Samstag, 7. September 2013

Buchreview "Zorn"

John Sandford. Der Abriss eines Wohnhauses hält für die Polizei eine grausige Überraschung parat: die mumifizierten Leichen zweier Mädchen, in Plastikfolie verpackt. Sie sind offenbar schon eine Weile tot - und Lucas Davenport weiß auch genau, wie lange. Minneapolis 1985: Das Verschwinden der Jones-Zwillinge ist der erste große Fall für den jungen Polizisten. Verdächtigt wird ein verwirrter Obdachloser. Als der auf der Flucht erschossen wird, wird die Akte geschlossen. Doch Davenport glaubte nie an die Schuld des Mannes - und fast 30 Jahre später rollt er den Fall neu auf. 

Nachdem Davenport zu der Fundstelle gerufen wird und die beiden Mädchen erkennt (ihre Kleider sind noch gut zu identifizieren), lässt er die Geschehnisse von damals Revue passieren. Er war als Anfänger und Streifenpolizist unterwegs, Als er in den Fall der vermissten Mädchen hineingezogen wird. er wird von den Uniformierten vorübergehend zu den Detectives ausgeliehen und macht sich forsch an die Arbeit mit dem unbändigen Willen, sich allen zu beweisen. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass ein Obdachloser der Täter sein könnte. Dazu kommen noch zwei anonyme Anrufe innerhalb weniger Stunden, die Indizien liefern, die auf  Scrape - so der Name des Penners - deuten. Außerdem wurde in der näheren Umgebung der Tat auch noch ein Mann niedergestochen, sodass man vermutet, er wäre von dem Verdächtigen getötet worden, weil er zufällig die Entführung der Mädchen beobachtete. Befragungen führen dazu, dass man den vermeintlichen Täter in seinem Unterschlupf findet und als der verwirrte Mann flüchtet, wird er erschossen. Seine Opfer werden nie gefunden. In der Gegenwart nimmt Davenport die Ermittlungen wieder auf, da er nun davon ausgeht, dass der Täter noch lebt und mit ziemlicher Sicherheit weitere Taten innerhalb der letzten mehr als zwanzig Jahre begangen hat. Er durchforstet die alten Akten, befragt die noch lebenden Bürger, die er schon damals interviewt hatte, erneut und stößt bald auf neue Spuren. ein Phantombild, das schon damals in Umlauf gebracht wurde, wird erneut den Leuten gezeigt und eine Person meldet sich, die einem Angreifer damals einige Monate nach dem Verschwinden der Jones-Kinder entkommen konnte. Die Frau spricht mit Davenport, geht aber auch mit ihren Infomationen ins TV. Fatalerweise sieht dies auch der Täter und er fährt zu deren Haus und erschießt eine dort anwesende Polizistein und verwundet zwei weitere Menschen schwer, die Zeugin bleibt unverletzt. Aber für Davenport wird nach dem Polizistenmord - noch dazu kannte er die Frau gut - die Sache persönlich.

Lucas Davenport ist schon bekannt für seine unkonventionellen Methoden, seinen Sinn für Karriere und die eignen Wege, doch der Griff in die Vergangenheit zeigt ihn als zwar jungen und noch nicht profilierten Polizisten, aber auch als Emporkömmling mit einer karrieregeilen Attitüde, die ihn recht unsympathisch dastehen lässt. Oft behält er Informationen für sich, um sie ausschließlich für seine eigenen Zwecke und nicht zum Wohle des Falles zu nutzen. Auch der Rest des Romanes ist kein großer Wurf von John Sandford, was aber bei rund zwanzig Büchern um seinen Proptagonisten durchaus zu verschmerzen ist. Insgesamt bewegt sich "Zorn" auf dem Niveau einer einigermaßen brauchbaren Episode aus einer TV-Serie, der auch die eingebauten Wendungen nicht zu einem besseren Urteil verhelfen können. Irgendwie etwas zu konstruiert, um auf eine gewisse Seitenzahl zu kommen. Da waren die früheren Bücher doch gelungener. Einzig erwähnenswert ist, dass man hier etwas mehr über die frühen Jahre des Ermittlers erfährt, wie er erste Ideen entwickelt, mit denen er sein Vermögen verdient und dass er schon immer ein gewissen Hang für Kleidungsstil und schnellen Autos hatte.

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