Montag, 15. April 2013

Buchreview "Straße der Toten" (Lansdale)

Joe R. Lansdale. Reverend Jebidiah Mercer weiß die Bibel ebenso gut zu handhaben wie seine Revolver. Von seinem schlechten Gewissen verfolgt hetzt er durch den Wilden Westen und legt sich mit allem an, was sich ihm in den Weg stellt: indianischen Zombies, hungrigen Ghulen, Gespenstern, Werwölfen und anderen grässlichen Geschöpfen. Und doch ist er stets nur auf der Suche nach innerem Frieden.

Dead in the west. Reverend Jebidiah Mercer kommt auf seinem Pferd, treffsicher auch Pferd genannt, in eine kleine Stadt, um dort als Wanderprediger das Wort Gottes zu verkünden und den Klingelbeutel rumgehen zu lassen. Whiskey und Patronen wollen finanziert werden. Nach und nach erfährt er, dass zuletzt eine Kutsche ohne Begleitpersonal und Passagiere, aber auch nicht ausgeraubt in die Stadt kam. Er lernt die Leute kennen und nimmt sich des kleinen David an, der von seinem Vater mehr Dresche bezieht, denn Freundlichkeit erfährt und der Doc erzählt eine fantastische Geschichte, die sich alsbald bewahrheiten sollte. Ein ungerechtfertigt gelynchter Indianer kommt von den Toten zurück und verursacht eine Untoteninvasion, der sich der Reverend und seine Gefährten nun blutig erwehren müssen.   
Straße der Toten ist der andere Name der Friedhofsstraße, an der der Geist eines Toten Bienenzüchters, der sich zu Lebzeiten als unerträglicher Tyrann und Mörder erwiesen hat, sein Unwesen treibt. Der Reverend schließt sich einen Deputy an, der einen Killer in seiner Heimatstadt der gerechten Strafe zuführen will und sie nehmen die Friedhofsstraße, um schneller anzukommen und weil Mercer auch den Geist vernichten will.
Das Gentlemen's Hotel steht in der Geisterstadt Falling Rock und wird auch von wahrhaftigen Geistern bevölkert. Einer davon hat sich die Fähigkeit bewahrt, mit ausgewählten Menschen - lebenden Menschen - kommunizieren zu können und berichtet Mercer von dem Unheil, das über die Stadt hereingebrochen ist. Eine neue und bluttriefende Aufgabe für den Reverend zeichnet sich ab.
Der schleichende Himmel führt den Reverend nach Wood Tick, eine Mini-Siedlung, die aus sechs windschiefen Häusern besteht und wo man in einem Käfig auf der Straße einen Mann gefangenhält, dessen einzige Schuld es sein soll, dass er angeblich verrückt ist. Mercer hört sich dessen Geschichte an, lässt ihn frei und hilft dem Mann, sein übernatürliches Problem zu lösen.
Tief unter der Erde beginnt mit einem Überfall von vier Grubenarbeitern auf den Reverend. In bester Revolverheldmanier erledigt er sie und kann dem letzten, der noch ein bisschen Leben in sich hat, eine Geschichte aus der Nase ziehen, bevor er ihn mit einem Schuss von seinem Daseinsleid erlöst. In der Bergarbeiterstadt wird er sofort von einigen Spacken angegangen, die er ebenfalls zügig vom Leben zum Tod befördert, wobei er einen, der sich nur mit Worten als Bedrohung erweist und unbewaffnet ist, mal schnell präventiv abknallt - sicher ist sicher. Danach macht er sich auf den Weg zur Mine, in der Kobolde ihr Unwesen treiben. Nicht mehr lange, wenn es nach Reverend Jebidiah Mercer geht.

Joe R. Lansdale gibt sich in einem Vorwort die Ehre und erklärt seine Liebe zu Comics, Büchern oder Filmen, seine Abneigung gegen gewisse Stilblüten und auch die heutige Veröffentlichungspolitik von Filmen nach dem Kinostart. Er gesteht Fehler ein und dass er früher unter dem Namen Ray Slater mal einen Schnellschußwestern zwecks Finanzaufbesserung geschrieben hat, der auch noch Auswirkungen auf den Reverend zeitigte. Und dieser Reverend Jebidiah Mercer ist kein simpler Killer mit Bibel, sondern ein intensiv charakterisierter Mann der versucht, den Sünden der Vergangenheit zu entkommen oder zumindest wieder etwas gutzumachen und sich so in den Dienst des Herrn gestellt hat, wenn auch auf etwas ungewöhnliche Art. Genauso ungewöhnlich wie die Bestien, mit denen er es zu tun bekommt. Seine Gegner sind  Werwölfe, Kobolde, Zombies Schamanen und Geister. Denen begegnet er mit roher und rauer Gewalt, wenn sich Zombies in die Hoden ihrer Opfer verbeißen oder einem Werwolf die Klöten weggeschossen werden. Lansdale hat durchaus einige recht blutrünstige Szenen in seinen harten Western eingebaut und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen, der speziell bei seiner bildhaften Beschreibung einiger Szenen hervortritt, aber in der einen oder anderen Story auch durch markige und trockene Sprüche untermauert wird. Wortwitz und ein sympathischer Held machen das Buch zu einem reinen Spaß und man sollte die Sache nicht wirklich mit einem Bierernst angehen, der nicht dazu passt. Ein starker Erzähler liefert ein flottes Funbuch ab und eigentlich passt hier alles, außerdass der Allerweltskunde das Buch wohl entweder garnicht erst entdecken wird oder nicht zu würdigen weiß. Und da der Golkonda-Verlag die 285 Seiten mit einem Roman und vier kürzeren Geschichten NICHT wie diverse Publikumsverlage, die ihre teuren Paperbacks mit riesigen Zeilenabstanden und Seitenrändern auf 400 Seiten aufblähen und dies auch noch als Kundenservice abfeiern, in dieser mittlerweile weit um sich greifenden und lästigen Form der Abzocke präsentiert, ist das Geld in das Buch eine gute Investition. Also ist "Straße der Toten" eine Kaufempfehlung meinerseits und Lansdale-Anhänger sollten es mit diesem "Western-Gott der Klinge" auch zufrieden sein .

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