Mittwoch, 23. September 2009

Buchreview "Das Motiv"

John Lescroart. Der Anwalt Dismas Hardy ist mit einem Mordfall beschäftigt, der in die höchsten Kreise von San Franciscos feiner Gesellschaft hineinreicht. Es handelt sich um einen Doppelmord. Die Opfer sind ein politisch einflussreicher Mann und seine glamouröse Verlobte. Die Bürgermeisterin kümmert sich persönlich um die Angelegenheit und beauftragt Hardys Freund bei der Polizei, Abe Glitzky, mit der Leitung der Ermittlungen. Das verärgert wiederum dessen Kollegen Dan Cuneo, der alles tut, um Glitzky die Arbeit schwer zu machen. Schlimmer noch, Cuneo konzentriert seine Recherchen auf eine frühere Klientin und Freundin von Hardy, die schließlich wegen Mordes angeklagt wird. Hardy hat alle Mühe, seine Freundin vor dem Gefängnis zu bewahren. Wenn es um Justizthriller geht, fällt den meisten Konsumenten immer noch zuerst der Name John Grisham ein, obwohl dieser seit Jahren in etwa zum Steven Seagal der Prosa (okay, über seinen Körperumfang kann ich mir mangels Bildmaterial kein Urteil erlauben) mutiert ist. Nach etlichen belanglosen Büchern ist man schon zufrieden, wenn er mal akzeptables Mittelmaß erreicht. Glücklicherweise ist da aber noch John Lescroart als Alternative auf dem Markt. Bei ihm werden noch Kriminalfälle ersonnen, die diesen Titel auch verdienen. Anwälte und Polizei ermitteln, anstatt nur zu schwafeln, es wird intrigiert, vertuscht und gelogen, was das Zeug hält. Charaktere und Story sind vielschichtig angelegt und Handlung sowie Ende sind nicht schon von Beginn an absehbar. Zudem drängt Lescroart mit seinem Schreibstil nicht drehbuchgerecht nach Hollywood oder auf den Massenmarkt mit leicht goutierbaren Belanglosigkeiten ohne Nährwert. Im Gegensatz zu Grisham hat er seit seinem Debüt "Das Indiz" seine Qualität erhalten, ja sogar teilweise noch gesteigert. So auch hier. Bloß das Ende ist hier etwas hanebüchen, da hätte eine bessere Idee der Sache sicher gut getan. Wer Justizthriller schätzt, sollte sich die Romane von John Lescroart nicht entgehen lassen. Sie sind immer abwechslungsreich und spannungsgeladen. Wirklich eklatante Schwächen weisen sie jedenfalls nicht auf. Erfreulich auch das Fehlen der üblichen Klischees. Stattdessen sympathisch und warmherzig gezeichnete Hauptfiguren mit Familie, die ihren Professionen - Anwalt und Polizist - mit Inbrunst nachgehen. Keine Superhelden, aber echte Koryphäen in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Neben den Berufen Menschen mit Alltagsproblemen und Spannungen im zwischenmenschlichen Bereich. Dadurch wird es immer wieder ein Genuß, den neuen Lescroart zu lesen. Also: Grisham für Justizthriller, Lescroart für GUTE Justizthriller.

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