Dienstag, 6. März 2012

Buchreview "Premiership Psycho"

C.M.Taylor. NIE MEHR ZWEITE LIGA. Seine Welt ist der Profifußball: wo man sich über Marken definiert, die Bewunderung grenzenlos ist und es nichts - und niemanden - gibt, den man nicht für Geld kaufen kann. Bis zur letzten Saison hatte Kev King den Premiership-Status, der seinem extremen Livestyle angemessen war. Doch jetzt ist King verletzt und wird in eine untere Liga abgeschoben. Er wird zunehmend paranoid, verliert die Kontrolle über sein Leben. Und er wird wütend, furchtbar wütend. Auf seinem Weg an die Spitze hinterlässt er eine Spur der Verwüstung.

Mit dem Verein aus der Premier League abgestiegen, verletzt, gefrustet und von einem Paparazzo zwischen den Beinen der Frau des Teamkapitäns abgelichtet. Interessiert Kev nur am rande. wichtiger ist, wie hoch die Summe ist, für die er dem Bilderwicht die Fotos abkaufen kann. Und 20.000 Pfund sind lächerlich. Kev ist beleidigt. Das ist seinem Bekanntheitsgrad völlig unangemessen. Sein Ziel Titelseite erreicht er aber. Und bekommt vom Kapitän ordentlich die Fresse poliert. Und sein Trainer schmeißt ihn raus. Dazu zickt noch die Vorzeige-Gattin Sas, Model und Dschungelcamp-Teilnehmerin mit neuer Oberweite, weil er die Aktion hinsichtlich der Karriereplanung und Medienpräsenz der beiden nicht mit ihr abgesprochen hat. doch er wird wieder unter Vertrag genommen. Zwar nur als Ergänzungsspieler und Ersatz für den Ersatz im Mittelfeld, doch es ist die Premier League. Kev ist wieder auf dem Weg nach oben, belügt mal kurz seinen Manager, der von dem Deal nichts weiß, über sein Wochengehalt, das für Kevs Verhältnisse mit 63.000 Pfund eh nur ein Taschengeld ist. Und er sieht sich als Diener im Sinne der Verbraucherrechte. Mit dieser Begründung vor sich selbst, tötet er seinen ehemaligen Trainer, einen Kundenberater und wer ihm sonst noch im falschen Moment über den Weg läuft. Und er spielt Fußball. Von Mal zu Mal besser. Kommt wieder in die Stammelf. Spielt um Titel mit. Hat aber mittlerweile keine Freunde mehr, die Polizei auf den Fersen, seinen Ex.Manager als Erpresser am Hacken und einen Schreiberling, der Nutzen aus den Fußballmorden ziehen will. Wie soll er dem nur entkommen und dabei seinen Livestyle wahren?

Angesiedelt im Bereich des britischen Profifußballs mit seinen vielen Legionären aus dem Ausland und den Großverdienern durch ausländische Clubbesitzer im Milliardärsstatus, die mit ihrem Geld nur so um sich werfen und ihr Hobby und ihre Gladiatoren finanzieren, um sich mit Titeln schmücken zu können, werden auch am Rande reale Spieler wie M. Ballack oder C. Ronaldo sowie Lampard oder Gerrard und Vereine wie Tottenham oder Arsenal und in der Champions League der FC Bayern München erwähnt, doch die Hauptfiguren sind fiktiv, der Verein, bei dem Kev anheuert, wird namentlich nie genannt. Der Fokus des Autors richtet sich auf die fiktive Figur des Kevin King, der sich ausgestattet sieht mit etlichen "Eigenschaften" von Spielern, die man kennt. Narzisstisch, arrogant bis zum Erbrechen (da fällt mir ein realer Spieler zu ein), mediengeil, sich nur über Äußerlichkeiten und Statussymbole definierend, bildungstechnisch auf unterem Niveau und ein Popstar der Fußballkultur. Er braucht die Anbetung der Massen, die er im Grunde als proletenhafte Habenichtse verachtet. Wirkliche Freunde gibt es für ihn nicht, es ist immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Ein eitler Fatzke und Kotzbrocken, der sich ständig ungerecht behandelt fühlt, leicht ausrtastet und dann mal eben einen tötet, von dem er glaubt, dass er ihn übervorteilt hätte oder der ihn nicht perfekt bedient hat (falscher Kaffee serviert, vermeintlich unfähiger Kundenberater). Eine völlig überzogene psychotische Figur in einem vielleicht gar nicht so überzogenen Portät des heutigen Fußballgeschäfts und seinen konsumhörigen Zöglingen, die glauben, ihr Promi-Status sei wohlverdient und gebe ihnen jedes Recht, zu tun, was sie wollen. Besonders den Markenwahn stellt Taylor in den Vordergrund, was dazu führt, dass man als Leser seitenweise mit Aufzählungen von Prestigeprodukten konfrontiert wird (die vielleicht auch dem Autoren ein paar ExtraPfund für Produkt Placement eingebracht haben könnten). Leider kann man das von einer Handlung nicht sagen. Während mit den Produkten gewuchert wird, ist die Handlung eher minimalistisch, der Schreibstill alles andere als filigran. Und einen wirklichen Spannungsbogen hat Taylor nun auch nicht aufgebaut. Livestyle, Prestige, Komfort, ein bisserl Fußball mit dem FCBayern, der das Champions League Endspiel natürlich mit 1:2 verliert - gegen einen britischen - Kevs - Club und ein paar Morden und ob Kevs Oma die Sache überlebt, ist nicht so ganz klar - vermutlich eher nicht. Eigentlich nur eine Aufzählung, statt einer amüsanten Satire oder einer wirklichen Geschichte. Mir als bildungsfähigem Minderbegabten hat das Buch anfangs Spaß gemacht, doch mit Fortschreiten der (fast hätte ich geschrieben Handlung) Seitenzahl wird die Sache einfach nur noch langweilig und dröge. Zudem klingt es, als hätte man versucht, "American Psycho" aufs Fußballgeschäft oder den Promikult allgemein zu übertragen. Stellenweise aberwitzig, wie die Reichen nicht wissen, wohin mit hrem vielen Geld, aber letztendlich würde ich das Buch nicht gerade als Empfehlung weitergeben.Kev the King kommt übrigens wieder - als "Euro Psycho". Im Mai, passend zum Termin. Aber ob ich ihm wieder durch seine psychotischen Schübe folge, weiß ich noch nicht.

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