Mittwoch, 16. Oktober 2013

Buchreview "Killerspiel" (Michael Marshall)

Michael Marshall. Bill Moore, ein junger Immobilienmakler, lebt den Traum vom schnellen Geld. Auf einer Insel an der Golfküste Floridas dreht er wohlhabenden Klienten luxuriöse Apartments an. Doch wie aus heiterem Himmel gerät sein Leben plötzlich aus den Fugen. Eine unaufhörliche Kette mysteriöser Ereignisse bringt ihn ins Taumeln und droht seine Karriere zu ruinieren. Als die Polizei ihn auch noch wegen Mordes jagt, fragt sich Bill endgültig, welches böse Spiel mit ihm getrieben wird.

John Hunter wird nach sechzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen, wo er für einen Mord büßen musste, den er nicht begangen hat. Naturgemäß ist sein Dran nach Rache riesengroß. Also entführt er einen Mann, um ihm einige Fragen zu stellen und nachdem er ihm lange genug zugesetzt hat, beginnt dieser auch mit weiteren Informationen rauszurücken. Unterdessen macht sich Bill Moore auf, seinen Kunden ihre Wünsche zu erfüllen, um sich seinen Lebenstraum eines Daseins in Reichtum und Überfluss zu verwirklichen. Dabei geht er nicht unbedingt zimperlich vor und seine Kollegen in der Firma haben garantiert nicht seine Wertschätzung. Ähnlich sind seine Gedankengänge bezüglich der Kunden, doch die haben wenigstens das Geld, das er sich zu verdienen gedenkt. Doch bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge. Ein Termin wird bestätigt, den er gar nicht getätigt hat. Eine E-Mail wird versandt, die nicht von ihm stammt. Treffen werden ausgemacht, die dann nicht stattfinden. Eine Buchlieferung kommt nach Hause, die er nicht geordert hatte und auf seinem PC finden sich geschmacklose Bilder, die er nicht aufgenommen hat. Dazu ein Ordner mit dem Titel Modified. Er hat keine Ahnung, was das soll. Als dann ein Mann verschwindet, mit dem er angeblich ein Verkaufsgespräch führen wollte, das aber nicht stattfand, weil der Mann nicht erschien, kommt die Polizei ins Spiel. Moore muss sich erklären und verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche, da er die auftauchenden Indizien nicht widerlegen kann. Nach und nach stellt sich heraus, dass auch der verschwundene David Warner einige unappetitliche Geheimnisse hatte.

Michael Marshall ("Die Straw Men"-Trilogie) erzählt die Story aus zwei Perspektiven. Zum einen ist da Hunter, der ruhig und überlegt seine geplante Rache in die Tat umsetzen will und dessen Wirken in der Gegenwartsform geschildert wird. Nummer Zwei ist Bill Moore, der als Ich-Erzähler (Was zu seinem Charakter durchaus passt: Ich, ich ich.) in der Vergangenheitsform zum besten gibt, was da mit ihm geschieht. Moore ist ein egoistischer Selbstdarsteller, der für seine Mitmenschen (abgesehen von seiner Gattin) wenig übrig hat. Er behandelt sie von oben herab, schielt nur auf seinen Vorteil. Wichtigster Punkt in seinem Leben neben Frau und Geschäft (oder andersrum) ist ihm nur sein Status - besonders der auf Facebook muss ständig erneuert werden. Marshall zeigt fast schon genüßlich auf, wie das so durchorganisierte und geplante Leben des Maklers nach und nach zerbröckelt und der Mann fast zu Boden geht. Er wird von einem hinterhältigen und perfiden Plan fast völlig zerstört und dennoch behält er bis auf einige Ausnahmen seinen Glauben an seine Einzigartigkeit fest im Blick. Als Sympathieträger bekommt er sicher nie die volle Punktzahl. Dennoch folgt man ihm gespannt und neugierig, wie er sich aus seiner immer fataler wedenden Situation herauswinden will, was hinter all dem stecken mag. "Killerspiel" erzählt eine richtig, richtig fiese Geschichte, die jeden Verschwörungstheoretiker begeistern sollte und die voll auf Paranoia setzt, während sie nebenbei auch den sorglosen Umgang mit den vielgerühmten sozialen Medien anprangert. Hochspannend, voller Wendungen und ohne große Actionsequenzen und überbordende Härte auskommend, lässt Michael Marshall in einer dichten Atmosphäre seine Hauptfigur von einer Bredouille in die nächste schlittern und führt den Leser dabei in flüssigem Stil bis an ein Ende, das klar von der Norm der üblichen Thrillerkost abweicht. Sehr gutes Buch, besser sogar als erhofft.   

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