Samstag, 13. November 2010

Buchreview "Collector"

Markus Heitz. Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat. Außerirdische Hinterlassenschaften, die den Menschen das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglichen, obwohl nur ansatzweise klar ist, wie diese Artefakte eigentlich funktionieren. Schnell bilden sich multinationale Konzerne, die mit Macht und viel Geld den Aufbruch zu den Sternen vorantreiben - bis die Menschheit auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft, die ihnen bei weitem überlegen ist: die Collectors. Und mittendrin der Schwerlastfahrer auf Terra - Kris Schmidt-Kneen. Als er von seinem Arbeitgeber den Spezialauftrag erhält sieht alles nach leicht verdientem Zusatzgeld aus, doch weit gefehlt. Transport sabotiert, Ladung gestohlen und Kris dafür verantwortlich gemacht. Als Strafe wird er auf eine geheime Mission geschickt - und lernt nicht so ganz freiwillig die Collectors kennen.
Eine technologisch weit überlegene Rasse nimmt mehr und mehr Planeten mit menschlichen Bewohner unter ihre Obhut. Da von dort keine Nachrichten mehr durchdringen und schon gar keiner mehr die Planeten verlassen kann, weiß auch niemand, was in Wahrheit vor sich geht. Zum Zwecke der Erkundung werden einige mehr oder weniger Freiwillige in
"Das dreckige Dutzend"-Manier zum Dienst gepresst und sollen zusammen mit Entscheidungsträgern die Wahrheit hinter der Obhut herausfinden. Außerdem an Bord: mächtige Aliens, kybernetisch veränderte Menschen, parapsychologisch begabte Mutanten sowie Chimären - Mensch/Tierkreationen. Ebenso mit an Bord - viele Geheimnisse, Intrigen, Falschspieler und Verräter. Was die Obhut wirklich ist, wie die Collectors vorgehen, wird erst im letzten Drittel unter einigen Verlusten aufgedeckt.
Eine SciFi-Mär aus Deutschland. Durchaus lesbar, obwohl sie im Mittelteil etwas lahmt und erst im letzten Drittel wieder mächtig Fahrt aufnimmt. Leider konnte es sich der Autor nicht verkneifen, einen Handlungsstrang einzubauen, der sich mit der Impfung der behüteten Menschen befasst, die dann einem ungezügelten Sexualtrieb anheimfallen, den sie denn auch fröhlich munter an jedem Ort zu jeder Zeit auf dem Planeten ausleben. Das könnte auch aus einem C-Movie a la Fred Olen Ray entstammen - billig. Besonders hier bleibt der intellektuelle Nährwert vollständig auf der Strecke. Das Ganze wird zu einer Rammler- und Vermehrungsveranstaltung degradiert. Ansonsten wurde aber alles reingepackt, was in einen schlichten SciFi-Roman ohne Anspruchsdenken gehört (das Wort Epos auf dem Klappentext ist natürlich eine klare Übertreibung, das Buch ist einfach nur 150 Seiten zu lang): ausufernde Weltraumschlachten, Aliens, Verschwörungen, Elitetruppen und Heldenfiguren. Zudem dient das Buch auch der Einführung der neuen Reihe "Justifiers", deren erster Band "Justifiers-Missing in Action" von Christoph Hardebusch schon erschienen ist und noch schlichtere Action ohne große Längen zu bieten hat und mich mancherorts an alte "Star Trek"-Folgen erinnert. In beiden Romanen ist es auffällig, dass sich in tausend Jahren der Umgang von Konzernen mit ihren Mitarbeitern nicht geändert hat - die Arbeitnehmer werden immer noch am Nasenring durch die Manege geführt und sind bestenfalls ersetzbares Arbeitsmaterial. Das könnte man schon fast als Sozialkritik auffassen, ebenso wie die eine oder andere Bemerkung zur Tierhaltung zu Nahrungszwecken, aber wirkliche Botschaften sind es denn doch nicht, dazu ist alles zu flach und einfach aufbereitet. Actionreiche, unterhaltsame Kost, die jeglichen Anspruch vermissen lässt. Zudem kommt es einem beim Lesen vor, als habe sich der Autor durchaus an einige TV-Serien seiner Kindheit erinnert und die Einflüsse genutzt sowie das Niveau beibehalten. Kann man sich geben, muss aber nicht unbedingt sein. Kein Pflichtkauf.

Keine Kommentare: