Freitag, 28. August 2009

Buchreview "Der lange Weg nach Hause"

Brian Keene: Weltweit verschwinden schlagartig Menschen. Aus ihren Autos. aus Einkaufszentren. Aus ihren Betten. Spurlos. Steve, Charlie und Frank sind auf dem Heimweg, als es geschieht. Sie bleiben zurück und wünschen sich bald, selbst verschwunden zu sein. Denn in einem Chaos ungeahnten Ausmaßes erleben sie mit, wie die Zivilisation um sie herum zerbricht. Verängstigt und voller Angst brechen sie auf zu einem Marsch durch eine neue Welt - auf der Suche nach Antworten, nach Gott, nach ihren Lieben. Auf der Suche nach einem Zuhause. Der Verfasser hält sich auch diesmal nicht mit langem Vorgeplänkel auf und steigt direkt in die Story ein, in der durch eine vermeintliche Explosion auf dem Highway in der abendlichen Stoßverkehrszeit eine Massenkarambolage etliche Menschen nicht nur verletzt, sondern auch vor Rätsel stellt. Nicht nur, dass plötzlich die Handys nicht mehr funktionieren, es sind auch Menschen spurlos verschwunden, die kurz zuvor noch neben ihren Mitreisenden gesessen haben. während sich die Überlebenden langsam zusammen raufen, um die verletzten zu versorgen, die Toten zu bergen oder die Vermissten zu suchen, werden die Protagonisten nach und nach vorgestellt inklusive einer religiösen Komponente und political correctness (beides etwas nervig und unnötig), wobei die Religionsschiene durchaus an die Machwerke (und anders kann man die nicht beschreiben) von Tim LaHaye und Richard Jenkins erinnern und mit "Finale-die letzten Tage der Erde" betitelt waren (habe Band 1 gelesen sowie den TV-Film mit Lou Gossett jr. gesichtet - beides absoluter Schwachsinn aus dem amerikanischen Bible Belt mit seinen Tele-Predigern und Apokalypse-Mahnern). Glücklicherweise fokussiert sich Brian Keene nicht vollständig auf die Relischiene der Entrückung, bei der Jesus die Gläubigen zu sich ins Heim holt (und nur solche) und alle anderen zurücklässt, auf dass sie sieben trübe Jahre verleben. Aber es bleiben auch 144.000 Heilige des Trübsals zurück, die die Erde retten könnten usw. usw. Erst einmal lässt er seine Hauptfiguren zum nach Hauseweg antreten. So wie sie in Etappen vorankommen, so erfahren sie auch in Etappen die die Neuigkeiten, dass das Phänomen weltweit aufgetreten ist, dass Millionen Menschen vermisst werden, die Finanzmärkte zusammengebrochen sind, Atomkraftwerke sich ihren Tschernobyl-Memory-Day nehmen, Plünderungen die Städte verwüsten und in verschiedenen Ländern neue und alte Kriege offen ausgetragen werden. Ja, und zu allem Übel gehört doch tatsächlich ihr heißgeliebter Number-One-Man Mr. President of the United States zu den Vermissten und Gottes eigenes Land beginnt in Anarchie zu versinken, während immer neue Erklärungsversuche für das Geschehene die Runde machen und Optionen wie Terroristen, Außerirdische oder außerirdische Terroristen mit einschließen. Auch wenn nur selten zu vernehmen, hat der Autor hin und wieder einzelne Sprenkel von trockenem und bösartigem Humor in die Handlung integriert. KEIN Horrorroman, in dem das Blut nur so sprudelt und kein absoluter Actionreißer, aber eine kurzweilige Odyssee, die zumindest in Teilen etwas an "Todesmarsch" von Stephen King/Richard Bachmann erinnert und es halbwegs dem Leser überlässt, was er aus der religiösen Komponente macht oder ob er sich lieber für andere Erklärungen erwärmen kann, was der Auslöser der Katastrophe war. Oder wie sich eine vermeintlich zivilisierte Gesellschaft kurzerhand in einen rasenden, mordenden Mob verwandeln kann. Ansonsten eine recht simple Story, die man schon öfter gelesen hat, mit halbwegs normalen Menschen in den Hauptrollen. Nur der Religionsansatz stört mich - zwar nicht ganz so aufdringlich und penetrant wie bei LaHaye/Jenkins, aber trotzdem hätte man diesen Handlungsstrang aussparen und die Ursache noch mehr im Dunkeln lassen können. Liest sich aber gut und flüssig und kann trotz der Kritikpunkte durchaus empfohlen werden, aber als den ultimativen Pflichtkauf würde ich es dennoch nicht bezeichnen.

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