Dienstag, 16. November 2010

Buchreview "Winnetou unter Werwölfen"

Karl May & Peter Thannisch. Karl May erzählte in seinem Manuskript zu "Winnetou" nur die halbe Wahrheit über den Wilden Westen. Oder wussten sie, dass Old Shatterhand eine Schwäche für junge Werwölfinnen hat? Dass Apachen den Mond anheulen und sich Bleichgesichter vor dem Sonnenlicht in Särge verkriechen? Wo Vampire Silberschätze rauben und Rothäute ahnungslose Touristen skalpieren, beginnen die Abenteuer von "Winnetou unter Werwölfen".
Der junge Mayer Karl wird in St. Louis, wo er bei einer Familie als Lehrer arbeitet, erst von einem Pfaffen getestet, ob er wirlich eine Lusche ist, indem er ein besessenes Ross zähmen muss und eine Horde Ghule mit Kopfschüssen niedermäht und danach als Landvermesser angeheuert.Zusammen mit seinem neuen Kumpel Howlin Sam soll er beim Bau einer Eisenbahn durchs Indianerland helfen. Der Bahnboss hat zum Schutz eine Gruppe rumänischer Vampire an seiner Seite, die Indianer entpuppen sich als Werwölfe und einer der Indianer vom Stamme der Apachen hat es ihm besonders angetan - der mit einem grausigen französischen Akzent parlierende Winnetou. Zusammen mit ihm, Howlin Sam, den ständig besoffenen Landvermesserkollegen und Sams Freunden Büffel Bill und Dick geht es gegen die Kiowas, die ebenfalls als Werwöfe daherkommen, Zombies und gierige Geschäftsleute sowie Vampire, die den Schatz im Silbersee rauben wollen. Und immer wieder kann man sich über den Deutschtümler Mayer Karl amüsieren, wenn er sich endlos über die germanischen Tugenden auslässt, Howlin Sam in punkto Geographie korrigiert oder dessen Sprüche verballhornt.
Völlig überdrehte Story nach den alten Karl May-Romanen. Sprachlich ein Mix aus dem Original und Moderne kommt Peter Thannisch mit einigen netten Ideen, die teils etwas kindisch erscheinen rüber. Je länger die Geschichte dauert, umso mehr zieht er seine Protagonisten durch den Kakao, bringt Zitate zu Filmen und anderen Figuren ins Spiel und hat sichtlich Freude dabei. Irgendwie bekommt der Leser den Eindruck, dass sich der Autor trotz aller Scherze dicht am Original gehalten hat und es einfach überspitzt wiedergibt.Von lustig bis albern und auch mit einigen blutigen Einlagen, die zu so einer Story gehören, hat er seine Helden auf die Abenteuerreise geschickt. Das hat Tempo, liest sich flüssig und kurzweilig. Irgendwie vertraut, aber trotzdem neu. Als Massenware kann das Buch sicher nicht durchgehen, da es wohl kaum die große Leserschaft erreichen wird. Man sollte zudem schon das Original kennen oder zumindest den Film "Der Schuh des Manitou" gesehen haben, um die Slapstickeinlagen und den Witz dieses Buches wirklich würdigen zu können. Bleibt zu hoffen, dass Pierre Brice das Ding nicht in die Finger bekommt, damit er nicht wieder so beleidigt reagiert, wie bei seiner ersten Reaktion auf den Film von Bully Herbig. Eine nette, komische Lektüre für zwischendurch. Kurios, aber gelungen. Wer mal etwas schmunzeln will, kann sich das Buch durchaus gönnen. Ist eben Geschmackssache.

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