Samstag, 15. Juni 2013

Buchreview "Blutglocke"

Ilkka Remes. Der deutsche Innenminister wird in Finnland ermordet, mysteröses Frachtgut befindet sich auf dem Weg nach Berlin, eine Molekularbiologin entwendet genmanipulierte Viren aus einem Labor in Moskau - und das ist erst der Anfang der größenwahnsionnigen Operation des russischen Mafiabosses Rem Granow. Kann es Kommissarin Johanna Vahtera mit diesem scharfsinnigen, eiskalten Menschen aufnehmen?

Der Sohn des deutschen Innenministers wird in Finnland auf spektakuläre Weise entführt und danach die Forderung an den Vater gestellt, sich allein zu einem bestimmten Ort zu begeben. Der gehorcht und wird dann später völlig tot und ausgeblutet in einem Waldstück schön für seine einstigen Beschützer drapiert vorgefunden, während man seinen Sohn unverletzt regelrecht geliefert bekommt. Bei den Ermittlungen sollen die finnischen und deutschen Behörden zusammenarbeiten, doch der Informationsfluss bleibt einseitig, die Detuschen blocken. In der Zwischenzeit werden diverse Personen angeheuert, um mehr oder weniger wissend an einem großen Plan teilzuhaben und die Vorbereitungen für dessen Umsetzung zu treffen. In Russland werden genmanipulierte Viren entwendet, andernorts unterschiedliche Gerätschaften gestohlen und über Grtenzen hinweg nach Deutschland geschafft, ein Reporter angeheuert, der für eine Werbefirma einen Clip drehen soll, der aufgemacht ist, wie eine echte Nachricht. Die Kommissarin Johanna Vahtera auf finnischer reist  nach Deutschland, um in Berlin endlich mehr Unterstützung in der Angelegenheit einzufordern, während nahe der Hauptstadt eine Privatmaschine abstürzt,wobei es nach den Bergungsarbeiten plötzlich etliche Krankheitsfaälle gibt. Nach und nach beginnen die Ermittler die Zusammenhänge zu erkennen, doch längst nicht, wer hinter der Angelegenheit steckt oder was das Motiv ist.

Illka Remes entwickelt ein zumindest teilweise realistisches Szenario (übrigens wird der Begriff "Blutglocke" im Verlauf des Romans erklärt), wie man einen Staat mit einigen Millionen und cleverem Einsatz unterminieren kann. Dabei lässt er sich über die Unzulänglichkeiten der USA in Politik und Gesellschaft aus, deren Streben auch in den Medien und Nachrichten nur auf seichte Unterhaltung statt auf ernsthafte Auseinandersetzung mit Geschehnissen ausgerichtet ist und dass diese Welle der Ignoranz auch nach Europa rübergeschwappt ist. Die Politik wird schon fast einheitlich als egoistisch und nur am eigenen Machterhalt interessiert dargestellt und schon weitab vom eigentlichen Auftrag, dem Volke zu dienen. Diese Voraussetzungen nutzt er dazu, seine Handlung einzuflechten und eine Bedrohung zu kreieren, die dann wie geschrieben durchaus machbar wäre. Seine Protagonisten lässt er dabei bis auf Johanna nur oberflächlich erscheinen, während er sich der Kommissarin und ihrer Probleme näher annimmt. Einsam, etwas zickig, aber dem Beruf verschrieben, der Mann von der TERA - Timo Nortamo - bleibt wie die meisten anderen Figuren nur am Rande existent und hat wenig Einfluss auf die Ermittlungen. Im Gegensatz zu "Ein Schlag ins Herz" sind hier die Geheimdienste eher aussen vor und es geht eher über die polizeiliche Schiene, dies aber spannend und intensiv, verlangt einige Aufmerksamkeit beim Lesen, auch weil viele Personen auf unterschiedlichem Terrain in diversen Ländern aktiv sind. Intelligenter Thriller, der gut unterhält, mit einer kleinen Wenung aufzuwarten weiß und den guten Ruf des Autors nur bestätigt.
 

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