Samstag, 17. August 2013

Buchreview "Das Midas-Kartell"

Simon Mockler. Als Markus Cartright ein rätselhaftes Paket von seinem alten Freund Daniel erhält, ahnt er nicht, in welche Gefahr er dadurch gerät. Denn schon wenige Tage später stehen skrupellose Auftragskiller vor seiner Tür, und nur um Haaresbreite gelingt dem Journalisten die Flucht. Markus versucht, Daniel zu erreichen - und muss feststellen, dass dieser spurlos verschwunden ist. Auf sich allein gestellt bemüht sich Markus, Daniels Unterlagen zu entschlüsseln. Dabei kommt er Machenschaften eines weltumspannenden Kartells auf die Spur, das nun auch ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen will.

Daniel hat für seine Firma, eine angesehene Wirtschaftskanzlei, die private Wittgensteinbank als Kunden gewinnen können und überprüft in deren Aufgtrag die Konten der Bank. Bald fällt ihm ein ungewöhnlicher Geldfluss auf, der auf ausländischen Konten versickert. Er  macht den Boss der Bank darauf aufmerksam, wird aber vertröstet, dann mit einer Nutte in Verruf gebracht und bald von seiner Firma gekündigt. Dennoch gibt er nicht auf, sammelt Belege, recherchiert sogar in Banken in Guatemala City und Umgebung: und kann seine Unterlagen gerade noch rechtzeitig an Markus schicken, bevor ihn die Handlanger der Hintermänner einkassieren, um von ihm die Herausgabe seiner Beweise zu verlangen. Seine Häscher greifen dabei auf  Drogen und Desorientierung sowie Nahrungsverweigerung zurück, anstatt härtere Bandagen zu nutzen. Markus erhält indes das Paket und muss schon schnell feststellen, dass sein Leben von da an gefährlicher geworden ist. Eigentlich schon vorher, denn der erste Angriff erfolgt, bevor er überhaupt einen Blick in das Material geworfen hat. Dann versucht er Daniel zu erreichen, was aber nicht gelingt und da der Umschlag aus Guatemala kam, macht er sich auf den Weg dorthin - die Unterlagen immer bei sich. Dort wird er bald mit einer Frau konfrontiert, die schon Daniel in die Falle gelockt hat. Doch nach einer Auseinandersetzung mit einem der Gangster hilft sie nun Markus bei der Suche nach seinem Freund und dem verschwundenen Geld. Denn dass er es findet, ist unabdingbar, da man mittlerweile in London seine Frau und sein Kind entführt hat, um ihn zur Herausgabe der Milliarden zu bewegen.

"Das Midas-Kartell" hat zwei völlig unterschiedliche Charaktere als Hauptfiguren. Da ist zum einen der weichliche, etwas übergewichtige Schreibtischtäter Daniel, der sich eigentlich aus Ärger herauszuhalten gedenkt und nicht als mutiger Mann erscheint. Der zweite ist Markus, ein harter Kerl, der Daniel vor rund 18 Jahren mal im Internat vor Rowdys beschützt hat und der eine recht heftige Kindheit verbracht hat und auch aus dieser Zeit ein Geheimnis mit sich rumschleppt. Zudem ist er ein starker Trinker, der seine Kraft dann im Suff gerne mal an anderen auslässt. Wirklich tiefschürfend ist die Zeichnung des Innenlebens der Hauptfiguren nicht und alle anderen  - speziell die Kontrahenten - bleiben seicht und bestenfalls oberflächlich. Was dem Buch aber meiner Meinung nach auch nicht gerade zugute kam, ist, dass man mit keiner der Figuren mitfiebert oder Mitleid haben kann. Sie berühren einen emotional null, nada, niente - auch wenn wenigstens Daniel den Leser in zumindest einem Punkt positiv überrascht. Und von der rasanten Action aus "Dunkle Ernte" ist auch nicht viel geblieben. Im ersten Viertel etwas bei der Jagd nach Markus, dann viel Leerlauf mit Rückblenden hinsichtlich der Vorkommnisse in der Bank und Daniels Werdegang, ein paar Ermittlungen von Markus und die Angst der Gierbanker, die Geld abgezweigt haben, vor einem ihrer besten Kunden, dem Boss eines Drogenkartells, der seine Kohle wiederhaben will, bevor es gegen Schluss ein eher "Ruckzuck"-Finale gibt, in dem die bösen Wichtel ganz schnell den Löffel abgeben. Als Kniff bleibt nur noch die Enttarnung eines der Drahtzieher der gewalttätigen Verfolgungsjagd in London und Guatemala. Sonst ist ausser den flüssigen Stil und ein paar Cliffhangern, die die Story auch  nicht retten können, nichts mehr von der Klasse des Erstlings übriggebleiben. Und als Thriller im Finanzbereich habe ich schon entschieden bessere Werke gelesen wie z. B. "Das Nummernkonto" von Christopher Ride. Muss man nicht unbedingt gelesen haben. Schade, denn nach "Dunkle Ernte" hatte ich mehr erhofft. 

Keine Kommentare: