Freitag, 11. Mai 2012

Buchreview "Seelenfresser"

                  Bei Festa liest  man besser!

Bryan Smith. Jakes Bruder hat eine neue Freundin: Myra. Sie ist wunderschön, aber auch seltsam. Als Jake herausfindet, dass ein Mann nach dem anderen in Myras Bett landet, ist er kaum überrascht, denn er hält sie für abgrundtief verdorben. Das spürt er einfach. Doch dass Myra die Männer sexuell regelrecht versklavt, verschlägt ihm den Atem. Als ihm jemand erzählt, Myra sei jahrhundertealt und reiße jungen Männern bei lebendigem Leib die Seelen aus der Brust, lacht Jake keineswegs: Diese Kreatur ist wirklich unmenschlich geil .... geil auf ihn.

Schon zu Beginn nimmt sich Myra Trey, Jakes Bruder, vor und raubt ihm bei einer teuflischen Zeremonie die Seele. Sie schart eine Gefolgschaft um sich, die ihr, auch als Lamia, die Dunkle Mutter, bekannt, beri der Seelenernte in der Stadt Rockville beistehen soll. Just zu dieser Zeit kommt Jake in die Stadt, die er vor vielen Jahren auf der Flucht vor seinen primitiven und schlagwütigen, versoffenen Eltern flugs verlassen hat, um eigentlich nie wiederzukehren. Doch gerade seine Mutter, die ihn früher drangsaliert hat, ruft ihn zurück, um ihrem jüngsten Sohn Trey zu helfen - und Jake kommt ausschließlich seines Bruders wegen, der Rest der Familie ist ihm egal. Auch Jake stellt bei Trey eine mentale Veränderung fest und versucht, der Ursache auch den Grund zu gehen. Dabei muss er errfahren, dass es nicht nur Trey getroffen hat. Nach und nach werden die Bewohner von Rockville zu fiesen, brutalen Bestien - getrieben von schrecklichen Dämonen. Auch die Schulfreunde von Trey, Kelsey und Will sowie die junge Jordan, stehen dem sexistischen und abartigen Treiben eher hilflos gegenüber, wenn sich Bekannte oder gar Eltern in sadistische Kreaturen ohne Menschlichkeit verwandeln. Alles steuert auf die Vollversammlung der Seelenernte in der Highschool von Rockville hin, mit der sich Lamia weitere hundert Jahre Lebenskraft und Energie verschaffen will, um ihr Unwesen treiben zu können. Hier wird sich das Schicksal von Myra/Lamia und der Protagonisten sowie eines Großteils der Schüler und Bürger der Stadt in einem rotsuppenden, irren Showdown um die Seelen einer Kleinstadt im tiefgläubigen Bible-Belt der USA entscheiden.

Mr. Smith langt direkt zu Anfang in die Vollen und lässt keine Zweifel offen, was er mit dem Leser auf den nächsten Seiten vorhat. Ohne Umschweife und überflüssiges Blabla kommt er zur Sache, wobei ich es vielleicht etwas angenehmer gefunden hätte, Myras Identität noch nicht so früh zu offenbaren und sie noch etwas länger unerkannt ihre Mitschüler auf die Palme zu treiben. Dafür werden aber auch einige Klischees wie das der Gothic-Braut in ihren schwarzen Klamotten, der Musik und ihren abartigen Ideen sowie dem Rektor mit Nazi-Fetischismus geboten und dem Bruder als Horrorautor, der seinem Verwandten tough zu Hilfe eilt. Eine Girlie Clique im Cheerleader-Modus darf auch nicht fehlen. Damit ist dann aber genug. Smith zeigt dann aber auch, dass hinter der heilen Fassade der ach so gläubigen Kleinstädter, die Sittsamkeit gegen Verderbnis ausgetauscht wird, dass dunkle Geheimnisse verborgen werden und abnormales Verhalten keine Seltenheit ist. Eben, dass auch perverse Vorstellungen ausgelebt werden, nur hinter den Kulissen halt. So gibt der Autor auch deftige Sexszenen gepaart mit blutigem Horror zum Besten, wie man sie auf dem Mainstreammarkt eher weniger findet.Splattereinlagen mit Blut, Eingeweiden und Gedärm setzen dem magen des Lesers ebenso zu wie der Kannibalismus, der sich zeigt, wenn der Myra-Dämon die hässliche Fratze hinter dem gutbürgerlichen Anschein zum Vorschein kommen lässt. Es wird geköpft und gehäutet, gebraten und gefressen, vergewaltigt und verstümmelt, lässt aber ausführliche Charakterzeichnung von Figuren eher auf der Strecke bleiben, was aber bezüglich der Unterhaltung nicht weiter ins Gewicht fällt. Zum letzten Viertel hin wird das Buch noch einmal richtig schnell und es wird nicht an Actionsprenkeln gespart, wobei Smith durchaus auch die Grenzen des Erträglichen auszuloten sucht. Insgesamt wird daraus dann ein fetziger Horrorroman vom blutigen Feinsten. nicht wirklich etwas für Belletristik-Weichspüler und man sollte sich auch von der Erwartung höchster literarischer Weihen verabschieden, denn Bryan Smith zelebriert ausschließlich den Spaß am blutrünstigen Horror-Genre - das aber exzellent.

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