Donnerstag, 22. März 2012

Buchreview "Zero Option"


Tom Wood. Fast jeder Mensch kann morden. Aber niemand schafft es unentdeckt davonzukommen. Und das immer wieder. Victor, ein so eiskalter wie brillanter Auftragskiller, ist ein Meister darin. Früher arbeitete er auf eigene Rechnung, doch mittlerweile steht er im dienst der CIA. Nun soll er dabei helfen, die zwei größten internationalen Waffenhändler auszuschalten, um unzählige Leben zu retten. Doch dieser Auftrag erfordert mehr als nur Kaltblütigkeit und eine ruhige Hand. Victor muss mit höchster Raffinesse vorgehen, um sein Ziel zu erreichen - und um seinen Einsatz zu überleben.

Nach einer erfolgreichen Operation in Rumänien, die einige Fragen aufwirft, wird Victor nach Deutschland geschickt. In Hamburg soll er Waffen entgegennehmen, die er für einen Folgeauftrag in Berlin benötigt. Das Treffen mit seinem Waffenlieferant gerät zu einem blutigen Fiasko, dem Victor nur knapp entkommen kann. Glücklicherweise kann er sein Arbeitsmaterial noch in einem abseits stehenden Transporter finden. In Berlin erledigt er seinen Hit in perfekter Manier und wird von seinem Kontaktmann nach Weißrussland geschickt, wo es gilt, den Handlanger eines libanesischen Waffenhändlers zu beseitigen. In der Zwischenzeit puzzeln Roland Procter, der Kontaktmann, dessen Identität Victor bis dahin völlig unbekannt ist, und dessen Partner Peter Clarke in Washington D.C. an einem riskanten Spiel, dessen Ausgang Victor überleben kann - aber nicht zwangsläufig muss. Für den gepressten Arbeitnehmer geht indessen fast alles schief, was in Minsk nur so schiefgehen kann. Kann er eingangs noch die Bodyguards vom Libanesen und dessen weißrussischen Kollegen noch sauber eliminieren, kommen plötzlich noch vier Typen einer weiteren Partei hinzu, mit der niemand gerechnet hat. Auch die überleben die Begegnung mit Victor nicht, doch seine Zielperson entwischt und ein Beobachter der unbekannten Truppe entkommt ebenfalls. Jetzt jagen ihn die Leute der beiden Verbrecher und die Hintermänner von Gruppe drei. Victor setzt sich nach Linz ab, dann weiter nach Bologna. Lässt sich dort neue Papiere beschaffen und meldet sich bei seinem Auftraggeber. Dieser schickt ihn nach Sotschi, wo er den russischen Makler des Todes Kasakov endgültig zur Ruhe betten soll. Nach einiger Zeit akribischer Vorbereitung ist alles fertig, aber kurz vor dem finalen Schuss bemerkt Victor, dass er nicht allein ist und wendet sich gegen seine Beobachter. Drei Mann. Er schaltet zwei aus und befragt den letzten Mann noch, bevor er ihn ebenfalls endgültig erledigt. Von dem erfährt er, dass der Libanese, der Victor entkommen ist, in der Zwischenzeit von den drei Beobachtern ausgeschaltet wurde. Ihm dämmert, dass hier ein Spiel läuft, in das er nicht eingeweiht wurde und dass womöglich er auch eines der Opfer darin sein soll. Ist da Verrat im Spiel? Wer steckt hinter diesem perfiden Plan? Victor ist nun Gejagter und Jäger zugleich.

Der aus "Codename Tesseract" ("The Killer") bekannte Profi-Killer Victor, der seinem selbsterwählten Beruf effizient, kaltblütig und emotionslos nachgeht, dem unbeteiligte opfer, die ihm zufällig in den Weg geraten, wenig bedeuten und der auf seine akribische Arbeit und seine Unabhängigkeit stolz ist, wurde in der Person von Procter zum Dienst für die CIA gepresst. Das geht ihm gewaltig gegen den Strich und er will sich aus den Klauen seiner unfreiwilligen Partner lösen. Aber erst muss er Aufträge für sie erledigen, da sie sonst seine Identität preisgeben. Daraus strickt Tom Wood aka Tom Hinshelwood in seinem zweiten Roman "Zero Option" ("The Contract") einen fulminanten Thriller, der allein auf den ersten 100 Seiten mehr Speed aufzuweisen hat als das Jeffery Deaver-Werk "Carte Blanche" - und auch dem Begriff einer Carte Blanche - wenn auch selbsterteilt sozusagen - näher kommt als im Deaver-Roman Mr. Bond. Hier werden keine Kompromisse gemacht. In einem auf den Punkt gebrachten Stil ist "Zero Option" auf Schnelligkeit und Power ausgelegt, zögert nicht lange rum und verbietet sich ausufernde Beschreibungen von Belanglosigkeiten. Das Buch, das seinen Protagonisten durch Rumänien, Italien, Deutschland, Russland, Bulgarien und weitere internationale Schauplätze hetzt, ist eine geballte Ladung, der Ikonen wie Frederick Forsythe, ehemalige Koryphäen wie Tom Clancy oder der selige, leider schon verstorbene Robert Ludlum ihren Respekt zollen müssten. Mit seinem zweiten Buch hat Tom Wood nicht nur bewiesen, dass sein Erstling "Codename Tesseract'" keine Eintagsfliege war, sondern dass er binnen kürzester Zeit an die Spitze der Thrillerautoren vorgestoßen ist. Er lässt es demnach auch diesmal kräftig krachen und spielt mit zwielichtigen Plänen, undurchsichtigen Charakteren und diversen Wendungen mit der Erwartungshaltung des gespannten Lesers. Ein Action-Thriller in Reinkultur, bisher das Highlight des Jahres. Gehört mit zum Besten, was ich in den letzten Jahren in dem Genre gelesen habe (und wenig war das nicht). Spannungsgeladene Adrenalin-Action vom rumänischen Anfang bis zum bulgarischen Schluss. Für Freunde und Fans der genannten Autoren schon fast Pflichtprogramm, aber auch für Genreliebhaber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Hier dürfte Hollywood gerne mal von der derzeitigen Remakewelle abweichen und die Rechte nicht nur erwerben, sondern auch zur Verfilmung - bitte R-Rated - nutzen. Buch Nummer drei darf gerne kommen. An action-packed masterpiece. Who is Tom Clancy? Here is Tom Wood.

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