Dienstag, 22. Dezember 2009

Buchreview "Der Anwalt"

John Grisham. Kyle McAvoy steht eine glänzende Zukunft als Jurist bevor. Bis ihn die Vergangenheit einholt. Eine Frau behauptet, Jahre zuvor auf einer Party von Kyle vergewaltigt worden zu sein. Er weiß, dass diese Anklage seine Karriere zerstören kann. Und er trifft eine Entscheidung, die ihn mit allem brechen lässt, was bisher sein Leben bestimmt hat. Also wird er Opfer einer Erpressung, statt sein Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Kyle wir gezwungen, einen Job anzunehmen, für den sich jeder Jurist ein Bein ausreißen würde. Seine Welt gerät zu einem Albtraum. Kurz vor dem Fest muss ich auch noch einmal die Gemeinde mit einer Kritik belästigen und habe mir den neuen John Grisham zu Gemüte geführt. Klappentext und die ersten Seiten seines neuesten Outputs versprechen einen packenden und ordentlichen Thriller im Justizbereich, der ja Grishams Lieblingsthema ist (er kommt ja schließlich vom Fach) - wie schon so oft. Und leider verzettelt sich Johnny Boy denn auch wieder in einer langatmigen, ausführlichen Vorstellung seines Protagonisten, seiner Ausbildung und dessen bisherigen beruflichen Werdegang. Alles - bis auf die Ausnahme der vermeintlichen Vergewaltigung - Nebenstränge ohne besonderen Wert für die Geschichte. Auch der Auftritt des - natürlich unbekannten - Erpressers trägt nicht sonderlich zum Schwung eines als Spannungsroman verkauften Werkes bei. Es folgenausführliche Schilderungen des Alltags eines angehenden Partners in einer renommierten Kanzlei mit überragendem Ruf in der Welt der Hochfinanz, wo die jungen Möchtegernstaranwälte erst einmal 20 Stunden täglich 7 Tage die Woche für die etablierten und wirklich gut verdienenden Herren schuften, die sich natürlich die Stunden ihrer Zuträger von den Kunden gut honorieren lassen. Tja, Vorsicht mit der Berufswahl. Ansprechend ist in dieser Phase des Buches eigentlich nur noch der skrupellose Umgang in Anwaltskanzleien sowie an der Wall Street. Eigennutz ohne Rücksicht auf Verluste, Gefangene werden keine gemacht. So zieht sich das bis kurz vor Ende (auch ein schon öfter festgestelltes Phänomen der "Erfolgsbücher" des bekannten Autors), das denn auch noch sehr abrupt daherkommt, ohne irgendwelche Lösungen anzubieten oder einmal kurz aufgegriffene Handlungsstränge wie z. B. die Verwicklung der Regierung in Waffenhandel und Industriespionage weiterzuführen. Aber er lässt sich irgendwie auch den Weg zu einer Fortsetzung offen. Spannung: Nö. Thriller: Nö. Öde und langweilig: JA!!!! Keine positiven Veränderungen in seinem Schaffen der letzten Jahre festzustellen. Würde ein unbekannter Autor ein solches Konstrukt einem Verlag anbieten, würde der ihn - höflich formuliert - ignorieren oder die heutigen Grishamfeierer ihn steinigen. Anscheinend will Grisham mit diesem Roman wieder Kohle aus Hollywood abgreifen ( angeblich ist er sogar schon an einen Major verkauft), da er drehbuchgerecht flach und absolut einfach formuliert ist und so manche Figur durchaus an bestimmte Darsteller angepasst sein könnte. John Cusack wäre da zu nennen oder Gene Hackman, der sich aber mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat. Bei den vielen wohlmeinenden Kritiken, die man über diesen Schnellschuss aus der Feder von Grisham so lesen durfte, scheint jener auch den Fahrplan der Deutschen Bahn AG inklusive Preiserhöhungen zu einem Bestseller umfunktionieren zu können. Den liest schließlich auch jeder (nur die Kritiken sind meist negativer Art - völlig unverständlich bei dem Service und der Pünktlichkeit des deutschen Staatsunternehmens, ähem). Ein Glück, dass ich das Buch nur von einer Bekannten geliehen habe (der es übrigens gefiel - lästern darf ich jetzt nicht). Verschwendetes Geld und verschwendete Zeit. Nur für Grisham-Allesleser geeignet. Allen Blogverfolgern ein FROHES FEST, ein gutes NEUES JAHR 2010 und vor allem viel GESUNDHEIT!!! Euer Harry

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