Mittwoch, 22. August 2012

Buchreview "Verseucht"

Tim Curran. Atomarer Regen... Mutationen... tödliche Pandemien... Städte voller Leichen.... Die Menschheit steht vor ihrem Ende. Rick Nash ist einer der letzten Überlebenden. Aber dafür muss er einen unglaublichen Preis zahlen: ein Bündnis mit dem gefräßigen Bösen, das im radioaktiven Feuer Gestalt angenommen hat. Damit zu leben, bedeutet für Rick den lebendigen Tod. Es zu bekämpfen, die Hölle auf Erden.

Die Bomben sind gefallen, herabgeregnet. Und wer das und den folgenden nuklearen Winter (dem Gegenmittel zur globalen Erwärmung) überlebt hat, muss sich nun mit der Strahlenkrankheit, Seuchen, Banden, Militätr, Staat und sonstigen Mördern herumschlagen. So auch Rick Nash, der in seiner Heimatstadt am Bett seiner an Cholera dahinsiechenden Frau ausharrt. Als diese stirbt, hätte er die Stadt eigentlich verlassen sollen, in der sich Armee und Milizen bekämpfen und außer Leichen alles knapp wird. Doch er bleibt und versorgt sich aus den umliegenden Häusern und Geschäften mit dem Nötigsten. Was er nicht erwartet hat, waren schrecklich mutierte Kinder, die äußerlich anscheinend normal wirken, aber höchst radioaktiv und mit enormen Beißern ausgerüstet sind. Und damit nicht genug: in den Leichenbergen stellt er Bewegungen fest und muss mitansehen, wie sich riesige Würmer an den Toten gütlich tun und als er diese Viecher auch noch beim Vermehrungsakt beobachten muss, gehen ihm die Nerven durch. Dabei hat er noch gar nicht das volle Grauen dieser neuen Zeitrechnung erfassen können. Trotzdem ist er schon bereit, Selbstmord zu begehen, um dieser Zukunft zu entrinnen. Doch eine Stimme in seinem Schädel, das Schattengebilde, wie er es nennt, hält ihn davon ab und führt ihn Richtung Westen der USA. Auf dem Weg dorthin findet er Freunde, Wegbegleiter und massenweise Mutationen aus der Mensch- und Tierwelt. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, dich sein Schattengebilde scheint ihn und auch manche seiner Begleiter zu schützen und vor der einen oder anderen drohenden Gefahr zu warnen. Zudem verlangt das Schattengebilde Opfer, die ihm darzubringen sind, wenn es weiter die Sicherheit der kleinen Gruppe garantieren soll. Rick kann sich keinen Reim auf die Motivation seines geheimnisvollen Beschützers machen, begibt sich aber wie gewünscht auf den Weg, der ihn durch Roten Regen, Leichenwürmer, Kriegsbeil-Clans oder Trogs führt. Immer wieder neue Monster kreuzen ihren Weg. Oft der Verzweiflung nahe, setzen sie ihren Marsch durch das zerstörte Land fort, um am Ende welches Schicksal auch immer entgegenzunehmen.

Tim Curran und seine Apokalypse um Tod und Verderben für die gesamte Menschheit wieder voll im Einsatz und er kommt direkt auf den Punkt. Von Beginn an beschreibt er die Ausmaße des Grauens nach einem solchen Big Bang (der natürlich  nicht von den Amis ausging, sondern von den Bösewichtern im Nahen Osten), die Hoffnungslosigkeit, die Zerstörung recht plastisch. Um die Seuchen, Krankheiten, Widerwärtigkeiten der Menschen unter Ihresgleichen darzustellen, nimmt er kein Blatt vor den Mund und lässt sie durch ein Fleisch-/Blutmatschgemenge waten, hetzt ihnen verschiedenartigste Mutationen auf den Hals, dass es wirkt wie in einem B-Movie - wobei die Legende Roger Corman auch mehrfach erwähnt wird - mit ebensolchen Fehlern, wenn Rick in einer Szene erwähnt, dass ihm nur noch drei Kugeln zur Verfügung stehen und er dann ohne nachzuladen doch viermal ballert. Für Tierhorrorfreunde wäre die manchmal etwas episodenhaft wirkende Hatz von Ost nach West unter dem Einfluss des Schattengebildes eine wahre Freude, hat sich Curran doch mannigfaltige Mutationen wie die WespenMückenSchnake, Riesenratten oder eben die Leichenwürmer einfallen lassen, die neben dem Zerfall der Zivilsation und den sich immer mehr zu den eigentlichen Bestien verwandelnden Überlebenden des Bombardements für wie schon in seinem Buch "Zerfleischt" sehr actionlastige Unterhaltung sorgen. Die eine oder andere Wiederholung (ständig will Rick "...nie vergessen") fällt nicht zu sehr negativ ins Gewicht und wer seine Freude an "Zerfleischt" hatte, wird hier wieder voll bedient und das Ende ist zwar typisch Curran, birgt aber noch eine unerwartete Erklärung. Das war denn auch wieder etwas, das ich vom Festa-Verlag erwarte (erhoffe): eine starke, düstere und kurzweilige Horrormär ohne erwähnenswerte Länge, die manchmal sogar mit etwas Humor (Texas-Slim und sein Kumpel Carl mit ihren Kabbeleien) garniert wurde.

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