Montag, 10. September 2012

Buchreview "Sirup aka Fukk"

Max Barry. Scat ist jung, lebt in Los Angeles und glaubt an die Zukunft. vor allem glaubt er an das große Geld. Und er weiß, wie  man es bekommt: Man nehme ein neues Produkt nebst zugehöriger genialer Marketingstrategie - fertig ist der Millionär.Scats Produkt heißt Fukk und ist eine völlig neue Cola-Sorte. Tatsächlich findet er auch einen Partner, der drei Millionen in die Idee investieren will. Dumm nur, dass Scat vergessen hat, den Markennamen schützen zu lassen. Und dass ein paar hinterhältige Gestalten nicht davor zurückschrecken, ihn nach allen Regeln der Kunst übers Ohr zu hauen. Aber Scat bekommt seine Chance zur Revanche. Und gemeinsam mit einer äußerst attraktiven Marketingspezialistin wird er sie nutzen.

Scat ist jung, eher antriebslos, aber mit Flausen im Kopf, wie er ohne zu großen Aufwand reich und berühmt werden kann. Ein Jurastudium an einer renommierten Uni hat sich angesichts seiner miesen Noten zerschlagen, doch an einer kleineren Universität belegt er - notgedrungen, weil zeitige Einschreibung verpeilt - Marketing. Job ist nicht in Aussicht, aber das Wissen, dass jeder Mensch drei Millionendollarideen im Leben hat und er wartet auf seine. Eines Tages schwirrt sie ihm tatsächlich durchs Hirn und stellt sich als eine völlig neue Cola-Sorte heraus. Da er zwar von Marketing Ahnung hat, sich aber nicht gerade gut mit dem Mundwerk verkaufen kann, fragt er bei seinem Mitbewohner Sneaky Pete nach, der noch nie einen Finger krumm gemacht hat, aber jedem so das Ohr ablabern kann, dass er immer vorankommt und Kohle verdient/erhält. Ein Schleimer ohne Leistung und Können. Scat spricht also bei Coca Cola vor und lernt dort auch die attraktive 6 kennen und etwas über seinen Mitbewohner: hat der doch die Chance genutzt und sich das Urheberrecht eintragen lassen, was Scat verpeilt hat. Bei der Gelegenheit nimmt Sneaky Pete auch noch drei Millionen Dollar mit und den Job der Marektingfrau 6. Wer Freunde wie Pete hat, braucht auch keine Feinde. Natürlich wollen die zwei sich  nicht so abspeisen lassen und sprechen nun sozusagen freiberuflich mit einer Idee zur Vermarktung wieder vor. Pete, clever wie gewohnt, bezirct die Chefs, ihm das Projelkt zu übertragen, leiert ihnen 140 Millionen Dollar für einen Spielfilm zur Werbung aus den Rippen. Kein Product Placement mehr, sondern die Steigerung eines Spielfilmes rund um das Produkt. Zur Ausführung unter seiner Egide werden 6 und Scat angeheuert, mit einem Komitee bestraft, das ihre Aktionen verschleppen soll, damit sie den Film bis zur Premiere nicht fertig bekommen. Sneaky Pete hat sich natürlich abgesichert: schaffen sie das Projekt nicht, schiebt er ihnen die Schuld zu, funktioniert es aber doch, kann er die gesamten Meriten einheimsen. Doch so leicht geben sich die beiden Ausgebooteten trotz ihrer Beziehungsprobleme nicht geschlagen.

Die von mir gelesene Ausgabe ist noch die aus dem Jahre 1999 als die unselige Rechtschreibreform noch nicht durch war und der Wilhelm Goldmann Verlag noch nicht unter dem Dach Random House verschwand und trug den Titel "Fukk", während die diesjährige Neuauflage unter dem Titel "Sirup" (Original "Syrup") veröffentlicht wurde. Der Erstling von Barry zeigt schon die Richtung, die er auch später mit Büchern wie "Logoland", "Chefsache" und "Der Maschinenmann" perfektionieren sollte. Witzig und amüsant - besonders im ersten Drittel - persifliert er mit scharfer Feder die Mechanismen der Werbebranche und vieles davon kann man durchaus wiedererkennen, wenn man sich umschaut, so drastisch sind seine vermeintlichen Übertreibungen gar nicht. Wie danach in "Chefsache" nimmt er auch die Unternehmensstruktur und Menschenführung sowie die Marketingkampagnen gnadenlos aufs Korn, demaskiert die verlogenen Strategen hinter den Kulissen. Als Running Gag hat er noch die mehrfache, wenn auch jeweils kurzeitige, Obdachlosigkeit des Protagonisten eingebaut, lässt ihn zwischen zwei Frauen hin und herspringen und sich mit dem alltäglichen Überlebenskampf im Büro auseinandersetzen. Fazit dieser intelligenten, abwechslungsreichen, wenn auch im letzten Drittel nicht mehr sehr spannenden Satire erster Güte ist, dass Werbung und Hollywood eh nur aus Lug und Trug bestehen, was zwar beileibe keine bahnbrechende Neuigkeit ist, aber selten so lustig aufs Korn genommen wurde. Und mittlerweile hat Hollywood denn auch Max Barry entdeckt, denn eine Verfilmung mit Amber Heard, Kellan Lutz und Shiloh Fernandez ist schon in der Postproduction und die Bücher "Logoland" ("Jennifer Government") und "Der Maschinemann" ("Machine Man") sollen gerüchteweise auch zur Verfilmung anstehen.

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