Dienstag, 19. November 2013

Buchreview "Dead Sea - Meer des Todes" Tim Curran

Tim Curran. Das Bermudadreieck, der Friedhof der Meere, das Geheimnis der Sargassosee - das ist für die Mannschaft der Mara Corday nichts als Seemannsgarn. Bis der Frachtkahn in einen schweren Sturm gerät  .... und im Nebel Geisterschiffe, Monster mit riesigen Fangarmen und seltsame Lichter auftauchen. Stammen diese höllischen Schrecken wirklich aus unserer Welt? Oder treibt das Schiff durch eine fremde Dimension? Und kann ausgerechnet ein durchgeknallter Physiker dabei helfen, wieder in unsere Gegenwart zu gelangen?

Die Mara Corday ist mit Arbeitsgerät, Sprengstoff und Sprit auf dem Weg nach Französisch-Guayana zu einer Diamantenmine. An Bord 21 Mann Besatzung plus 8 Passagiere, die als Arbeiter zu der Mine wollen. Alle glauben sich abgehärtet, wetterfest und jeder Gefahr gewachsen. Ein Sturm belehrt sie eines besseren. Und dann kommt der Nebel; eine undurchsichtige, dicke Suppe. Und sie hören Geräusche, Stimmen, glauben irgendwelches Getier zu sehen. Man frotzelt sich gegenseitig ob der unnötigen Furcht, die keiner zugeben will - bis einer der Männer von einem fliegenden Wesen vom Schiff geholt wird, das mit ihm im Nebel und dem Dunkel verschwindet. Panik macht sich 
breit. Plötzlich kommt von Luv her ein weiterer Frachter in voller Fahrt in ihre Seite. Er donnert in die Deckbereiche und zerstört die Niedergänge zu den Laderäumen. Zertrümmerte Spritfässer und Funkenflug tun ihr übriges. Die Mara Corday explodiert. Nur wenige überleben diese katastrophe, nur um in die nächste zu schliddern. Kleine Grüppchen zu zwei oder drei Mann retten sich entweder auf Rettungsflöße, in Rettungsboote oder einfach an einer treibenden Kiste festgeklammert. Das Wasser ist dickflüssig wie Sirup, der Nebel unglaublich dicht und so eingefärbt, dass er irgendwie giftig erscheint. Nach und nach finden die Männer zusammen, aber sie müssen sich dem stellen, was da auf sie lauert. unheimliche Kreaturen im Wasser, in der Luft oder zwischen den immer dichter werdenen Algenfeldern. Angst macht sich breit, Streits brechen aus und legen sich auch nicht, als sie einen Schiffsfriedhof entdecken. Schiffe, Flugzeuge und gar ein Raumschiff, die weit vor ihnen hier gelandet sind und wohl schon seit Ewigkeiten hier ruhen. Und es gibt Menschen, die seither überlebt haben und auf den am besten erhaltenen Wracks leben und sich mit Lebensmitteln von den neu hinzukommenden havarierten Schiffen und gegen die allgegenwärtigen Gefahren, die hier lauern wenigstens einigermaßen gewappnet sind.

Tim Curran hat sich mit dem maritimen Wortschatz ausgestattet und eine düstere Story um die seit Jahrhunderten rankenden Seemannsgeschichten um das Bermudadreieck, die Saragassosee, das Flautenmeer und den Friedhof der Schiffe kreiert, die nichts von dem bisher bekannten Seemannsgarn oder den Vermutungen um dieses Phänomen auslässt. Er nimmt sich Zeit für seine Charaktere, baut sie auf, lässt sie aber auch einen Wandel durchmachen. Nicht immer ist der mit der größten Klappe und den dicksten Muckis am Ende noch der heldenmutige Anführer. Angst, Wut, Paranoia beherrschen die Szenerie. Anfeindungen und Streit drohen die Gruppe zu entzweien und dies alles in einer derart beklemmenden Atmosphäre, dass Vergleiche mit "The Fog" oder "Der Nebel" noch viel zu schwach sind. Curran baut die Spannungen zwischen den Parteien, die durchaus von diversen derben Zoten einige würze beziehen und dennoch nicht wirklich Humor aufzuweisen haben ebenso langsam und kontinuierlich auf wie die Spannung der Geschehnisse. Immer neue Gefahren und aberwitzigere Gestalten und Kreaturen lässt er sich einfallen, um die Nerven der Seeleute bis zum Bersten anzuspannen - und somit auch die des Lesers. Und da Tim Curran ja auch schon bewiesen hat ("Zerfleischt", "Verseucht"), dass man in einem seiner Romane nicht unbedingt mit einem Happy-End oder zartem Liebesgeplänkel rechnen muss, bleibt auch die Situation der Crew bis zum Ende spannend. Schafft es überhaupt jemand aus dieser angsteinflößenden Hölle zu entweichen? Atmosphärisch dichte Horrormär, die nur hin und wieder ausufernde Gewalt aufzuweisen hat, wie z. B. "Zerfleischt", aber auch kein Kind von Traurigkeit ist und durchgehend zu unterhalten weiß. 

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