Freitag, 15. November 2013

Buchreview "Der Profi" F. Llobera

Fernando S. Llobera. Lucca Corsini , Auftragskiller und Problemlöser der Mafia, ist der Beste seines Fachs. Er wird gerufen, wenn es hart auf hart kommt. Als in Spanien über Nacht mehrere Bosse ermordet werden, steht nicht nur die Polizei vor einem Rätsel, sondern auch die Mafia selbst. In einem korrupten Madrid, das den Gesetzen von Immobilienhaien und Finanzinvestoren  gehorcht, spielt Lucca auf der Jagd nach der Wahrheit ein doppeltes Spiel. Dabei benötigt er all seine Coolness und erfahrung - und muss vor allem seine Schwäche für die ermittlende Polizistin  bekämpfen. Eine echte Herausforderung für einen Profi.

Lucca Corsini ist im Auftrag der russischen Mafia unterwegs. In Istanbul soll er den Amis einen ihrer gesuchten Terroristenführer für einige Millionen verkaufen. Den Russen sind lukrative Geschäfte mit den ehemaligen Feinden lieber, als unberechenbare Arabs. Der Austausch geht recht glatt über die Bühne und Corsini bekommt seinen nächsten Job. Er muss nach Spanien. Genauer nach Madrid. Dort wurde mittlerweile der zweite Statthalter der Russenmafia in Spanien erledigt, nachdem es zuvor schon einen auf Mallorca per Granate im Swimmingpool zerfestzt hat, was die Polizistin Cruz Navarro auf den Plan bringt. Sie wird von ihrem Chef ebenfalls nach Madrid entsandt. während sie sich mit ihren neuen Kollegen einarbeitet, trifft sich Corsini mit den verschiedenen Russenbossen, um Informationen auszutauschen. Keiner kann sich vorstellen, wer ihnen ans Leder will. Verdächtige gibt es viele, aber ob die sich die Sache wirklich zutrauen? Die Türken, Marokkaner oder Chinesen sicher nicht. Bald erfährt Corsini, dass sich ein Geschäft anbahnt, in dem die Russen eine Bordellkette von einem Spanier übernehmen wollen und dazu ein Consultingunternehmen mit ins Boot nehmen, das unter den Auswirkungen der Finanzkrise zu leiden hat. Was die Russen nicht wissen, ist, dass innerhalb des Ladens diverse kleine Machtkämpfe um die beste Position ausgetragen werden. Mit Fortdauer der Ermittlungen stößt Corsini auch auf die Hintermänner der Aktionen und den Killer, der sich als Psychopath erster Güte entpuppt. Und auch Hilfskommissarin Navarro blickt bald durch, sodass sich ihre Wege kreuzen.

Zuerst einmal wieder fiel das fast schon gewohnte Verlagsmotto auf, von irgendwelchen Reihen um eine Buchfigur nicht mit dem ersten Band zu beginnen, sondern doch irgendeinen mittendrin zu nehmen. Fällt natürlich auf, wenn der Ich-Erzähler ständig Bezug auf vorangegangene Ereignisse nimmt. Scheißpraxis ist das. Tja, und dann die Sache mit dem Killer als Protagonist. Es ließ sich für mich nicht vermeiden, sofort Vergleiche mit Victor von Tom Wood anzustellen - und gegen den verliert Lucca Corsini um Längen. Was die versprochene Coolness in der Tagline auf der Rückseite angeht, dürfte die daher stammen, dass der Klappentextverfasser das Buch wohl zuvor zwei Tage im Eisfach seines Kühlschranks abgelegt hatte. Grundsätzlich passiert erst einmal nicht viel. Die ersten drei Morde an den Russenbossen geschehen im Off - es wird immer nur darüber geredet. Zwei kleinere Keilereien, eine Erschießung und eine Autoexplosion mit zweoi Toten und einigen Verletzten, alles in wenigen Worten dargebracht, und schon sind über 300 Seiten vorbei. Also faszinierende, schnelle und fetzige Action gibt es nicht. Die Erzählart aus der Ich-Perspektive macht das Buch zudem zu einem recht geschwätzigen. Da wird über die Probleme der Kommissarin (Alkohol, Fremdvögeln, Elternhaus und das Erschießen eines Einbrechers, der erst 14 war, aber mit drei Kumpels und einer Waffe auf sie losging) parliert, über Lucca Jugend und frühere Jobs, über Wirtschaft, Korruption und Werbung inklusive eher angedeuteter Gesellschaftskritik philosophiert und zwischendurch werden Spuren verfolgt. Lange wirkt das Geschehen wie ein Grisham zu seinen schwächsten Zeiten, als er auch nur über das Tagwerk seiner Anwälte zu berichten wusste und diverse thrillerähnliche Ansätze brachte, die dann später unerwähnt im Sande verliefen. Von denen gibt es hier auch den einen oder anderen. Erst im letzten Fünftel des 540 Seiten langen Buches zieht das Tempo an, wird es etwas spannender, werden Täter und Motive aufgedeckt und kommt die eine oder andere Auseinandersetzung hinzu, die ein paar Leben kostet. Coolness beweist der Held nur vielleicht zweimal, besonders bei seiner letzten Aktion. Insgesamt ein eher ruhiger Mafiakrimi, dem Tempo, Action und die versprochene Coolness doch mangeln. Für Krimifans okay, wer aber wie ich auf einen neuen Victor (siehe oben) gewartet hat, wird enttäuscht sein. Mittelmaß, das man nicht unbedingt haben muss.

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