Sonntag, 24. Oktober 2010

Buchreview "Der elektronische Mönch"

Jeff Somers. Avery Cates ist ein sehr schlechter Mensch. Manche würden ihn als Kriminellen bezeichnen. Er ist sogar bereit zu töten, solange die Bezahlung stimmt. Doch momentan hat Avery Cates Angst. Er muss den elkektronischen Mönchen entkommen: Cyborgs mit menschlichen Gehirnen, verbesserten Roboterkörpern und einem beachtlichen Waffenarsenal. Ihre Mission: alles und jeden zur Cyber-Kirche zu konvertieren. Die Sache hat nur einen Haken - Konvertierung bedeutet den sicheren Tod.
Die Welt hat sich verändert. Es gibt keine Nationalstaaten mehr sondern einen konföderierten Staatenbund unter Führung des Einheitsrates. Für die Sicherheit sorgt der System-Sicherheits-Dienst (SSD) - lässt man das "D" weg, kann man erahnen, wie er funktioniert - sowie eine untergeordnete, korrupte Polizeitruppe. Menschen können sich mit Genoperationen Muskeln usw. verpassen lassen, was aber nicht ohne Nebeneffekte bleibt und die Mönche der Kirche sind Cyborgs. Hier lebt in den zerstörten Teilen New Yorks der kriminelle, einem Drink nie abgeneigte Auftragsnehmer und Revolvermann Avery Cates, der sich auch für den einen oder anderen Mord nicht zu schade ist. Doch zum Leidwesen seiner Kundschaft entscheidet er selbst, wen er umzubringen gedenkt und wen nicht. Irgendein kruder Rest von Gewissen und Ehre schwirrt ihm im Geist herum und er kann davon nicht ab, selbst wenn es ihm Ärger einbringt. Klar, dass er damit in Schwierigkeiten gerät und schon bald von der Weltpolizei (ein Schelm, wer da an einen bestimmten Staat denkt, der sich zu solchen Aktionen berechtigt fühlt) des SSD gesucht wird. Doch damit nicht genug, er bekommt es auch noch mit den elektronischen mönchen zu tun, die ihn zur Cyber-Kirche konvertieren wollen, wobei er auch noch das Pech hat, mitansehen zu müssen, wie einer dieser Mönche einen der eigentlich unantastbaren SSD-Bullen tötet. Natürlich wird ihm diese Aktion auch noch in die Schuhe geschoben und er wird von allen gejagt. Doch Überraschung: der Big Boss des SSD heuert ihn mit einem fantastischen finanziellen Angebot an, die Cyber-Kirche aufzuhalten, die korrupten SSD-Schergen zu eliminieren und so aus allem heraus zu kommen. Da nur der Boss und Cates informiert sind, bleibt es bei der Hetzjagd auf Avery, der zwischen allen Fronten steht.
Zur Abwechslung mal ein anderes Genre - SciFi. Auf Jeff Somers bin ich beim Stöbern in meinem Stammbuchladen gestoßen und habe beim Blättern in dessen Danksagungen angesichts seines Buches "Die digitale Seuche" aufgrund des Textes "Als mich die Regierung bat, dieses Buch zu schreiben........" und der weiteren Sätze mit einem debilen Grinsen (nein, das ist bei mir nicht Dauerzustand) im Laden gestanden und mich dann sofort zum Kauf entschieden. Zu Hause eingetroffen, musste ich feststellen, dass zuvor noch die Lektüre von "Der eletronische Mönch" angebracht wäre. Also geordert, erhalten und sofort in Arbeit genommen. Ergebnis: ganz, ganz klasse Unterhaltung. Trotz einer wirklich düsteren Zukunftsvision mit Noir-Elementen packt der Autor noch genügend Humor mit hinein, dass es den Leser stellenweise wirklich zum Schmunzeln animiert. Auch wenn er an einen Richard Morgan und dessen rhetorische Fähigkeiten noch nicht heranreicht, ist Jeff Somers immerhin recht vielversprechend gestartet. Mal sehen, was die Folgebücher "Die digitale Seuche" und "Das ewige Grab" zu bieten haben. Eines ist sicher. Die Lektüre des Buches macht Spaß, ist flüssig zu lesen und spannend mit der einen oder anderen Actionszene aufgewertet und sein selbsterzählender Protagonist lässt es an flapsigen Bemerkungen und Gedanken an die Welt an sich nicht mangeln, ohne daraus ein existenzielles Drama zu machen. Schlicht kurzweilig, temporeich, frisch und flott zulesendes Debüt von Jeff Somers, das wirklich Lust auf mehr macht.

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