Sonntag, 12. Februar 2012

Buchreview "Feed - Viruszone"

Mira Grant. Fast drei Jahrzehnte nachdem sich weltweit die Toten erhoben haben, sind die Blogger Shaun und Georgia Mason der größten Schlagzeile ihres Lebens auf der Spur: einer Verschwörung, deren Drahtzieher nicht davor zurückschrecken, das Zombievirus als Waffe einzusetzen. Sie müssen die Wahrheit ans Licht bringen, auch wenn es sie das Leben kostet.

Im Jahr 2014 haben die Menschen den Krebs besiegt und mit einem anderen Mittelchen auch den Schnupfen. Blöd gelaufen, wenn sich die beiden Virenstämme vermengen und die Leutchen dann zombifizieren. Mittlerweile sind 26 Jahre vergangen und man hat mit der Katastrophe zu leben gelernt. Nachteil weiterhin - jeder trägt das Virus in sich und kann sich spontan verwandeln, auch jegliches Säugetier, das mehr als 20 Kilo wiegt (trotz meines Übergewichts von ebendieser Zahl, kann es aber mich zum Beispiel nicht treffen, da man zum "Erwachen", wie es genannt wird, auch ein Gehirn braucht) ist davon betroffen. Man darf sich also auf Zombiepferde und so einstellen. Die Menschen leben in geschlossenen Enklaven, die Weite des Landes ist gefährlich, Farmen so gut wie verboten. Größere Menschenansammlungen gibt es aus Angst nicht mehr. Und in dieser Zeit findet der Präsidenschaftswahlkampf statt und einer der Kandidaten will sich nicht in schützenden Bunker verkriechen, sondern vor Ort den traditionellen Wahlkampf ausfechten. Als Begleitung wählt er die Blogger Georgia und Shaun Mason mit ihrer Truppe. Die wissen, dass sich eine solche Gelegenheit nur positiv auf ihre Karriere in der Blogosphäre auswirken kann und sagen zu. Die Reise geht natürlich nicht ohne Probleme vonstatten.

Ich fasse mich aus Zeitgründen diesmal recht kurz. Wer hier jetzt ob des Titels ein ein rasantes Zombiegemetzel erwartet, wird enttäuscht. Es gibt zwar den einen oder anderen Angriff durch die Beisser, der dann auch mit etwas Action garniert ist, aber hauptsächlich geht es um die Verschwörung und die veränderten Lebensumstände in der neuen, immer noch us-dominierten Welt. Alaska haben sie zwar verloren und diverse Regionen in Kalifornien zeigen sich aufmüpfig, aber sonst ist die Weltmacht noch existent. Der Rest der Welt verdient sich wie gewohnt nur eine Nebenbemerkung. Im Vordergrund steht die Anpassung an die Umstände, die Veränderung der Medien, die sich von dusseligen Realityshows (TV, Presse usw. aus vergangener Zeit werden teilweise heftig kritisiert) nun den Blogs zuwendet. Blogger sind jene, die die Wahrheit verbreiten, der Rest der Presse unterwirft sich (wie früher bzw. heute) der Zensur und nur regierungsgenehme Nachrichten werden verbreitet. Anders die aufstrebende Bloggerszene. Doch was ist deren Begleitung des Kandidaten auf Schritt und Tritt mit Kameras und Mikrofonen anders als ne Realityshow. Und diverse Einlagen wie die private Zombiehatz von Shaun dienen auch nur der Quote. Also wohl doch nichts so Neues, wie man weismachen will. Am Anfang ein Zombieangriff mit nem netten Stunt, zwischendurch die eine oder andere Attacke, dazu die Verschwörung, die im ersten Band der Trilogie doch recht bieder und allzu bekannt daherkommt, also recht vorhersehbar ist, ein bisserl Schicksal und Tränendrüsen gegen Ende,der obligatorische Verrat und manchmal der Eindruck, hier ein Jugendbuch in den Händen zu halten (bin ich blond, nenn ich mich Buffy, total kindisches Verhalten des einen oder anderen Protagonisten, die als gerade mal 20 Jahre alt geschildert werden usw. und völlig frei von jeglichem erotischen Ansatz. Genau wie Schneewittchen - kein Arsch und kein Tittchen. Das ist schließlich nix für junge Gören.), wechseln sich ab. Politik, Zusammenhalt, Freundschaft, Lebensumstände, Berühmtheitsstreben und Action, die nicht übermäßige Härten aufzuweisen hat prägen die 500 Seiten. Zombies und Politiker der rechten Art müssen hier als Aufhänger für Angst und dunkle Mächte herhalten, die ihre Ziele zu erreichen versuchen. Im Prinzip sind die Zombies nur die Randfiguren - austauschbar. So fallen gute Ansätze dann wieder hintenrunter und werden den Klischees geopfert, der Schurke schon sehr früh von der Autorin selbst entlarvt und die Endzeitwelt nur zu einem Spielfeld für einen (Jugend-?)Thriller in neuem Gewand, der womöglich in Buch Zwei "Deadline" etwas mehr hermacht. Ich werde die Trilogie jetzt auch zu Ende lesen, kann das vorliegende Buch aber nur bedingt empfehlen. Auch weil man die Zombies locker durch Russen, atomare Verseuchung oder Terroristen ersetzen kann und sie nur als Grund dienen, mal wieder die Einschränkung der Bürgerrechte und Freiheit der Menschen durch die Regierung (wenn auch nicht zu unrecht) anzuprangern. Heute wird ja auch die Angst geschürt, um sich noch weiter in die Belange und Privatsphäre der Bevölkerung einzumischen. Das alles bleibt aber auf einem recht biederen Niveau, ist daher aber leicht verständlich und wird der vermeintlich anvisierten Zielgruppe keine Probleme bereiten. Wer wie ich auf den Erwerb eines soliden, actionreichen Zombieromans für Erwachsene gehofft hat, wird wenig zufrieden sein und sich mit dem Thrillerbereich trösten müssen, der wenigstens halbwegs akzeptabel ist. Der große Wurf ist das nicht, der Ball ist kurz nach dem Start abgestürzt. Soweit meine Kurzfassung, die ungefähr ein Viertel der ursprünglichen Fassung darstellt.

Keine Kommentare: