Samstag, 26. Oktober 2013

Buchreview "Das Hiroshima-Tor" (Ilkka Remes)

Ilkka Remes. Paris. Eine Frau springt in die Seine. Sie wird tot geborgen. Doch sie ist nicht ertrunken: jemand hat ihr unter Wasser die Kehle durchgeschnitten. Für Timo Nortamo beginnt ein Wettlauf mit den Geheimdiensten der Großmächte, die etwas in ihren Besitz bringen wollen, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Eine Frau scheint auf dem Weg zu einem Treffen, als ihr von einem Vespa-Fahrer die Handtasche entrissen wird. Als die Frau sowie zwei Männer von unterschiedlichen Seiten der Brücke die Verfolgung aufnehmen wollen, wirft der Fahrer die Tasche in die Seine und die Bestohlene springt flugs hinterher. Doch auch einer der Verfolger setzt über das Geländer und hechtet in den Fluss. Später wird die Frau nur tot geborgen und der Mann schwimmt unverrichteter Dinge unversehrt ans Ufer, wo er anscheinend erwartet und nun abgeholt wird. Die Tasche der Frau landet bei der Polizei, die sie vom Grund der Seine birgt. Eine Diskette war wohl der wichtigste Gegenstand, den die Handtasche enthielt - und eine Spur führt nach Finnland. Timo Ratamo von der TERA, der europäischen Terrorbekämpfungsorganisation mit Kollegen aus allen ländern der EU, sieht darin eine Möglichkeit, diverse Unregelmäßigkeiten, die er in seiner Regierung vermutet, aufzudecken. Doch er wird zurückgepfiffen. Als sich dan noch Amerikaner und Chinesen in den Fall einmischen, macht er erst recht weiter  und wird gefeuert. Gerade ein Haus gekauft, mit einem guten Sohn im Hause, der aber immer die neueste Technologie von Papa gekauft haben will und einer Ehefrau, mit der er gerade so seine Schwierigkeiten im Zusammenleben hat, machen ihm das Ganze nicht leichter. Aber unbeirrt oder auch stur ermittelt er gegen den Willen seiner ehemaligen Vorgesetzten und natürlich auch der finnischen Staatsorgane in der Angelegenheit, die alsbald eine Wendung in eine völlig andere Richtung nimmt. Ehemalige Professoren haben eine Entdeckung gemacht, die den Großmächten einiges zu bedeuten scheint und für deren Besitz sie auch zu Mord und Folter bereit sind. Und ganz neben bei scheinen auch die Atomkraftgegner in Finnland mit der inzwischen internationalen Affäre zu tun zu haben.

