Samstag, 13. April 2013

Buchreview "Spur der toten Mädchen"

Michael Connelly. Mickey Haller, von Haus aus Strafverteidiger, bekommt die einmalige Chance, in einem aufsehenerregenden Prozess die Anklage zu vertreten. Vor 24 Jahren ist Jason Jessup für die Entführung und den Mord an einer Zwölfjährigen zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Weil eine DNA-Analyse ihn jetzt entlastet, muss der Fall neu aufgerollt werden. Mickey hält Jessup für schuldig - aber er muss Beweise liefern. UnterstützT von seinem Halbbruder, dem LAPD-Veteranen Harry Bosch, übernimmt Mickey den schwierigen Fall. Ohne es zu wollen, bringt er damit seine eigene und auch Harrys Tochter in tödliche Gefahr.

Der wegen Kindesmordes zu lebenslang verurteilte Jessup hat es geschafft, mithilfe einer Rechtshilfeorganisation nach 24 Jahren eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erwirken. Der derzeitige Bezirksstaatsanwalt wendet sich aus nicht uneigennützigen Gründen an Mickey Haller und bittet ihn, für diesen einen Fall die Seiten zu wechseln und als Ankläger zu fungieren. Haller weiß um die politischen Ambitionen des Bezirksstaatsanwaltes und dass der nur für den Fall eines Scheiterns liebend gerne seinen Namen aus der dann folgenden Blamage raushalten würde. Also stellt Haller die Bedingungen, dass er sein eigenes Team, bestehend aus Harry Bosch und Hallers Ex-Frau Maggie anheuern darf und ihm keiner in die Arbeit pfuscht und er nicht weisungsgebunden ist. Schon die erstern Tage vor Gericht werden von der Verteidigung dazu genutzt, Nebenschauplätze zu eröffnen, denen sich Haller vorerst dadurch entledigt, dass er Jessup auf freien Fuß setzen lässt. Natürlich wird der Mann Tag und Nacht von einer Einheit der Polizei überwacht, doch sein Verhalten erscheint ihnen merkwürdig. Nächtliche Ausflüge in Parks, in denen er nur auf einer Bank sitzt, während er am Tage die von seinem Anwalt ausgegebene Pressetour des unschuldigen Bürgers abliefert. Doch eines Nachts taucht er vor Harrys Haus auf, in dem auch dessen Tochter lebt. Und Harry sucht nun noch intensiver nach Hinweisen, die den Beklagten für immer hinter Gitter bringen könnten. Er findet auch einige Akten zu vermissten Mädchen, die durchaus ins Opferprofil von Jessup passen könnten. Zudem muss er auch noch eine Zeugion beschützen, die Jessup identifizieren belasten könnte.

"Spur der toten Mädchen" ist ein reinrassiger Justizthriller, wie man ihn sich endlich mal wieder von John Grisham wünschen würde. Der Einbezug von Hallers Familie, den Kinern, seiner Ex-Frau und Harry Bosch sowie den ermordeten Mädchen lässt zudem genug Freiraum für einige emotionale Szenen neben den Intrigen, Lügen und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit jeglichen Mitteln, die den Anwälten zur Verfügung stehen. Geschworenenbeeinflussung, Verdrehen der Tatsachen und sonstige juristische Winkelzüge, die die Richterin im Prozess erlaubt. Harry Bosch mit seiner Ermittlungsarbeit für Haller ist hier nur ein Nebendarsteller und somit ist der Thrilleranteil recht gering. Die Spannung wird dahingehend erzeugt, wie die Geschworenen reagieren, ob Zeugen gefunden werden und was es vielleicht mit den weiteren toten Mädchen auf sich hat. Große Wendungen darf man nicht erwarten, Action gibt es erst gegen Ende ein wenig und der Abschluss des Falls ist bei Weitem nicht so zufriedenstellend, wie man das vielleicht gerne sehen würde. Nicht das übliche Ende eines Gerichtskrimis und endlich mal wieder etwas, das sich auch Justizthriller nennen darf, ohne sich dafür schämen zu müssen. Guter Roman von Michael Connelly.

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