Samstag, 22. Dezember 2012

Buchreview "Irgendwann gibt jeder auf - Parker"

Richard Stark. In Palm Beach, Stadt der Superreichen und der Polizisten, will Parker im Alleingang einer Bande ehemaliger Kumpel das Geschäft vermasseln. Eine Frau, die ihm auf die Schliche kommt, verdirbt ihm seinen nahezu perfekten Plan. Und am Ende muss er einen Kampf an drei Fronten führen.

Der Bankraub, zu dem Parker über einen Mittelsmann hinzugezogen wurde, klappt perfekt. Enttäuschend ist aber für den Gerechtigkeitsfanatiker unter seinen Milieuumständen, dass die drei Kumpane die gesamte Beute in die Finanzierung ihres nächsten Coups investieren wollen - also auch Parkers Anteil. Das Angebot,an dem Raubzug teilzunehmen, lehnt er ab und die Typen lassen ihn mit zweitausend Dollar und dem Versprechen, dass der Rest als Darlehen gilt und nach dem Raub verzinst zurückgezahlt wird, allein zurück. Parker bleibt ruhig, lässt sich nicht anmerken und denkt dabei dennoch nur an Rache. Er weiß, wann und wo der Coup stattfinden soll und beginnt mit den Vorbereitungen für seine Aktion. Erst besorgt er sich recht unkonventionell neue Waffen, dann zieht er durchs Land, um sich bei fünf unterschiedlichen kriminellen Aktivitäten die Finanzierung zu sichern. Dass er mittlerweile weitaus mehr Geld eingenommen hat, als er durch die Spacken verlor, ist fiür ihn dabei völlig irrelevant. Der Betrug geht ihm einfach gegen den Strich, gegen seinen Sinn für Ehre unter Ganoven. Es gab klare Absprachen und die sind einzuhalten. Bei dem Versuch, sich frische Papiere zu besorgen, geht etwas schief. Parker ist nicht der einzige Kunde des Experten und als er seine neue Identität abholen will, sind da schon drei Killer, die den Experten und alle Kunden, die an dem Tag bei diesem vorstellig waren, aus dem Weg schaffen wollen. Parker überwältigt die Typen und lässt sie dann vom Experten erschießen. Der verzieht sich nach getaner Arbeit und Parker geht seinen Plan an. In Palm Beach tritt er als dümmlich-reicher Öl-Texaner auf, der weder selbstständig genug ist, den Aufzug zu finden, noch weiß, wohin mit seinem vielen Geld. Er wendet sich an eine Maklerin, um mit ihrer Hilfe, das Haus zu finden, in dem sich seine Ex-Kollegen eingenistet haben, um dort ihren großen Auftritt vorzubereiten. Leider ist die Frau nicht so naiv, wie von ihm vermutet und seine Tarnung weist ein Lücke auf, die sie auch noch entdeckt. Sie will an dem Reibach teilhaben. Da sie sich durchaus als nützlich erweisen kann und ihn auch  nicht sonderlich mit dauerhaftem Gequassel nervt, stimmt Parker zu. Womit er auch nicht gerechnet hat, ist die Tatsache, dass die Vorkommnisse bei der Beschaffung seiner Papiere nicht vergessen wurden. Der Auftraggeber der nun toten Handlanger, hat zwei weitere auf den Weg geschickt und die schaffen es Parker zu überraschen und zu schnappen. In den Everglades gedenken sie ihn zu beseitigen, doch da kommt eine Gruppe Heimatverteidigung trainierender Möchtegern-Arier vorbei und rettet ihm das Leben, das seine Häscher so blöd sind, eine Schießerei zu starten. Parker wird schwer verletzt und muss ins Krankenhaus, wo er zu allem Überfluss jetzt auch noch im Fokus der Cops ist. Trotz aller Schwäche verduftet er mithilfe der Maklerin Lesley aus dem Sanatorium und nistet sich in dem Haus ein, das die Verbrecher, die er sucht, angemietet haben. Die sind gerade unterwegs, ihren Zug zu machen und räumen gründlich aus. Zurück in ihrem Domizil, wartet dort Parker schon auf sie, ABER....

Cool, clever, wortkarg, souverän. So lässt Richard Stark seinen Protagonisten auch in "Irgendwann gibt jeder auf" agieren. Akribisch ausgetüftelte Verbrechen, möglichst ohne Todesopfer, in kurzen, trockenen Worten skizziert, beweisen Starks Gespühr für Sprache und Aufbau einer Story. Sein Parker bleibt als eigentlich eiskalter Verbrecher zwar fair, ist aber umso rigoroser im Umgang mit Hindernissen und Leuten, die ihn hintergehen. Ein vollkommen amoralischer Typ, dem eigentlich keine Sympathien entgegengebracht werden sollten. Die Gestaltung der Figuren, Handlung und Dialoge ist so sparsam, dass weder bekannte Klischees noch irgendwelche nervigen Familiendramen oder andere vom Plot ablenkende Szenarien den Fluß der Geschichte, die zumindest einen großen Zufall beherbergt, verlangsamen können. Man liest sich da mit echtem Zug durch. Da wurde wirklich eine große Portion an Brüchen und Action zwischen die beiden Buchdeckel gepackt - schnörkellos, trocken und hin und wieder sogar etwas unterkühlter Humor. Sollte auf den Leser Parkers Welt kalt wirken, soll er sich doch mal die der Palm Beach-Reichen anschauen. Wer nicht zu ihrer "Herde" alten, ererbten Geldes gehört, das zumeist auch nicht unbedingt aus reelen Geschäften stammt, gehört für die zum Pöbel. Dazu zählen auch solche, die sich ihre Millionen oder Milliarden erarbeitet haben, vielleicht sogar ehrlich sind. Für die sind alle anderen nur Pack, sodass sich kaum einer wirklich was drausmachen dürfte, wenn die mal was von  ihrem Vermögen, das die für selbstverständlich halten und sich damit Gesetze, Polizei und Macht kaufen, auf die eine oder andere Art verlieren. Kompromisslos, mit Wendungen versehen und auf hohem Niveau - Richard Stark braucht nicht viele Worte, um eine Geschichte temporeich und außerordentlich spannend zu erzählen. Klare Leseempfehlung. Und da dieses Buch als Vorlage für den Film"Parker" diente, der am 7.2.13 bei und mit Jason Statham und Michael Chiklis in den Kinos starten soll, freu ich mich drauf. Sollte man sich mehr nach dem Buch von Stark denn nach einem Drehbuchverwursterwichtel gerichtet haben, wird das ein feines Kinoerlebnis.

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