Samstag, 31. Dezember 2011

Buchreview "Das Hotel"

Jack Kilborn
. In der idyllischen Abgeschiedenheit West Virginias liegt das Rushmore Inn, ein kleines familienbetriebenes Hotel. Im Rushmore Inn wird Service noch großgeschrieben, denn hier kümmert man sich um seine Gäste. Mit Haut und Haaren. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Rushmore Inn wirkt nun wirklich alles andere als einladend oder vertrauensvoll, liegt es doch nur abseits einer Schneise im tiefen Wald und ähnelt eher einer Bruchbude. Doch Maria wurde von ihrem eigentlichen Hotel dorthin verwiesen, da ihr eigenes Zimmer tatsächlich an einen Journalisten vermietet wurde, der über das Sportereignis schreiben soll. So viel dazu. Statt den Sportlern, die überhaupt dafür sorgen, dass dieser Journalist etwas zum Schreiben hat, die Zimmer zu überlassen, werden die mit den nutzlosen Randfiguren belegt, die nie im Leben etwas anderes gemacht haben, als sich ihre Stories aus den Fingern zu saugen. Es bleibt ihr nichts übrig, sie muss ins Rushmore Inn. Dort angekommen, ist es wirklich alles andere als heimelig und dann kommen noch merkwürdige Ereignisse hinzu: Erst verschwindet das Handy, dann der Koffer und Geräusche aus den Wänden tragen auch nicht zum Wohlbefinden bei. Doch das ist erst der Anfang. Ein Jahr später wird in der Gegend der nächste Ironwoman-Wettbewerb ausgetragen. Zu den Gästen der Gegend gehört aber auch Felix, der mit deren Bruder Cam auf der Suche nach Maria ist. Natürlich darf auch die Journalie nicht fehlen und Sportker erleben dasselbe Phänomen wie dereinst Maria - überbucht, ab ins Rushmore Inn. So kommt eine illustre Schar neuer Gäste zur Familie Roosevelt und darf deren spezuielle Aufmerksamkeit genießen - und die erfordert einen schier unbändigen Überlebenswillen, will man ungeschoren aus dem Hotel wieder auschecken.
Die ersten Seiten des Buches ließen klare Erinnerungen an den Film "Motel" aufkommen, dazu eine Portion "Wrong Turn" und eine deftige Prise Redneck-Quasimodo-Casting. Dunkle Wälder, defomierte Freaks, Geheimgänge im Hotel, alles da. Bis es nach dem Prolog dann wirklich zur Sache geht, werden die einzelnen Hauptfiguren vorgestellt, die sich in den Journalisten, ein Frauen-Trio bestehend aus kampferprobter Oma (die räumt echt ab), fitter Tochter und zwölfjähriger Enkelin, Felix und Cam sowie Deb, Teilnehmerin am Ironwoman und der großen Sippe der Roosevelts bestehen. Sympathieträger lassen sich schnell finden, was die Sippe angeht - siehe "Wrong Turn". Bei der Charkterisierung hat sich Herr Kilborn für jeden einen Makel, etwas in der Vergangenheit und der Psyche vergrabene einfallen lassen, damit die vermeintlichen Opfer noch etwas an Seelenpein zu überwinden haben und nicht ganz so leer und platt dastehen (leider wird dies zum Ende genutzt, um etwas zu dick aufzutragen, wenn jeder mit schier unmenschlichem Mut seine jeweilige Schwäche überwindet). Ab der Mitte des Buches zieht das Tempo richtig an, und das Blut fließt wahrhaftig in Strömen. Und trotz des Umstandes, dass die Gefangenen nicht nur zum Austausch des Blutes sondern auch die Frauen als Gebärmaschinen gebraucht werden, lässt sich Kilborn nie auf ein Pubertätsniveau eines Laymon herab. "Das Hotel" wird reiner, stellenweise abartiger Horror ohne kindische Sexphantasien. Ob Handamputationen, Schädel zertrümmern oder Ausweidungen. Das Buch strotzt vor unappetitlichen Szenen und häuft Leichenberge auf. Blutiger, spannender, packender Roman, der vielleicht nicht ganz an den Vorgänger "Angst" heranreicht und sicher auch nicht gerade ein völlig neues Thema beackert, aber für Freunde des Genres kein Fehleinkauf sein dürfte. Subtiler Horror ist es jedenfalls nicht. Kilborn geht in die Vollen.

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