Samstag, 19. September 2009

Buchreview "R_evolution"

Boris von Smercek. Reporterin Julie Carlton wittert die Story ihres Lebens: Vor den Küsten Queenslands ist ein riesiger Fischschwarm aufgetaucht. Über 400 verschiedene Arten sind gemeinsam auf der Flucht vor einer Gruppe merkwürdig mordgieriger Delfine. Wer oder was hat aus den sanftmütigen Tieren hochaggressive Jäger gemacht? Während ihrer Recherchen trifft Julie auf Dr. Scott. Der Wissenschaftler lädt sie zu einem Besuch seines geheimen Forschungslabors tief im australischen Urwald ein. Zu spät wird Julie klar, dass sie in eine Falle geraten ist. Denn im Dschungel lauert eine absolut tödliche Gefahr. Da sind sie nun: Killerdelfine vor Australien. Denkt da jemand an Frank Schätzing und "Der Schwarm"? Ja, aber wirklich nur kurz. Hier ist doch alles etliche Nummern kleiner. Geheime Forschungen im Dschungel und leider auch die unvermeidbare Liebesgeschichte vor dem Hintergrund drohender Gefahr. Hätte man eigentlich weglassen können, diese Liebe auf den ersten Blick ist ja mal zu unrealistisch - und das bei einem "Programm", das wirklich nicht vom Realismus lebt. Ansonsten wird einem der ewig gleiche Kampf von Gut gegen Böse geboten mit einem Sammelsurium der bekanntesten Klischees wie dem irren Wissenschaftler, Selbstversuchen, Monsterviechern und schmachtenden Pärchen. Nettes Thema, massenkompatibel umgesetzt, in einige Spannungselemente verpackt. Das bietet uns der Deutsche Boris von Smercek, der mich aber trotzdem besser zu unterhalten wusste wie Marc Kayser, obwohl die Story so flach ist wie ein Surfbrett, brutal wie Wicky und charismatisch wie ein Bausparvertrag. Es ist ein stellenweise extrem überzogener Biothriller, der aber keinerlei Kenntnisse erfordert, um ihn zügig zu lesen, da er auch sprachlich und narrativ recht einfach gestaltet ist. Und hin und wieder stellen sich diverse Figuren selten dämlich an, wie z.B. die Reporterin, die ein Star werden will: So offen kann man doch gar nicht in eine Falle laufen. Aber das auszuführen, hätte wieder einen komplexeren Aufbau der Geschichte erfordert, genau wie die anderen Handlungsstränge. Da geht alles wie von selbst, ohne jeglichen Tiefgang flutscht die Story dahin. Das Ganze ist einfach nur ein Thriller von der Stange, bestenfalls etwas über Groschenromanniveau und daher irgendwie geeignet, um ihn bei Arbeitspausen oder im Liegestuhl zu lesen, ohne den Geist auch nur im mindesten anstrengen zu müssen. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das Buch sicher nicht, aber gravierende Fehler hat der Autor nun auch nicht gemacht. Sollte Nu Image demnächst auf der Suche für ein Drehbuch für einen ihrer Tierhorrorfilme sein, sollten sie dies hier vielleicht als Option wählen, denn es scheint wie dafür gemacht. Die Charaktere eher ein Nebenprodukt, die Story banal und einfach gestrickt, dafür aber genveränderte Viecher aller Sorten. Affenhorden, die mit Knüppeln zwei Leoparden plätten, Delfine mit Killerinstinkt und Kraken, die an jene aus "Tentakel" erinnern (nur schwächer) - und alle wollen den Menschlein in ihrem Umfeld an den Kragen bzw. ans Fleisch. Für zwischendurch gerade so brauchbar, aber wer sich das Lesen verkneift, hat auch nix verpasst.

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