Freitag, 8. November 2013

Buchreview "Ein ganz einfacher Plan" Scott Smith

Scott Smith. Nichts stört die Stille in dem verschneiten Ort in Ohio. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis die drei Freunde Hank, Jacob und Lou bei einem ihrer Streifzüge durch den Wald in einem Flugzeugwrack 4 Millionen Dollar finden. Einfach so. Sie beschließen, das Geld zunächst noch zu verstecken und es erst zu verbraten, wenn die Luft wirklich rein ist. Ein ganz einfacher Plan. Aber einfache Pläne haben die Angewohnheit, in kürzester Zeit äußerst kompliziert zu werden.

Hank, sein Bruder Jacob und dessen bester Freund Lou sind unterwegs auf den winterlichen Straßen im ländlichen Ohio nahe ihrer Heimatstadt, als ein Fuchs die Fahrbahn quert und sie abrupt bremsen müssen, was zur Folge hat, dass sie in eine Schneewehe donnern. Jacobs Hund Mary Beth macht sich auf die Verfolgung des tierischen Störenfrieds und die drei Kerle hinterher. Sie kommen in ein Waldstück und finden dort eine abgestürzte Maschine vor. Nach einigem Hin und Her krabbelt Hank durch die verklemmte Tür ins Cockpit und findet dort den Piloten tot vor, die Krähen knabbern ihm schon frech die Augen raus und beobachten die drei Menschen bei ihrem Tun. Hinter den sitzen findet Hank einen Matchsack voller Barem. Kurze Beratung und sie sind sicher, dass das Geld behalten wird. Man zählt es und einigt sich darauf, es mindestens ein halbes Jahr zu verstecken, bis man sicher sein kann, dass niemand die Kohle vermisst und es erst dann auszugeben. Doch leider geht das alles nicht so simpel vonstatten. Statt Stillschweigen zu bewahren, erzählt es Hank seiner Gattin und Lou seiner Freundin, nur der schüchterne und fettleibige Jacob hat niemanden, dem er davon erzählen könnte. Doch das ist nicht alles. Bald wollen die ersten das Geld lieber schon früher haben, um Schulden zu tilgen oder Anschaffungen zu machen. Leichtsinn und Misstrauen gehen Hand in Hand. Kurz darauf geschieht der erste Mord und dann läuft aber wirklich alles aus dem Ruder. 

Nach seinem eigenen Roman hat Scott Smith dann auch das Drehbuch für den Film "Ein einfacher Plan" von Sam Raimi verfasst und sich eine Oscarnominierung eingeheimst. Jahre später hat er dann auch das Buch "Dickicht" geschrieben, das dann im Film zu "Ruinen" wurde. Ganz zu Beginn hatte ich die starke Vermutung, dass sich das Ganze auch in eine Mystery-Richtung wenden könnte, als sich die Krähen doch sehr auf die Beobachtung der Menschen konzentrierten, doch diese Richtung wurde dann nicht verfolgt. Es entwickelt sich vielmehr ein Thrillerdrama um Menschen, die im Hinterland so recht und schlecht zurande kommen. Zwei arbeitslos und nur einer mit Gattin, Haus und Job gesegnet und auf dem Weg in eine sichere Existenz. Das ist der Ich-Erzähler Hank, der auch als Sympathieträger gelten mag, bis die Kacke plötzlich am Dampfen ist. Mit fortlaufender Seitenzahl treten die Abgründe in der Seele der Beteiligten immer mehr zu Tage, werden Masken abgeworfen und das wahre Ich zeigt sich sehr deutlich. War es früher gut verborgen, vielleicht sogar nur unbewusst vorhanden, bricht es sich jetzt Bahn. Meine persönlichen Sympathien haben sich schnell auf den eher unbeholfenen Jacob übertragen, der keine eigenen Entscheidungen treffen kann, dem alles unangenehm ist und der sich nur in den Strudel durch seinen Freund und den Bruder hineinziehen lässt. Klar will er auch das Geld, aber nicht zu dem Preis, der dann zu zahlen ist. Sein Kumpel Lou kommt da schon eher als der Hinterwäldler daher, der sich nicht sonderlich um Recht und Gesetz schert, aber auch kein Gewohnheitsverbrecher ist, der Mord und Totschlag predigt. Hank ist derjenige, der die frappierendste Veränderung durchmacht und sichzu einer echten Drecksau entwickelt, immer unterstützt von seiner Ehefrau, die sich plätzlich als ein eiskaltes, berechnendes Biest entpuppt, das sich mit dem Geld endlich den Wohlstand und das Ansehen sowie die Bequemlichkeit kaufen will, die sie wegen der Ehe aufgeben musste. Gebildet und anscheinend auch verwöhnt, ist sie bereit, über Leichen zu gehen und ihren Mann hat sie im Griff. Und der? Redet sich ständig ein, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände ist, findet dauern Rechtfertigungen und hält sich bis zuletzt für einen guten Menschen. Insgesamt eine spannende, flüssige Story, die es jedem selbst überlässt, wie er die Taten der Protagonisten werten will. Und es bleibt über die gesamten 480 Seiten ein überdurchschnittlicher Thriller, den man nur schwer aus dem Gedächtnis verdrängen kann. Schade, dass es von Scott Smith bisher nicht mehr zu lesen gibt.   

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