Samstag, 25. August 2012

Buchreview "Bighead"

Edward Lee. Nachdem sein Großvater gestorben ist, sitzt Bighead ganz allein in der Hütte irgendwo im tiefen Wald Virginias. Als das letzte Fleisch verzehrt ist, treibt ihn der Hunger hinaus in "die Welt da draußen", von der er bisher nur von seinem Opa gehört hat.

Nach dem Tod seines Großvaters macht sich Bighead auf, um aus den tiefen Wäldern von Virginia Richtung besiedeltes Gebiet zu gelangen, um sich dort seine Dosis Hirnfutter (Im wahrsten Sinne des Wortes und sein Lieblingsmahl) und so viele Pussys wie möglich zu krallen. Charity und Jerrica, die eine sexuell frustriert, die andere ständig notgeil, hingegen kommen aus der Stadt in die ländliche Gegend. Jerrica um einen Bericht für die Washington Post über das Leben in der Welt außerhalb der Citys zu schreiben und Charity um ihre Tante zu besuchen, die ein Gasthaus führt, in das auch der Prediger Tom Alexander eincheckt. Er soll in der Gegend eine alte Abtei restaurieren und wiedereröffnen. In den Wäldern sind zudem Balls und Dicky unterwegs, die als Moonshiner das Produkt ihres Auftraggebers auf Nebenstrecken in rasantem Tempo an den Bullen vorbei (Frag nach bei Robert Mitchum oder Burt Reynolds) zu dessen Kunden liefern sollen. Ihre freudigste Nebenbeschäftigung haben die beiden Spacken aber in Mord und Vergewaltigung gefunden, wobei ihnen egal ist, ob die Opfer noch leben oder schon hinüber sind. Und sie ficken jedes Loch - wirklich jedes!! In einer Kneipe vor Ort reffen die beiden Shineys dann auf Alexander (Der Priester hat so seine kleinen Laster) und Jerrica, wie gewohnt schon ganz nass im Schritt,. Als sie dann Jerrica übelst anmachen, erhalten sie vom Prediger einer fette Abreibung. Gedemütigt folgen sie dann den beiden, um herauszufinden, wo sie wohnen und planen ihre bittere Rache. Und wie die Polizei feststellt führt die Leichenspur von Bighead in fast gerader Linie ebenfalls Richtung Gasthaus. Alexander plagen Albträume in denen er Steven Tyler sieht, der den Aerosmith-Song "Dream On" schmettert und er - Alexander, nicht Tyler (Der hätte vielleicht seine Freude dran) - von Nonnen vergewaltigt wird. Und die Abtei, die der Priester zu restaurieren hat, wird dann für alle Beteiligten zum Schicksal, wenn ihre Wege dort zusammentreffen. Nicht jeder kommt aus dem Treffen unbeschadet wieder raus und einige Wahrheiten ungewöhnliche kommen ans Licht.

Edward Lees Sprache, die er zumindest den Hinterwäldlern in den Mund legt, ist recht gewöhnungsbedürftig. Das Wort "Psücherpat" konnte ich erst nach dem wiederholten Lesen des Satzes wirklich zuordnen - und von diesen Konstrukten gibt es einige. Ansonsten stellt er auf den ersten Seiten die Hauptcharktere schon vor und begibt sich dann sofort in sein Gemetzel mit ausufernd sexueller Komponente. In der idyllischen Landschaft mit hoher Arbeitslosigkeit geben sich die übelsten Psychos die Klinke in die Hand. Was folgt ist pervers, brutal, krank, grausam, primitiv, (extrem?) abartig und ultrahart. Extrem-Horror, in dem Kannibalismus und Nekrophilie nur die Eckpfeiler einer überbordenden Gewaltorgie sind, die es wirklich in sich hat. Da fehlen einem manchmal wirklich die passenden Worte, um diesen Schrecken auch nur ansatzweise beschreiben zu können ob dessen außerordentlicher Widerwärtigkeit. Gerade glaubt man, schlimmer geht es nicht mehr, da setzt Edward Lee noch einen drauf. Verstümmelungen, Scheiße fressen, Pisse saufen und Ausweidungen gehören genauso fest zum Programm wie die blutrünstigen Vergewaltigungen von Mann oder Frau, lebend oder tot. Das Ganze mixt sich zu einer unappetitlichen und grenzüberschreitenden Masse, wie man sie bisher kaum zu lesen bekommen hat. War ich nach "Haus der bösen Lust" noch skeptisch, was Edward Lee angeht, ist "Bighead" so ekelerregend, dass er schon einen immensen Unterschied zum  Vorgänger darstellt. Vielleicht sollte der Verlag noch eine weitere Warnung aussprechen: "Für eventuelle Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Angstzustände nach der Lektüre übernimmt der Verlag keine Haftung". Ganz nebenbei wird auch noch etwas Sozialkritik an Kirche, Staat, Gesellschaft und Ausbeuterkonzernen eingeflochten, die aber in der Blut- und Sexorgie fast untergeht. "Bighead" ist echt derbe Kost und der vielgepriesene Richard Laymon wirkt daneben wie ein Kinderbuchautor. Das Buch ist wie das Training der Seals. Man muss jede Steigerung der Torturen durchstehen oder aufgeben. Die Herausforderungen in Form von ausufernder Gewalt und provozierend-eklig-brutalem Sex erhöhen sich von Kapitel zu Kapitel. Zum Ende setzt der Autor noch einen drauf, aber irgendwie passt das nicht mehr so recht zum vorherigen Geschehen. Andererseits ist es schön durchgeknallt. Für die Freunde schonungsloser Horror- oder Psychokracher in exzessivster Form hat Frank Festa hier wieder einen absoluten, aber auch grenzwertigen Leckerbissen aufgetan. Wer es bretthart und düster mag - einfach zugreifen. Und falls man irgendwann mal den Löffel abgibt und man das Buch in der Erbmasse vorfindet, wird man sicher nicht nur für einen kleinen Perversen gehalten.

Keine Kommentare: