Montag, 12. August 2013

Buchreview "Leichenfresser"

Brian Keene. Sommer 1984. Timmy und seine Freunde freuen sich auf die Schulferien. Aber statt Sonne und Comics erwartet sie der tödliche Kampf mit einer grauenhaften Kreatur. Der Ghoul hat ihr Blut gerochen und ist auf der Jagd nach den Kindern. Und niemand hilft ihnen, weil niemand glauben kann, dass ein solches Wesen überhaupt existiert.

Pat und Karen weilen zum Schäferstündchen auf dem örtlichen Friedhof als sie überfallen werden. Pat wird dabei getötet. Timmy, Barry und Doug freuen sich derweil auf die Sommerferien, welche das befreundete Trio mit vielen Comics und einer Menge Spaß zu verbringen gedenkt. Doch sie haben die Rechnung ohne das Schicksal und die Erwachsenen gemacht. Timmys Opa stirbt und wird auf dem Friedhof, neben dessen Gelände sie sich einen Bunker gebaut haben, beerdigt. Barry muss seinem Vater ständig bei der Arbeit helfen und Timmy erst einmal den Tod des Großvaters verdauen. Doch dann legt sich die Trauer und sie treiben sich in ihrem Revier herum. Dabei stellen sie fest, dass immer mehr der Gräber einsinken, richtige Löcher darin sind. Und bald verschwinden außer Pat und Karen weitere Menschen, dafür hat plötzlich der Vater von Barry mehr Geld in den Taschen als er mit seinem Beruf als Friedhofwärter verdienen kann. Die Jungs vermuten einen Ghoul hinter der Sache und als Timmy mit seinem Vater darüber redet, zerreisst dieser ob der wilden Fantasie des Jungen dessen Comicsammlung und verpasst ihm Hausarrest. Doch dann verschwindet ihr Freund Doug. Jetzt wollen Barry und Timmy nicht mehr nur beweisen, dass es diesen Ghoul gibt, sondern auch ihren Freund retten.

"Der Leichenfresser" beginnt mit einem Prolog, der auf eine typische Horrorstory aus dem Hause Keene schließen lässt. Doch dieser Anfang täuscht. Eingerahmt von Hinweisen auf das Keene-Universum wie die Wurmgötter oder die Siqqusim und untermalt von Rocksongs von Def Leppard ("Die hard the hunter") oder - sehr passend Rush mit "Tom Sawyer" entwirft der Autor eine Coming-of-age-Story, die den Leser von Beginn an in ihren Bann zieht und ihn sich alles bildlich vor Augen führen lässt. Reines Kopfkino. Nach und nach und schon vor dem ersten Auftreten der Kreatur wird einem bewusst, dass die Monster und das Grauen in der Kleinstadt nicht allein unter dem Friedhof, sondern auch und besonders hinter den häuslichen Fassaden des Friedens lauert. Suff, Schläge, Inzest sind an der Tagesordnung. Oft tritt der titelgebende Leichenfresser in den Hintergrund und muss dem Schicksal der drei Rabauken weichen, die sich durch die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens, dem ersten Interesse für Mädels und das Unverständnis der Eltern kämpfen müssen. Ein authentisches und emotionales Buch, das nicht auf vordergründigen und blutigen Horror setzt, was die vergleichsweise dezenten Attacken des Ghoul angeht, sondern sch mehr der Bestie Mensch widmet und auch dem Verständnis dafür, dass nicht immer das Offensichtliche das wahre Monster ist. Das kann sich auch hinter einer biederen Maske verbergen. Der Epilog ist dann irgendwie niederschmetternd.

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