Samstag, 22. Februar 2014

Buchreview "Gefahrenzone" T. Clancy, M. Greaney

Tom Clancy (Idee, Charaktere) + Mark Greaney (Autor, Lohnschreiber). Für Jack Ryan ist die Stunde der großen Entscheidung gekommen. Und noch nie war der Einsatz so hoch. China will sich Taiwan einverleiben. Doch die Insel steht unter dem Schutz der Vereinigten Staaten. Kann Jack Ryan den Krieg der Supermächte verhindern?

China will sich nicht nur Taiwan einverleiben. Aufgrund massiver wirtschaflticher Probleme will der Staatenlenker das gesamte chinesische Meer unter ihre Kontrolle bringen, was auch die Anrainerstatten wie Indien, Taiwan, Vietnam, Malaysia oder die Philippinen unter ihren Einflussbereich bringen würde. Um dies zu erreichen, müssen erst einmal die Amerikaner in Schach gehalten werden. Dies geschieht mit einem massiven Cyberangriff auf die USA. Nicht nur der Kommunikationsausfall mit den Streitkräften droht, auch Kernlkraftwerke oder Verkehrsbetriebe sind betroffen. Um den US-Geheimdiensten (auch den verborgenen, illegalen) ebenfalls das Wasser abzudrehen, erpresst man diverse Mitarbeiter in entsprechenden Positionen der regulären Dienste und wird so auch über alle Vorhaben der Regierung informiert,die man sich nicht über Trojaner oder virenverseuchte Netze holen kann. Das führt dazu, dass man Verdächtige, die von den Amerikanern observiert werden, schnell ausschalten kann oder zumindest dann das sichere Haus und die Wachen eliminiert, wenn die US-Leute schneller waren. Jack Ryan jr. muss dann mit seinen Kollegen John Clark und Domingo Chavez raus in den Einsatz. während sein Vater, der Senior der Familie, als Präsident versucht, den Konflikt in Verhandlungen zu lösen. Jack jr. nimmt an einer Mission in Hongkong teil, bei der ein chinesischer Hacker, der für die Infiltrierung der amerikanischen Netze verantwortlich ist, in die USA geholt werden soll. Es gelingt zwar, aber nur unter Verlusten. Auch, weil eine andere US-Behörde dazwischenfunkt und der Einsatz im Chaos endet. Bald machen die Chinesen ernst und greifen provozierend kleinere Patrouillen der Amis und deren Verbündeter in der Umgebung von Taiwan an. Sobald sich die Attackierten wehren, spricht man in China Verbrechen gegen die stolze Nation der Chinesen. In einer letzten riskanten Aktion wollen Jack jr. und seine Leute den Ausbruch des Krieges verhindern.

Da der eigentliche Autor von "Gefahrenzone", Mark Greaney, der übrigens nur auf Seite drei im Zusammenhang mit dem Buch einmal erwähnt wird, sich an gewisse Vorgaben was Charaktere und Handlungsstrang zu halten hatte, kann ihm kein Vorwurf über die einseitige Darstellung der Figuren gemacht werden. Verräter und Chinesen sind fies, link, häßlich und schlicht unerträglich, während auf US-Seite selbst die miesesten Machenschaften und Personen, die dem Erfolg der USA in irgndeiner Form zuträglich sind, in den hellsten Farben geschildert werden. Noch dazu dreht man im fiktiven Spiel die Realitäten mal schnell um. Waren in der wahren Welt noch die Amerikaner zusammen mit Gierbänkern Auslöser von Finanzkrisen und die NSA der USA die Ausspäher der (freien?) Welt, wird der berühmte Schwarze Peter (dürfte der beim heutigen political correctness-Wahn überhaupt noch so heißen) den Chinesen zugeschoben. Diverse amerikanische Rechtsverletzungen wie die illegale Finanzierung einer illegalen Geheimdienstorganisation über Insiderinformationen, die sich die Dienste beschaffen und damit an der Börse und in Währungen spekulieren, lässt man ebenso unter den Tisch fallen, wie Angriffe gegen eine Nation, die sich offiziell nicht im Krieg mit den USA befindet. Zweierlei Maß. Was die USA dürfen, ist längst noch nicht dem Rest der Weltgemeinschaft gestattet. Wieder ein Paradebeispiel, wie gerne man sich noch als alleiniger Weltpolizist sähe. Und dazu musste man sich natürlich noch den amerikanischen Wunschtraum ins Buch formulieren: China geht aufgrund von den gleichen Wirtschaftsverfehlungen wie faule Kredite oder Immobilienblasen, die sich schon in den USA abgespielt haben (real, aber das bleibt selbstverständlich unerwähnt), ökonomisch den Bach runter. Würde dazu führen, dass die Chinesen als Konkurrent in der Wirtschaft und um Öl wegfallen, der Rüstungsaufbau stockt und man die US-Schulden bei dem Land, das die Amis finanziell zumindest real fast schon in der Tasche hat, zu sehr günstigen Bedingungen wieder abbauen könnte. Das Buch und die Story bieten wenig Neues - die Konflikte um Taiwan und diverse Inselchen wurden schon von anderen Autoren kurzweiliger abgearbeitet -, Action wird punktuell und auf über 846 Seiten verteilt eingesetzt und macht das Werk nicht zum schnellen Reißer. Insgesamt ist das alles ordentliches Mittelmaß (es gab schon schlechtere) des "Ersatzautors", der aber auch einige Ungereimtheiten enthält. Ich vermute, dass es auch bei Tom Clancy so werden wird wie dereinst - eigentlich auch jetzt noch - bei Robert Ludlum. Nach dessen Ableben wurden diverse Manuskripte "entdeckt", die dann Auftragsautoren verfasst haben oder seine Reihen wie Covert One oder Bourne wurden von anderen Schriftstellern weitergeführt. Auch von Tom Clancy ist mindestens noch eines auf Halde, das übersetzt werden muss, danach werden wir sehen. Der Name allein schon ist jedenfalls eine Kuh, die man noch schön weiter melken kann. Tut man ja schon mit den bisherigen "Zusatzautoren" - und ich war immer dabei. Muss aber zu meiner Ehrenrettung sagen, dass ich sie seit geraumer Zeit nur noch günstiger gebraucht erworben hab. Der volle Preis war es mir nicht mehr wert. Für Fans und Gelegenheitsleser okay, aber im Vergleich zu früher und auch vielen Konkurrenten auf dem Markt eindeutig unterlegen. Wer Kriegsszenarien will, sollte zu Eric L. Harry (vier eindeutig gelungenere Bücher) greifen und wer sich mit Terrorismusbekämpfung im America First-Stil unterhalten will, nehme Brad Thor, Ben Coes, den deutschen Martin Kay oder den letzten Don Winslow mit dem Titel "Vergeltung".

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