Mittwoch, 6. Juni 2012

Buchreview "Licht aus!"

Richard Laymon. Als Brit in einem Kino den Film "Schreck, der Vampir" sieht, wundert sie sich. Die junge Frau, der man die Kehle durchschneidet, ist das nicht ihre Freundin Tina?Aber die ist doch keine Schauspielerin. Brit ahnt noch nicht, dass auch sie bald die Hauptrolle in einem Film spielen würde - "Schreck, der Inquisitor".

An einem Wochenende fährt Tina mit ihrem Freund zu einem einsamen Haus, zu dem sie von einem Bekannten den Schlüssel bekommen hat. Die beiden Liebenden wollen sich ohne störende Begleiter amüsieren. Dass das Gebäude etwas heruntergekommen und gruselig aussieht, nervt sie nicht weiter. Als sie dann aber seltsame Geräusche hören, versuchen sie doch zügigst abzuhauen. In der Stadt geht derzeit Dal mit Elizabeth fremd, während seine eigentliche Freundin ihn im Kino glaubt. Die Alleingelassene macht sich auf den Weg zu einem Seven-eleven, um sich was zum Picheln zu gönnen als sie von ein paar geilen Spacken angemacht wird. Die Typen bekommen aber statt Spaß schnell einige gebrochene Knochen, da Connie in Selbstverteidigung geübt ist. Währenddessen gehen Brit und ihr derzeitiger Freund Pete, der sich verdächtigt brav verhält, ins Kino, wo Brit dann auf der Leinwand ihre Freundin Tina zu erkennen glaubt. Kaum zu Hause, entschließt sie sich, der Sache nachzugehen. Keine gute Idee. Und da sie dann ihren Pete alleine zurückllässt, tröstet der sich schnell mit der ebenfalls unzufriedenen Connie. Verhältnisse wie bei Laymon. Brit wurde unterdessen von Tinas Mitbewohnerin Freya mit einem kleinen Trunk betäubt und an ihre Geschäftsfreunde ausgeliefert, um nun ihrerseits eine unfreiwillige und blutige Rolle im nächsten Film zu übernehmen. Und sie ist nicht das letzte Opfer der Realfilmer. während einige Camperinnen und eine Prostituierte ebenfalls eine ungeplante Filmkarriere starten (und sofort wieder beenden müssen), setzt Connie ihren untreuen Dal vor die Tür und greift sich Pete, der nun wirklich nicht gerade vor Sorge um Brit vergeht. Dal plant mit Elizabeth erst deren gelähmten und reichen Ehemann zu beseitigen und dann Connie, die mit ihren Liebesromanen auch gut verdient - und alle geraten ins Visier der Filmcrew. Nicht jeder wird die Begegnung überleben.

Im Original von 1982 war das Buch sicher schon fast ein Tabubruch mit seinem Thema um die Snuff-Filme. Doch mittlerweile haben die Horrorliteratur, die Filmwirtschaft und gar die Realität die Grenzen schon derart ausgelotet, dass man mit "Licht aus!" kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken oder jemanden in Angst und Schrecken versetzen kann. Nicht dass das Buch jetzt die einschläfernd wirkenden Längen der Outputs von Mitbewerbern unter den Verlagen aufweist, ganz so dramatisch schlimm ist es nicht, doch heutzutage hätte man aus dem Thema viel mehr herauskitzeln können (Wenn das ein Tim Curran oder Bryan Smith und Brett McBean verfasst hätten, wäre es sicher ein unschlagbarer Kracher geworden und nicht irgendwie altbacken.) . Die Figurenzeichnung ist selbstverständlich gewohnt seicht und die erotischen Einlagen dafür umso ausgeprägter, aber wer zu einem Laymon greift, dürfte darob kaum überrascht sein. Der Autor nutzt auch die Gelegenheit auf einige Filme wie "Halloween", "The hills have eyes" oder "Der weiße Hai" anzuspielen und bringt den geneigten Leser fast zum Lachen, als er sich erlaubt, über sinnentleerte Handlung in Filmen zu parlieren. Schließlich ist es ja gerade er, der den Intellekt seiner Leser ja nun gar nicht vor irgendwelche unüberwindbaren Hürden stellt. Er war schon ein richtiger Spaßvogel. Sein Stil ermöglicht es, durch das Buch zu rasen wie ein heisses Messer durch die Butter. Nix hemmt den Fluss, überlegen braucht keiner. Diverse Morde, die Intrige von Elizabeth und das Finale sorgen für ein akzeptables Tempo und einen gewissen Unterhaltungswert, der auf jeden Fall über dem der gekürzten und langweiligen Ausgaben anderer Verlage liegt (Die kommenden "Das Loch" und "Die Familie" von Heyne werd ich mir ersparen.). So lautet auch mein Urteil - wenn schon noch einen Laymon anrühren, dann nur noch aus dem FESTA-VERLAG.

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