Samstag, 26. Mai 2012

Buchreview "Blackout"

Marc Elsberg. An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, die Behörden zu warnen - erfolglos. Als Europol-Kommissar Ballard ihm endlich zuhört, tauchen in Manzanos Computer dubiose E-Mails auf, die den Verdacht auf iohn selbst lenken. Er ist ins Visier eines Gegners geraten, der ebenso raffiniert wie gnadenlos ist. Unterdessen liegt ganz Europa im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben beginnt.

Beginnend in Mailand, bemerkt von Piero Manazano, fällt nach und nach europaweit der Strom aus. Die Feuerwehren haben Großeinsätze, um Menschen aus U-Bahnen oder Fahrstühlen zu befreien und erste Brände unter Kontrolle zu bekommen. Das öffentliche Leben kommt immer mehr zum Stillstand. Je länger der Blackout andauert, umso dringlicher werden die Sitzungen in den Krisenzentren der verschiedenen Regierungen. Aber auch Firmenchefs rufen ihre Vorstände zusammen, um zu beratschlagen wie sie aus der Krise unverhofftes Kapital schlagen können. Als Manzano eine Manipulation an seinem Stromzähler der neuesten Generation entdeckt, versucht er den Fund zu melden, wird aber überall abgeblockt, bis er es schafft, einen EU-Mitarbeiter zu kontaktieren. Der bittet ihn aufgrund seiner Vergangenheit als Hacker zur Mithilfe in einer EU-Task-Force in Den Haag. Tag für Tag treffen auf extra für die Behörden freigehaltenen und betriebsbereiten Leitungen neue Hiobsbotschaften ein. Die Börsen setzen den Handel aus, Politiker bereichern sich, das Volk beginnt langsam unruhig zu werden, in den dafür anfälligen und einschlägig bekannten Ländern kommt das Militär wieder an die Macht, schwere Störfälle in Kraftwerken sind nicht mehr hinter einem Lügengespinst der Betreiber, Behörden und Regierungen zu verbergen. Ganze Landstriche werden kontaminiert, Lebensmittel und Wasser verknappen immer mehr. Und dann entdeckt Europol eine verräterische E-Mail, die Manzano angeblich abgeschickt hat. Der, mittlerweile in Ratingen, Deutschland, wird sofort verhaftet, kann sich aber dennoch in einem unbeobachteten Moment absetzen. Noch hektischer wird die Situation als es auch die USA trifft, die wohl geglaubt hatten, dass Gottes eigenes Land verschont bleibe und man von dem darniederliegenden Europa profitieren könne. Schnell nennt man die üblichen Verdächtigen, die den Angriff ausgeführt haben sollen - natürlich Amerikas Achse des Bösen Nordkorea, Iran und dazu die Russen und die Chinesen, die die westlichen Nationen schon seit Jahren über das Internet bespitzeln. Doch mit etwas Zeit und Glück kommen sie den unbekannten Verursachern dieser Katastrophe in den Industrienationen immer näher, während die marodierende Bevölkerung beginnt, Aufstände anzuzetteln, Regierungsgebäude abzufackeln. Manzano wird wieder hinzugezogen - nachdem er sich gestellt hatte - und kann bei der Verfolgung der digitalen Spuren der Täter, die auf verschiedenen Kontinenten Gruppierungen installiert haben, helfen. Doch durchgegangene Reaktoren, verseuchte Gebiete und Millionen Tote lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Die westliche Welt ist schwer getroffen.

Natürlich ist "Blackout" nur ein Roman und vordergründig gibt es einen Helden, der zum Schluss auch noch seinen Love-Interest abbekommt. Aber es ist auch die abrechnung mit den bestehenden Systemen der privaten Stromanbieter, Netzbetreiber und großen Konzerne, die alle ihre gierigen Finger aufhalten, um zu kassieren (das Wort verdienen wäre hier zu freundlich gewählt), aber jegliche Sicherheitsmaßnahmen ignorieren. Dazu kommen die Lobbyisten und wirtschaftshörige Politiker, die schon ihre Zeit nach der Politkarriere vorbereiten, um einen lukrativen Posten zu ergattern sowie Konzernbosse die sich als Krisengewinnler riesige Profite erhoffen. Sehr realitätsnah. Genau wie die sogenannte Energiewende. Hat sich da einer Gedanken über die Kosten gemacht? Eher nicht, der Fußvolk zahlt es ja. Die Risiken? Scheinen ebenfalls nicht bedacht worden zu sein. Aber die Gewinne für die Wirtschaft, die wurden errechnet und dann als Wohltat für die Bürger verkauft, genauso wie die Bürger selbst - nämlich für dumm. Ebenso die Vertuschungspolitik, wenn es wirklich zu einer solchen oder ähnlichen Katastrophe kommt. Die Wahrheit wird dem Volk verschwiegen, den Wählern vorenthalten, mit meist fadenscheinigen Argumenten. Und die ach so innovativen technischen Neuerungen. Nicht nur, dass sie weitere Jobs kosten werden, sie sind auch manipulierbar, können als Datensammler genutzt werden und vermeintliche Vorteile sind eher Mangelware. Dafür hat der Kunde das Recht, dafür  bares Geld zu bezahlen, dass ihm weitere Rechte genommen werden. Die Gefahren der neuen Technik wird heruntergespielt oder ganz verschwiegen. Thematisiert wird aber auch, dass die Menschen ab einer gewissen Zeit dann doch nur noch an sich selbst denken und sich jeder selbst der Nächste ist, das Recht des Stärkeren tritt wieder voller Wucht in Kraft. Vorbei ist es mit Freundschaft und Loyalität oder Hilfsbereitschaft. Und man kann erkennen, wie abhängig die Menschheit besonders in den westlichen Industrienationen mittlerweile von Elektrizität ist (und wie sehr sie schon Gefangene der Stromkonzerne sind). Nicht nur, dass die Flimmerkiste oder das Internet mit den massenhaft angesammelten "Freunden" in sozialen (hehe, ich frag mich immer, was an denen sozial sein soll) Netzwerken den Geist aufgegeben haben, nein, da funktionieren die selbstverständlichsten Dinge nicht mehr. Wasser fließt nicht mehr, die Toilettenspüluing geht dann ebenfalls nicht, kochen ade, nix mehr Mikrowellenfutter, tanken ist nicht mehr möglich und so fort. Gar nicht gut für die verwöhnten Leutchen. Nicht alle Errungenschaften, die man uns als Nutzen für die Allgemeinheit unterjubeln will, sind wirklich ein dauerhafter Segen oder zumindest anfällig für Probleme, die dann die kleinen Leute ausbaden dürfen. Und die skrupellosen Konzerne, deren Bosse die Macht an sich reißen, während die Volksvertreter dabei zuschauen. Sieht man doch andauernd und schützen tun sie sich gegenseitig. Somit bietet uns der Österreicher Marc Elsberg gut recherchierte und ambitioniert-realistische Dramatik pur mit einem guten Schuss Kritik in seinem Roman mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenenwechseln sowie vielen handelnden Personen. "Blackout" ist packend, schockierend, aufrüttelnd, rasant und durchaus beängstigend. Auf eine Erfüllung dieser Vision kann ich gerne verzichten. Da sollte man besser vorbereitet sein und sich bevorraten. Ich geh dann mal einkaufen.
Und nachfolgend einige Infos zum Smart Meter, der laut EU-Vorgabe bis 2020 überall eingebaut werden soll (und den Kunden natürlich wieder extra kostet)


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