Sonntag, 20. Oktober 2013

Buchreview "Sing Sing Singapur" (Ross Thomas)

Ross Thomas. Ed Cauthorne besitzt einen Oldtimer-Salon. Aber nicht mehr lange, wenn er sich weigert, für den Paten nach Singapur zu gehen. Aufgeschlitzte Reifen, zerfetzte Polster, Sirup im Tank und ein Mechaniker mit zerquetschten Händen - das sind die Überredungskünste der Gangster. Was ist so wichtig in Singapur? Warum braucht der Pate ausgerechnet Cauthorne als Fernost-Kurier?Cauthorne erfährt es nur zu bald; er soll in Singapur einen Kollegen aufspüren, den er selbst vor zwei Jahren ermordet hat.

Ed Cauthorne, ehemaliger Stuntman in Hollywood, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, als bei einem Stunt zu einem Film in Singapur ein Kollege bei einem schiefgegangenen Kunststück ums Leben kam. Jetzt hat er mit einem Partner einen Autosalon in Hollywood und die Sache nur fast verdrängt, denn ihn plagen tägliche Anfälle mit Zittern und Schweißausbrüchen, die zwar jeweils nur einmal am Tag auftreten und nur rund eine Minute dauern, aber ihn immer weiter verfolgen. Da tauchen eines Tages die Laufburschen des Paten aus Washington auf und nötigen ihn zur Reise nach Singapur. Weshalb? Der von ihm vermeintlich vor zwei Jahren Getötete soll nicht nur noch am Leben sein, sondern den Paten auch noch erpressen. Und damit die Sache nicht zu einfach wird, schickt ein Konkurrent des Paten ihm auch noch eine Nachricht, dass Cauthorne die damalige Verlobte Angelo Sacchetti, Tochter des zweiten Gangsters, mit nach Singapur kommen wird. Dort eingetroffen wird man erst einmal von der örtlichen Polizei unter die Lupe genommen und ein Mordanschlag auf Cauthorne verübt. Nicht der letzte seiner Art.

Ross Thomas lässt den Leser wissen, wie Singapur zu dem wurde, was es heute ist, geht auf die Geschichte des kleinen Landes ein und wie sich die Europäer damals dort als Herrscher aufführten, bevor sie ihren platz räumen mussten. Im Jahre 1970 waren aber noch die starken politischen Einflüsse der umgebenden Nationen wie China oder Malaysia zu spüren. und das organisierte Verbrechen konnte eher ungehindert seinen Geschäften nachgehen. Mit kalkuliert dosiertem Humor geht der Autor auf die Begebenheiten ein und schickt seinen Protagonisten in ein Abenteuer, das verzwickter ist, als es anfangs den Anschein hat. Nichts ist, wie es scheint. Er benötigt für seine spannende Story keine durchgeknallten Serienmörder oder effektiven Gewaltorgien, um seine Figuren nur durch deren Unsicherheit in ihrem Umfeld in Gefahr kommen zu lassen. Sie können sich auf niemanden verlassen, wissen nicht, woher der nächste, gefährliche Schachzug kommen wird. Ein Krimi, wie er sich in den siebziger Jahren wohl oft in den Regalen der Bücherläden finden ließ, wo Gangster wie Protagonisten ich Anzug tragend oder mit Gamaschen durch die Städte streiften und der weit weg ist von den (mir natürlich zusagenden) Actionfesten eines Reilly ist. Gut, spannend, aber nicht mehr zeitgemäß.

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