeder Massenwarenromanheld zu sein hat. Als die Chinesen sich Taiwan einverleiben wollen, werden einigen kleine Actionpunkte gesetzt, aber nicht mitreißend oder völlig überzeugend. Danach herrscht der klassische Spionageroman vor, aber die Geschichte ist zu simpel, zu leicht, die Trennung zwischen "Gut" (Amis, Taiwan) und "Böse" (die fiesen, hinterhältigen Chinesen) zu klar. Es gibt keine überraschenden Wendungen - eigentlich gar keine - und nur zum Ende hin eine notwendige Info, die noch mit dem Jugoslawienkrieg zusammenhängt. Wenn ich dann auf der Rückseite die Lobpreisung wie "Eines Tom Clancy würdig." lese, dann ist Mark Henshaw bestenfalls ein Baby-Clancy, denn die vermeintlich originellen Charaktere verblassen schnell, vom Komplexität wenig zu spüren und Details, wie sie viele Agententhriller - man denke an Ludlum - auszeichnen, sind auch eher Mangelware. Der Mittelteil wird vor Allem durch die Diplomatie beherrscht, in die Regierungsvertreter das Eine sagen und das Andere meinen. Erinnert an die derzeitigen realen Geschehnisse um die Krim und die Ukraine. Unterschied? Wie schon beim russischen Testlauf in Georgien halten die mit ihren Treue- und Hilfeschwüren schnell vorpreschenden Amerikaner sich fein aus der Sache raus, bis auf etwas politisches Ballyhoo und lassen die anderen machen. Auf die Art kann sich Putin nach und nach den Rest seiner früheren Teilrepubliken problemlos einsacken. Vermutlich lässt er sich aber viel Zeit und die alten Spezis erst noch finanziell und strukturell von der EU und hauptsächlich Deutschland aufbauen und kassiert sie dann erst ein. Und die eh als geduldig bekannten Chinesen, hier als die Bösen skizziert, werden sich das aus der Entfernung shön anschauenund irgendwann vielleiccht auch mal beginnen, sich in der Formosa-See ein Inselchen nach dem anderen einzuverleiben und der großsprecherische Ami kuscht wieder. Wie denn auch - Geld haben sie keins, um Krieg zu führen, aber fette Schulden bei den Chinesen. Zumindest könnte es so kommen. Ein Szenario wie in ihren und dem vorliegenden Romanen oder ihrer ruhmreichen Vergangenheit kriegen sie nicht mehr hin. Und schon gar nicht so einfach, wie in diesem recht simpel gestrickten Agentengeschichtchen, das schnell und leicht zu konsumieren ist. Thriller für den Strand, frei von jeglichem Konzentrationszwang.

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