Montag, 7. März 2011

Buchreview "Die Verschollenen"

Brian Keene. Eine tropische Insel mitten im Ozean. Eine Gruppe Kandidaten für eine Reality-TV-Show. Ein Geheimnis, das den Trip ins Paradies schon bald in ein blutiges Gemetzel verwandelt. Wer schafft es heil von der Insel herunter? Und was zur Hölle treibt dort sein Unwesen? Das Spiel ist vorbei – der blutige Ernst des Überlebens hat begonnen.
Eine neue Staffel der Reality-Show Castaways wird gedreht und natürlich sind wieder etliche gescheiterte Hohlköpfer bereit, sich von noch dämlicheren Drehbüchern für die Show verarschen zu lassen. Schließlich darf der Gewinner eine Million einstecken. Und so übernehmen auf dem Inselparadies vorerst dümmliche Spielchen, kindische Intrigen und arrogante Regisseure das Zepter. Zur Freude der Veranstalter, die sich etwas mehr Kick und vor allem Einschaltquoten und Werbeeinnahmen erhoffen, macht sich ein tropischer Wirbelssturm auf den Weg zur Insel. Während sich die Filmcrew bis auf drei erbarmenswerte von der Insel auf ein sicheres Schiff absetzt darf sichdie unterbelichtete Schar Dumpfbacken nun mal wirklich am Überlebenskampf ausprobieren. Keiner ahnt, dass die wirkliche Gefahr im Dschungel lauert. Doch eines Nachts dringt ein unheimliches Geheul zu den Kandidaten und der Minifilmcrew vor. Und bald beginnen die ersten Mitbewerber um die Dollarchen zu verschwinden. Aus dem lukrativen Spiel ist nun blutiger Ernst geworden.
Keene orientiert sich hier an seinem Mentor Richard Laymon, als dessen Nachfolger er hier in Deutschland von Verlagsseite her aufgebaut werden soll. Aus einer Kurzgeschichte, die in einer Anthologie zu ehren des verstorbenen Laymon geschrieben wurde, ist mittlerweile ein vollständiger Roman geworden, der sich an Vorbildern wie "Die Insel" und "Der Keller" orientiert sowie aus Elementen der Filme "The Tribe" und "Gale Force" zusammensetzt. Die Charakterzeichnung ist dem "TV-Event" voll angepasst -sprich absolut flach. Die Figuren haben nix zu bieten und kommen wirklich daher wie Darsteller solcher Shows. Und heraus kommt ein Grobschnitt-Horror, der sich auf Sex- und Gewaltdarstellungen beschränkt, die aber nicht so drastisch ausgefallen sind wie beim Meister selbst, trotzdem aber noch für genug Blut, Eingeweide und Fleischbeschau sorgen, dass die Fans von Brian Keene zufrieden sein dürften. Leider vergeht einige Zeit (wie auch bei Laymon), bis die Sache ins Rollen kommt, muss man sich mit pubertären Streitereien der Inseldeppen rumquälen, vermeintliche politische Wirrungen ertragen, die dann auch noch in einer leise geäußerten Kritik am TV-Verhalten, an den entsprechenden Verantwortlichen und an der mangelhaft vorhandenen Bildung des amerikanischen Durchschnitts gipfeln. All das umrahmt aber nur eine schlichte Metzelstory auf B-Movie-Niveau ohne Überraschungen und Höhepunkte. Die Ehrerbietung von Keene an Laymon ist vollständig gelungen, er schreibt wie sein Vorbild selbst. Anspruchslos. Nach der Lektüre von "Amputiert" von Gord Rollo ist dieses Buch bestenfalls schwaches Mittelmaß, Fast Food-Horror und kein Vergleich zu Büchern wie "Das Reich der Siqqusim" oder "Die Wurmgötter". Keene sollte sich wieder auf seine eigenen Stärken besinnen, statt Laymon zu kopieren (auch wenn der deutsche Verlag das liebend gerne sehen würde). "Die Verschollenen" bietet nicht mehr Unterhaltung als die gefakten Reality-Shows.

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