Samstag, 27. Februar 2010

Buchreview "Das Bourne-Attentat"

Robert Ludlum mit Eric van Lustbader. Jason Bourne kommt nicht zur Ruhe: Eine Gruppe islamistischer Terroristen plant den finalen schlag gegen die USA. Bourne wird ausgesandt, das Dokument, in dem das Ziel des Anschlags festgelegt ist, zu finden. Dabei gerät er selbst ins Visier der Terroristen und des amerikanischen Geheimdienstes, für den er ein Unsicherheitsfaktor ist, den es auszuschalten gilt. Bourne entgeht nur knapp einer Serie von Mordanschlägen, aber schließlich gelingt es ihm, die brisanten Pläne an sich zu bringen. Zu seiner Bestürzung erfährt er, dass ein Spion aus den eigenen Reihen dem muslimischen Netzwerk angehört. Erst im letzten Augenblick erkennt Bourne, wer der eigentliche Drahtzieher des drohenden Anschlags ist und wo die Terroristen zuschlagen wollen. Doch es scheint zu spät zu sein. Ein Bourne, wie wir ihn aus den Filmen kennen. Immer in Bewegung, ständig auf der Flucht vor wem auch immer, immer in Kämpfe verwickelt. Unterwegs durch die ganze Welt. Auch hier geht es über Deutschland nach Moskau, wo er versucht, das brisante Dokument zu finden, um den vermeintlichen Anschlag zu verhindern. Natürlich gerät er wieder zwischen die Fronten von Geheimdiensten, russischen Gangstern und Terroristen. Damit nicht genug, machen ihm auch die Revierkämpfe zwischen den Diensten in der Heimat zu schaffen und einen Verräter zu entlarven gilt es auch noch. Irgendwie alles schon mal gehört/gelesen/gesehen? Yep. Und damit nicht genug, darf er sich weiter mit seiner Vergangenheit auseinander setzen, über Liebe und Vertrauen philosophieren, als wäre das nicht schon bis zum Erbrechen in den Vorgängern beackert worden. Bleiben einzig und allein die Actionsequenzen, die das Buch am Leben erhalten, sonst wäre es eine grausige Angelegenmheit geworden - grausig langweilig. Wie schon erwähnt, hatte sich van Lustbader nach Ludlums Tod die Rechte an der Figur Bourne gesichert, um die Reihe weiterzuführen. Leider wird das immer noch unter Ludlums Namen vermarktet (zumindest in Deutschland), obwohl es schon längst nicht mehr dessen Qualität erreicht, statt dessen wird es immer schwächer und erinnert an einen Versuch, das nächste Drehbuch für die Verfilmungen zu kreieren. Waren "Der Bourne-Betrug" und "Das Bourne-Vermächtnis" wenigstens noch annähernd qualitativ gleichwertig mit den Outputs von Ludlum, erinnert jetzt kaum noch etwas an die Figur von früher. Er wirkt trotz allen Einsatzes plötzlich nachgiebig und weich, menschelt und diskutiert und erinnert in manchen Phasen sogar an Jack Bauer aus "24". Immer wieder die Geheimdienste vor einer Blamage bewahrt, aber glauben tut ihm trotzdem keiner. Immer wieder Verwicklungen der Geheimdienste in Black Ops oder Revierkämpfe und Bourne zwischen den Fronten und wie Bauer trotzdem immer noch Zeit für ein Weib. Glücklicherweise muss Ludlum das nicht mehr erleben. Da bleibt alles oberflächlich ohne Überraschungsmoment, Gut und Böse sind absolut klar abgegrenzt, was natürlich dem Spannungselement wenig zugute kommt, einen der berühmten AHA-Effekte von Robert Ludlum zu seinen Glanzzeiten nahezu völlig ausschließt. Bewertet man das Buch anhand seiner Vermarktung mit dem Namen Robert Ludlum auch als ein Buch von eben jenem, dann wäre das Urteil hier als schwach zu deuten, kann dem Original niemals das Wasser reichen. Auch verglichen mit den beiden vorhergehenden Storys von van Lustbader sind noch Schwächen auszumachen, sodass das Urteil nur unwesentlich milder ausfallen würde, wenn man sich nur auf van Lustbader fokussiert. Versucht man den Roman völlig losgelöst von der Figur Bourne und dem geistigen Vater Ludlum nur als einen "normalen" Actionroman zu sehen, ist er ganz ordentlich und mit gutem Tempo versehen, vollgepackt mit den genreüblichen Klischees, aber auch mit rasanter Handlung, die dem Werk seine Daseinsberechtigung gibt. Bliebe aber immer noch hinter der Klasse eines Vince Flynn zurück. In diesem Sinne kann man sich das Dingen mal geben, aber ein Pflichtkauf ist es nicht. Akzeptables Mittelmaß ohne Anspruch. Da in den USA mittlerweile zwei weitere Romane zur Figur des Jason Bourne erschienen sind, hoffe ich (bezweifle es aber), dass sich da wieder Besserung einstellt, denn van Lustbader ist ja beileibe kein schlechter Autor, wie er schon mehrfach bewiesen hat, hätte aber lieber die Finger von der Ludlum-Reihe gelassen, da die Fußstapfen für ihn doch zu groß waren/sind.

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