Donnerstag, 31. Mai 2012

Buchreview "Schlechtes chili"

Joe R. Lansdale. Hap kehrt von der Saisonarbeit auf einer Bohrinsel nach Texas zurück. Eigentlich will er sein Leben ändern und nicht mehr vagabundieren. Daraus wird aber erst mal nichts, denn der Bikler Horse Dick wird ermordet aufgefunden. Hauptverdächtiger in dem Mordfall ist Haps schwarzer Freund Leonard: Horse Dick hatte ihm zuvor den Liebhaber ausgespannt. Um Leonard aus der Klemme zu helfen, muss Hap zu Mitteln greifen, die er gar nicht gerne einsetzt. 

Hap und sein schwuler, schwarzer Kumpel Leonard werden bei Schießübungen im Wald hinter ihrem Haus von einem durchgeknallten Eichhörnchen attackiert (der texanischen Version des Tier-Horrors), wobei sich Hap einen Biss einfängt. Der Doc vermutet Tollwut und weist Hap ins Krankenhaus ein, wo er diverse Spritzen erhalten soll. Als er einige Zeit nichts von seinem Kumpel Leonard hört, was wirklich ungewöhnlich ist, da dieser sicher keine Gelegenheit verstreichen lassen würde, ihm einige despektierliche Bemerkungen an den Kopf zu werfen, macht er sich Gedanken und wird prompt bestätigt, als er erfährt, dass Leonard in Schwierigkeiten ist. Also entlässt er sich selbst, nicht ohne vorher mit der Krankenschwester Brett angebandelt zu haben, die seine unerlaubte Entfernung vom Krankenlager denn auch deckt. Er muss erfahren, dass Leonard des Mordes am neuen Lover seines Freundes Raul beschuldigt wird. So macht er sich daran, die Unschuld von Leonard zu beweisen. Leichter gesagt als getan. Da sich die Biker-Gang, der der Ermordete angehörte, aber gehörig verplappert, kann Leonard freikommen und sich nun gemeinsam mit Hap auf die Suche nach dem Schuldigen und dem immer noch verschwundenen Raul machen. Nachund nach kristallisieren sich aber Vorgänge heraus, mit denen keiner der beiden Freunde gerechnet hat und andere Verdächtige geraten in den Fokus. 

Schon die Eskapade mit dem marodierenden Eichhörnchen bringt die Lachmuskeln in Schwung und auch im weiteren Verlauf der Story muss der Leser auf humorige Einlagen, die einfach zum Lachen reizen, nicht verzichten. Und da der Autor nun einmal Joe R. Lansdale heißt, sich all dies im Hinterland von Ost-Texas abspielt, ist es mit der von den Bundes-Fuzzis in irgendwelchen White Houses verordneten ppolitical correctness nicht weit her. Ein schnodderiger Tonfall beherrscht die Szenerie. Natürlich geht es nicht dauerhaft spaßig zu. Schwulen-Vergewaltigungs-Videos, schmutzige Wohnwagenparks und deren nichtsnutzige Bewohner, Gewalt in der Ehe, verbrecherische Biker-Gangs und korrupte Lokalgrößen sowie Polizeichefs, die von den Gangstern Bestechungsgelder annehmen, um unangenehme Fälle in der Versenkung verschwinden zu lassen und heuchlerische Moralvorstellung prägen das Bild. Und im Kontrast zu den freundlichen Kabbeleien der Freunde steht dann der blutige Gewaltausbruch, bei dem der eine oder andere Schädel in Stücke geballert wird. Der Showdown selbst wird zu einer äußerst stürmischen Angelegenheit. Immer wieder unterhaltsam gewürzt mit lockeren Sprüchen erweist sich dieses Werk von Joe .R. Lansdale als knallig, lustig, cool, hart und mit einem sozialkritischen Blick auf das heutige Amerika ausserhalb der Großstädte durchsetzt. Nicht so tiefernst wie "Das Handwerk des Teufels" von Donald Ray Pollock ist "Schlechtes Chili" dennoch ein gutes Buch. Klare Leseempfhelung.

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