Sonntag, 14. Oktober 2012

Buchreview "Der Erbe"

F. Paul Wilson. Es fängt ganz harmlos an: Ein Mann, der sich Timmy nennt, bittet Jack um Hilfe. Seine 14-jährige Nichte wird seit diesem Morgen vermisst. Die Polizei sagt, dass es noch zu früh ist, um sich Sorgen zu machen, aber Timmy weiß, dass etwas Schlimmes geschehen ist.
Jack übernimmt den Fall. Das löst eine Kette von Ereignissen aus, die sich bald als wahrer Albtraum offenbaren: Jack wurde von einer übernatürlichen Macht auserwählt, um gegen eine zweite zu kämpfen. Diese Mächte sind weder gut noch böse, sie existieren einfach. Menschen sind für sie so etwas wie Mücken und es kümmert sie nicht, dass mehr und mehr von ihnen sterben. Jack erlebt die dunkelsten Tage seines Lebens.

Jack findet den Aufenthaltsort von Timmys Nichte schnell heraus, aber als er sie aus den Klauen von drei Sektierern befreien will, kommt ihm ein Trio in die Quere, das wie die Blues Brothers gekleidet ist - und die machen mit den Sektierern kurzen Prozess. Das Mädchen wird befreit, aber die Kerle wollen herausfinden, wer Jack ist und wo er wohnt. Gar nicht in seinem Sinn. Umgekehrt ist auch er neugierig, was es mit den Typen auf sich hat. So dreht er den Spieß um, findet deren Heimstatt und verschafft sich Zutritt. einer der Typen, Miller, ist ganz erpicht darauf, Jack auszulöschen, doch der Boss der Truppe, der sich Oculus nennt, unterbindet dieses Vorhaben und unterhält sich mit Jack. So wird Jack in Teile von Vorkommnissen eingeweiht, die er hinter sich gelassen glaubte und als dann der Oculus eine Vision von Sprenstoffattentaten innerhalb New Yorks hat, schließt sich Handyman Jack den Brüdern an, um dies zu verhindern. Was auch mit großém Kawumm gelingt. Doch so einfach ist die Geschichte nicht. Die zweite Macht greift ins Geschehen ein, sorgt dafür, dass Jacks Freundin Gia und deren Tochter Vicky schwer verletzt werden - und die Blues Brothers erweisen sich auch nicht unbedingt als sehr zuverlässig auf seiner Seite. Nachdem schon vor Monaten seine Schwester, danach Bruder und Vater umgekommen sind, greift Jack jetzt durch und wird zum gnadenlosen Rächer. Menschen kann er besiegen, beseitigen. Aber gegen die dunklen Mächte ist er ein Nichts, sie benutzen ihn als Spielzeug für ihre Zwecke, zu ihrer Erheiterung.

Beginnen will ich mit dem DANK an den Festa-Verlag, der es geschafft hat, die Handyman Jack-Reihe weiterzuführen, nachdem einer der großen Verlagszusammenschlüsse dieVeröffentlichung der Serie vor einigen Jahren einfach kommentarlos mittendrin abgebrochen hat (Was bei den Verlagen in dieser Größenordnung und die nur den neuen Trends und dem Massenmarkt wie Dan Brown oder schwulen Vampirstorys zugewandt sind, leider keine neue Erfahrung war.) Da muss also ein kleinerer, eigenständiger Verlag kommen, um denen zu zeigen, was ne Harke ist. Schön so. hoffentlich wird es ihm durch gute Verkaufszahlen gedankt. F. Paul Wilson ist ja bekannt dafür, dass er gerne große Verschwörungen, Paranoiaszenarien und Regierungskritik in seine Werke einfließen lässt. Und davon handelt auch die Handyman Jack-Serie, in der "Der Erbe" der zehnte Band ist. Sein Protagonist ist außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten und hat weder einen Ausweis, Krankenversicherung, Führerschein (jedenfalls keine echten Papiere) noch ist er sonstwo irgendwie  offiziell registriert. Er übernimmt kleinere und auch größere Aufträge gegen Cash, löst sie clever und teilweise mit Humor, kann aber auch hart zur Sache gehen. Eine originelle Figur auf dem Buchmarkt. Wilson lässt sich dabei - auch bei "Der Erbe" - nicht auf ein Genre festlegen, sondern bietet einen Mix aus Thriller, Mystery und Horror. "Der Erbe" ist nicht gleichzusetzen mit den deftigen Werken von Lee, Smith, McBean oder Curran, weder was das Blutvergießen und die Gewaltnote angeht und schon gar nicht, was Sexszenen betrifft. Es ist manchmal harte Mystery-Thrillerkost, in der schon mal der eine oder andere Kopf weggesprengt wird, aber nie so derb wie die vorgenannten Autoren. Hier bekommt man einen sympathischen Protagonisten in einer cleveren, spannenden und sehr unterhaltsamen Mischung verschiedener Genres um geheimnisvolle Mächte, dunkle Bedrohungen und scnhier unüberwindliche Gegner kredenzt, der einfach Spaß macht. Sehr empfehlenswert. Schade, dass es bis zum nächsten Buch "Das Blutband" noch einige Monate dauern wird.

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