Samstag, 4. Januar 2014

Buchreview "Ein schmutziges Geschäft" G. Pelecanos

George Pelecanos. Spero Lucas hat als Privatermittler eine Nische entdeckt: Das Auspüren verlorener Gegenstände. Er tut das schnell und ohne Fragen zu stellen; sein Anteil beträgt 40 Prozent. Jetzt engagiert ihn der in Haft sitzende Drogenboss Hawkins. Lucas soll ein verschwundenes Päckchen aufspüren und außerdem herausfinden, wer Hawkins ins Geschäft pfuscht. Wie immer ist Lucas erfolgreich: Er treibt die Ware auf, kassiert das Geld - und dann entgleiten ihm die Ereignisse. Schnell wird er selbst zum Spielball, tief verstrickt in ein Netz aus Korruption und Gewalt.

Lucas ist als Ermittler ohne Lizenz für den Anwalt Tom Petersen tätig und erledigt einen Job, der zum Freispruch der Mandanten des Rechtsverdrehers führt, der sich mal schnell ein Auto geliehen hatte, das ihm nicht gehörte. War so ein verzogenes Jüngelchen, dessen Eltern ihn mit Kohle verwöhnten und der glaubte sich alles erlauben zu können. Wie wahr, denn der Anwalt konnte ihn gegen sehr gute Entlöhnung rauspauken. Danach lässt sich Lucas für einen nächsten Auftrag anheuern, der ihn über Petersen als Vermittler aus dem Knast heraus erreicht. Er soll für einen einsitzenden Drogenboss, dessen Geschäfte draußen natürlich weiterlaufen, verschundene Pakete mit Gras finden. Dessen Geschäftsmodell war einfach: Man spioniert eine ruhige Wohngegend aus, sucht
sich die Häuser, die den Tag über verlassen sind, weil die Bewohner arbeiten und lässt dann dahin die Pakete mit der Sore schön mit dem Postversand liefern. Über's Tracking verfolgt man die Ware und weiß, wann man sie vor dem Haus abholen kann (Ob das hierzulande so simpel wäre, glaub ich nicht, da a) die Trackinangaben bei den diversen Anbietern durchaus als recht flexibel deutbar zu bewerten sind und b) zumindest die meisten Paketauslieferer die Ware nicht einfach vor die verlassenen Hütten des Kunden legen - auch wenn es hier durchaus unrühmliche Ausnahmen gibt.). Leider wurden in letzter Zeit einige der Pakete entwendet, bevor man ihrer habhaft werden konnte. Lucas soll die Pakete finden und seinen Anteil kassieren. Er schaut sich in der Nachbarschaft um, befragt die Leute, erhält sogar einen ersten Hinweis. Und bald hat er den Plan durchschaut, die beiden Männer des Bosses wollten selbst mal kassieren und haben den Stoff weiterverkauft. Doch Lucas soll nun eben das Geld wiederbeschaffen, aber die beiden Loser in Frieden lassen. Feine Sache denkt er und macht sich wieder ansWerk. Er stößt auf korrupte Bullen, einen Jungen, dessen Aussage den Schüler in Gefahr bringt, einen perfiden Plan und auch das Geld. 

Da schreibt ein griechisch-stämmiger Autor über einen griechisch-stämmigen Ermittler (Beide anscheinend noch nicht von der deutschen Regierung finanziert - aber dafür haben wir ja dass Buch bekommen, um es für gutes Geld in Deutschland zu kaufen und so einen weiteren Anteil zu Griechenlands Aufschwung zu leisten. Aber das kann wenigstens jeder für sich selbst entscheiden, ohne dass ihm mit fadenscheinigen Begründungen per noch fadenscheinigerem Gesetz oder Solidaritätszuschlägen das Geld aus den Taschen entwendet wird.) mit einer erfrischenden Geschäftsidee und weniger moralischen Skrupeln, als man für legale Arbeit haben sollte. Er übernimmt jeden Auftrag, egal in welchem Zusammenhang; nur als Killer arbeitet er nicht. Lucas wird ausführlich vorgestellt mit dem Hang zu guter Kleidung, gutem Essen, Waschbrettbauch, breite, muskulöse Schultern und Ex-Marine rund 1,85 Meter groß. Den bezeichnet der Autor dann als unscheinbar und niemandem je in der Menge auffallend - und da der Protagonist nach seinem Dienst im Irak mit seinen 29 Jahren noch nicht genug Schnecken abbekommen hat, puckert er jede, die nicht zügig genug aubhaut. Und das tut ja auch keine. Wohl, weil er so "unscheinbar" ist. Nach Abschluss des ersten Auftrages kommt es einem vor als halte es Spero Lucas mit Balu, dem Bären:" Versuch's mal mit Gemütlichkeit". Der Leser erfährt viel über die Klamotten, die die Figuren so tragen (Mit Markennamen wird nur so um sich geworfen, brachte sicher noch etwas Taschengeld zusätzlich für Product Placement. Als armer Grieche muss man ja jeden Cent nehmen, am besten die aus Deutschland.), diverse Restaurants und ihre umfangreichen Speisekarten oder Biersorten bekommen ihren Auftritt und natürlich den südlich geprägten familiären Zusammenhalt, bis endlich Fahrt in die Sache kommt. Und gegen Ende zeigt sich auch das Potenzial, das in dieser neuen Ermittlerfigur steckt. Denn wenn er gegen seine Feinde vorgeht, dann im Stile des knallharten Marines - ohne jegliche Skrupel. Leider kann das den längeren und geschwätzigeren Part zuvor nicht vergessen machen, aber einige Sätze über die Pläne der neuen Serienfigur, wie sie sich auf ihre Berufswahl nun gezielter vorbereitet, lässt noch etwas Hoffnung aufkeimen, dass das zweite Buch Spero Lucas vielleicht etwas zielstrebiger und actionreicher daherkommt. Die Idee an sich ist gelungen, der roman selbst nicht der große Knaller, aber für einen leichten unangestrengten Konsum durchaus geeignet. Doch wenn Stephen King angeblich sagt:"George Pelecanos ist sehr wahrscheinlich der größte lebende Spannungsautor.", dann kann er in Bezug auf dieses Buch hier wohl doch nur die Körpergröße des Autors gemeint haben. Pflichtlektüre ist "Ein schmutziges Geschäft" nämlich nicht. Vielleicht aber ist es nur ein überlanger Prolog.

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