Freitag, 11. Oktober 2013

Buchreview "Die Finsteren" (Bryan Smith)

Bryan Smith. Sie nennen sich "Die Finsteren". Der Name war zuerst eher ein Scherz, aber er passte, und jetzt tragen sie ihn voller Stolz. Sie sind die Außenseiter der Stadt, Sonderlinge, die nur für die Nächte leben. Dann steigen sie in das aufgegebene Haus. Dort geschah einst etwas Fürchterliches und seither lauert das Böse darin. All die Jahre war es tief unten im Keller gefangen - doch die Finstern  lassen es frei. 

In Ransom und seinen vorgelagereten Wohnstädten geht es in der Öffentlichkeit geht das Leben seinen normalen und gewohnten Weg. Auch auf der High School ist alles, wie  man es aus anderen Städten kennt. Die Angesagten beherrschen die Szene, während die weniger gelittenen Schüler drangsaliert werden. Doch der Schein trügt. hinter den Kulissen tobt der Kampf der Generationen und in der Stadtverwaltung bereichern sich die Honoratioren und Großbesitzer immer mehr auf Kosten der Gemeinschaft - und sie haben unerwartete Hilfe gehabt. Als diese nicht mehr von Nutzen war, wurde sie aus der Stadt verbannt und sinnt nun auf Rache. In dieser Situation findet sich die Clique der Finsteren wieder. Keine simplen Nerds, die sich von der Bande der Statuspfleger und Bildungsverweigerer einfach so drangsalieren ließen. Sie laben ihre Wut des nachts aus, begehen kleine Einbrüche und haben es nicht so mit dem Gesetz oder Legalität, hören den unerwünschten Metal, saufen, kiffen und vögeln rum, ohne sich über Konsequenzen Gedanken zu machen. Ihr einziger Freund ist ein älterer Bursche namens Clayton, der zurückgezogen lebt und sein Erbe verprasst/versäuft und ihnen hin und wieder Alkohol oder Stoff besorgt. Doch dann kommen sie auf die Idee in einem verlassenen Haus einzubrechen und rumzustöbern und dabei einen Dämon freizulassen. Der übernimmt sofort die Herrschaft über die City und nach und nach kommen die übelsten Gelüste und Wünsche der Bewohner ans Licht. Dringt der Dämon in sie ein, begehen sie für ihn die schrecklichsten Taten. Mit der Zeit überschlagen sich die gewalttätigen Ereignisse in der Stadt. Mittendrin die, die sich "Die Finsteren" nennen - als letzte Rettung ihrer Heimat. 

Bryan Smith nimmt sich durchaus einige Seiten - wenn auch nicht unbedingt sehr tiefschürfend -, um einen Blick hinter die Fassade des zur Schau gestellten gutbürgerlichen Lebens zu werfen und zeigt, dass nicht nur der Schein zählt, sondern was wirklich in den Menschen steckt, wer sie wirklich sind und welche Auswirkungen das auf deren Töchter und Söhne haben kann. Und damit entwickelt er auch ein gewisses Verständnis für die Clique, die von den etablierten Gruppen ausgestoßen wurde, weil sie nicht normal, also nach dem vorherrschenden Gusto handelt und sich nicht der Masse unterordnet. Wer sich der vorherrschenden Meinung nicht unterordnet wird ausgestoßen, verfemt. Heute heißt das einfach "political correctness" und man umgeht mit diesem Begriff die Meinungsfreiheit. Einige wenige "Macher" bestimmen, was derzeit opportun ist und alle haben sich danach zu richten oder die Konsequenzen zu tragen. Dann kommt, was man von Bryan Smith erwarten kann: Keine ewig langen, ausschweifenden Sätze literarischer Feinkunst, sondern kurz und knapp der Wahnsinn geschildert, der über die Stadt kommt. Nachteilig für mich war irgendwie, dass außer Clayton oder vielleicht mit Abstrichen Mark so gar keine Sympathieperson auftauchte, zu der ich als Leser einen Bezug entwickeln konnte. Sie waren mir eher egal. Der Rest des Buches, also mehr als die Hälfte, vergeht in Sexorgien und einigen effekthascherischen Appetitlosigkeiten und extremen Gewaltausbrüchen. Der Dämon und seine neuen Untertanen zerlegen nicht nur die Stadt, sondern auch die Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile. Das ist wie ein Softprono-Laymon mit exzessiver Smith-Blutorgie. Schnell zu lesen, durchaus unterhaltsam, aber mittlerweile auch schon mehrfach vom Autor zelebriert, sodass Überraschungen oder Neuerungen ausbleiben. Daher ist das Buch für seine Fans sicher eine Offenbarung, doch insgesamt betrachtet, ist "Die Finsteren" für mich nur (Festa-)Mittelmaß. Außerhalb des Verlages wäre er sicher der Burner, wenn sich ein anderer da rangetraut hätte.

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