Montag, 7. Oktober 2013

Buchreview "Mission Vendetta" (Will Jordan)

Will Jordan. Unbekannte hacken sich in amerikanische Militärdrohnen und greifen nit ihnen zivile Ziele im Irak an. Ryan Drake, Chef einer geheimen Eingreiftruppe der CIA, hat nur 48 Stunden (Wieder ein Beweis, wie schwer das Klappentextschreiben in Wahrheit ist. Er hat nämlich drei Tage, demnach 72 !!! Stunden, Zeit dazu.), um die Agentin Maras aus einem sibirischen Hochsicherheitsgefängnis zu befreien, die dort wegen einer Intrige der CIA eingekerkert ist. Nicht gerade die verlässlichste Unterstützung. Allerdings ist es Drake nur mit ihr möglich, an die Terroristen heranzukommen. Doch die Folter im Gefängnis hat Maras körperlich und geistig beinahe zerbrochen. Nun hat sie nur noch en Ziel: Rache!

Mai 2007, Irak. Mitten in einem belebten Viertel in Mosul gibt es eine verheerende Explosion, die etliche Menschenleben fordert. Die Spezialisten der CIA müssen erkennen, dass sich jemand in ihr Programm gehackt hat und nun nicht nur die bewaffneten Drohnen kontrolliert, sondern auch von einer drei Hellfire-Raketen abgefeuert hat. In Washington wird Ryan Drake von seinem Chef direkt ins Hauptquartier beordert, um einen Auftrag zu übernehmen, für den er nur drei Tage Zeit hat. Schnell wählt er vier erfahrene Kämpfer aus, die ihn nach Russland begleiten sollen, um aus dem sibirischen Gefängnis Maras zu befreien. Der Einsatz gelingt, die Ex-Agentin wird befreit, aber Drake und auch weitere seiner Teammitglieder ziehen sich Verletzungen zu, die bei einem so schlimm sind, dass er vorerst nicht einsatzfähig sein wird. In den USA angekommen, wird Drake von einem vorerst Unbekannten dazu genötigt, sich mit Maras von der Truppe abzusetzen und einen Auftrag für den Erpresser auszuführen. Dieser stellt sich später als ein ehemaliger Newbie heraus, der vor Jahren von Maras trainiert wurde und sich in den Folgejahren eine eigene Truppe aufgebaut hat, die nur ihm gehorcht und Treue zeigt. Drake und Maras werden wieder in den Irak gelotst, immer verfolgt von den drei verbliebenen Kräften, die mit Drake in Russland waren. 

Will Jordan hat mit seinem Debüt auf Anhieb einen großen Wurf gelandet. Nach dem Anschlag geht es zügig in die Planung, Teamzusammenstellung und Vorbereitung des Coups in Russland, was ungefähr rund 100 Seiten in Anspruch nimmt. Die nächsten etwas 90 Seiten wird das sibirische Gefängnis nach allen Regeln der Kunst infiltriert, die Wärter eliminiert und die Gefangene befreit. Kaltherzig (In Sibirien denn auch kein Wunder, hehe), hart und effizient wird die Vorgehensweise der Truppe geschildert. Innerhalb des ersten Drittels von "Mission Vendetta" (Im Original "Redemption") bietet Jordan schon mehr auf, als viele andere Autoren in zwei Büchern zusammen. Im zweiten Drittel konzentriert sich der Autor - ohne allzuviel Tempo zu verlieren - mehr auf seine Akteure und skizziert ihre bisherigen Lebenswege, die eigentlich in allen Fällen einen Bruch durch Ereignisse in der Vergangenheit aufweisen. Drake hadert mit einem Vorfall, der ihn die Karriere in der britischen Armee kostete und eine unehrenhafte Entlassung zur Folge hatte und den er nur mit übermäßigem Alkoholkonsum verdrängen kann. Dennoch funkioniert er weiterhin irgendwie und bekommt mit dem Auftrag einen zweite Chance. Auch die Teammitglieder untereinander sind sich nicht wirklich freundschaftlich gesonnen, Drogenprobleme kommen ans Tageslicht. Und Maras wird sehr eindrucksvoll und lebensecht geschildert, wie sie sich nach der langjährigen Haft in einer Einzelzelle ohne Tageslicht erst wieder an ein Leben unter Menschen und der frischen Luft gewöhnen muss. Nach und nach werden Geheimnisse offenbart, die zu ihrer Verhaftung durch die Russen geführt haben. Nicht alle Motive sind von vorne herein offensichtlich. Stilistisch, handwerklich und storytechnisch unheimlich starkes Erstlingswerk, das auch mit Actionsequenzen nicht geizt (Die Szenen in Sibirien haben es durchaus in sich), die Skrupellosigkeit der Geheimdienste sowie der deren Mitarbeitern in den Vordergrund rückt und nicht das mittlerweile gewohnte - und auch fast schon fade - Feindbild bietet. Ein zweites Buch, das auch Bezug auf das vorliegende nimmt, ist im Original schon erschienen, am dritten Teil arbeitet Will Jordan derzeit. Bleibt nur zu hoffen, dass diese dann auch den Weg nach Deutschland finden (Der Verlag vermerkt zwar, dass "weitere Titel in Vorbereitung" sind, aber Verlass ist darauf nicht, wie ich schon oft wehmütig feststellen musste.) Wer das Genre der Agententhriller schätzt, sollte hier  - meiner unmaßgeblichen und persönlichen Einzelmeinung nach - zugreifen. Wenn das Buch überhaupt einen erwähnenswerten Mangel hat, dann ist es der Klappentext.

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