Ilkka Remes hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er mit seiner Minung nicht unbedingt hinterm Berg hält. Auch hier macht er sich - wenn auch eher in wenigen Nebensätzen - Gedanken um die Wissenschaftler, die nicht mehr der Allgemeinheit dienen und sich von Konzernen oder Regierungen kaufen lassen, um dann die gewünschten Ergebnisse als sogenannte (unabhängige?) Experten zu publizieren und es derart an Moral mangeln lassen, dass ihnen nicht mehr auffällt, dass sie in sicheren Labors Abermillionen für irgendwelche Pseudomittelchen zur Erhaltung der Jugend irgendwelcher Schabracken zusammenbrauen, statt für dieses Geld lieber dafür zu sorgen, dass nicht Millionen anderer Meschen darben oder des Hungers sterben. Kratzt diese Typen zumeist nicht, da sie ja bestens versorgt sind und für ihren Arbeitgeber tun, was der verlangt. Man kann sich ja alles so drehen, wie man will (Globale Erwärmung, Statistiken, Arbeitslosenzahlen usw.). Und auch die Technikabhängigkeit des Menschen wird, der jedes neue Fitzelchen angeblicher Innovation aufsaugt und unbedingt sein eigen nennen will (Smart-TVs, Smart-Phones, 3d und und und) und dabei garn ichtmerkt, dass er eigenständiges Denken eh schon verlernt hat und isch dann coh beschwertr, wenn die Technik, die er unbedingt haben und nutzen wollte - freiwillig wohlgemerkt - nun dazu gebraucht wird, sie gegen ihn zu verwenden (Abhören usw.). Und da 2004, als das Original in Finnland erschien, die Debatte um Atomkraft und Endlager in Finnland recht groß war, nimmt er auch dieses aufs Korn. Die Bedrohung durch Stilllegung der Kraftwerke abbauen gehörte zu den Zielen der entsprechenden Parteien und Demostranten sowie gewalttätigen Störenfrieden der linken Szene (Der übrigens bei Gewalteinsatz ebenso hart zugesetzt gehört wie den rechten Chaoten) und viel wurde ja erreicht. Für die diversen Konzern, Politiker und Gierhälse!! Wer weiß, von wo nach wo da alles Geld geflossen ist. Auf jeden Fall aus den Taschen der bürger raus, die den ganzen Klumbatsch allein bezahlen dürfen, da sich die Großbetriebe und multinationalen Konzerne nun nicht mal mehr nur mit Niedriglöhnen oder Werkverträgen auf Kosten der Arbeiter die Taschen füllen können oder irgendwelche auf wilden Begründungen (Lohnkosten können es eigentlich nicht sein, da teuere Mitarbeiter gefeuert werden, um Billiglöähner einstellen zu können - vom Staat gefördert - und steigende Energiepreise schon gar nicht) fußenden Preiserhöhungen, da sie sich mit sehr wohlwollender unterstützung der Regierung von den steigenden Strom- und Energiekosten befreien lassen können. Der Bürger bezahlt deren Verbrauch einfach mit. Und dait nicht das ende der lobbyarbeitstange erreicht. Denn um die Wirtschaft noch mehr zu belohnen (Für was? Was ist da hinter den Kulissen geschehen, gezahlt worden?), werden Gesetze erlassen, die auf der Energiewende und der fehlenden Atomkraft beruhen, um den Leuten die letzten Ersparnisse aus den Taschen zu ziehen, indem man sie zu Umbau- oder Dämmmaßnahmen zwingen will, neue Heizungen zur Pflicht ausruft und sich nicht mal einen Gedanken macht, wie das Volk das finanzieren soll. Schleichende Enteignung. Kohle für die Wirtschaft, die Großkonzerne und die Politik, die es weiter wild verschwenden kann. (Hier frag ich mich, warum sogenannte Steuerhinterzieher verfolgt und angeklagt werden, während diverse Steuergeldverschwender - ist das nicht auch eine Art Hinterziehung, nämlich das Geld dem Volk vorenthalten, für das es eigentlich verwendet werden sollte - unbehelligt bleiben. Diese derzeitigen Aktionen lassen die Vermutung zu, dass manche da wohl den Text vom Eid für das deutsche Volk vergessen haben könnten.). Vieles davon hat Ilkka Remes in der einen oder anderen Randbemerkung untergebracht, die Atomkraft spielt eine größere Rolle und die eine oder andere kleine Zutat in diesem Review kommt jetzt von mir. Keine Ahnung, wer jetzt mitliest. All das ist nur ein Teil eines spannenden und temporeichen Thrillers, der einen Protagonisten aufweist, der jetzt nicht einer dieser Superhelden ist,wie man sie z. B. von Steve Berry kennt und auch kein Topfighter wie Shane Schofield, der ja jetzt eh hinterm Schreibtisch sitzt und sogar nur wenig Zeit für nen Blog hat, sondern ein Mann mit einem kleinen Steakfriedhof, familiären und finanziellen Sorgen, eher vorsichtig denn mutig. Würzen tut das der Autor mit ein bisschen Erich von Däniken, dem weltberühmten Schweizer, Cern und diversen Geheimdiensten, die dann auch für die richtige Portion Action sorgen und dabei wie von Remes gewohnt nicht im besten Licht erscheinen. Mord und Folter sowie Lug und Trug gehören nunmal zum Geschäft und in einen gepflegten Thriller. Und in dieser Kunst ist Ilkka Remes nicht nur den meisten seiner nordischen Kollegen überlegen - und auch nicht so düster-traurig-melancholisch - sondern auch denen aus Rest-Europa und den USA, der Hochburg der Thrillerkunst (wenn auch mit zuviel Hurrapatriotismus und fadenscheinigen Begründungen für jegliche Rechtsverletzung ausgestattet). Wie schon seine Vorgänger lässt "Das Hiroshima-Tor" den Leser nicht von der Leine und man will grundsätzlich weiterblättern, bis man endlich die Auflösung hat, die hier übrigens erst sehr spät überhaupt verraten wird und auch nicht schon wie bei vielen klischeebeladenen Werken der Konkurrenz frühzeitig zu erahnen ist. Trotz von Däniken oder der einen oder anderen Andeutung durch frühere Besucher aus dem All keine durchgeknallte Spinnerei, sondern eine durchdachte Story. Schnörkellos, mit einigen Wendungen und eine gute Alternative zu dem Allerweltskrempel, der sonst so in den Regalen als Bestseller wie Sauerbier angepriesen wird.

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