Montag, 29. Juni 2009

Buchreview "Deadline"

Simon Kernick: 48 Stunden. Soviel Zeit bleibt Andrea Devern, um 500.000 Pfund Lösegeld aufzutreiben. Diese Summe fordern die Kidnapper für das Leben von Andreas vierzehnjähriger Tochter Emma, die nach einem Zahnarztbesuch wie vom Erdboden verschluckt ist. Ihr Stiefvater soll sie abholen, auch von ihm fehlt jede Spur. Tatsächlich kann sie die Summe auftreiben. Da sie dem nervlichen Druck nicht standhält, bittet sie ihren ehemaligen Liebhaber Jimmy Galante um hilfe. Bei der Geldübergabe hinterlässt Andrea das Geld wie verabredet in einem verfallenen Haus, während Jimmy die Entführer identifizieren soll. Doch als er danach nicht wieder auftaucht, macht sie sich Sorgen und fährt zum Haus zurück. Ein Bild des Grauens empfängt sie: Galante wurde an einem Haken aufgehängt, seine Finger und Zehen abgetrennt. Statt ihre Tochter freizulassen, verlangen die Entführer erneut 500.000 Pfund. Auf der Heimfahrt gerät die völlig aufgelöste Andrea in eine Verkehrskontrolle, wo sie die Beamten in ihre verzweifelte Situation einweiht. Detective Mike Bolt übernimmt den Fall und gerät bald in einen Strudel der Gewalt, der auch in seine Vergangenheit zurückreicht.

Die Figur der armen Geschäftsfrau, deren Tochter entführt wird, ging mir schon nach einigen Zeilen absolut auf den Keks. Mit der entführten Tochter kann man natürlich Mitleid haben, aber die Mama entpuppt sich als Steuerhinterzieherin mit Schwarzgeld im Schließfach, Ex-Nutte mit (verstorbenem) reichen Eheman, Lügnerin und absolute Unsympathin. Tönt dann auch noch rum, dass sie für ihren geschäftlichen Erfolg viel gearbeitet und geschuftet habe, und dies ist nicht alles: der Ex-Geliebte, der zu Hilfe eilt, trägt den Namen Jimmy Galante - wenn der Name nicht ins Brit-Mafiosi-Programm passt. Nachdem sie also ihren Gangsterhelfer an die Entführer verloren hat, muss sie sich neue Unterstützung holen. Da kommt Mike Bolt natürlich gerade recht, da sie ihn ebenfalls von früher kennt und ihr manipulatives Spiel geht in die nächste Runde. Hilft natürlich nicht unbedingt bei der Lösung ihres Problems - der Rückkehr ihrer Tochter, um die sie sich wenigstens ehrliche Sorgen macht.

Bis Seite 80 ging der Roman noch gut voran und war gut lesbar, danach aber begannen die Verwicklungen um die gebeutelte Lügenmutter, die mir immer unsympathischer wurde und meines Erachtens sofort nach Bekanntwerden ihrer Steuerhinterziehung mit einem Strafbefehl bedacht gehört hätte. Action ist von nun an Mangelware, große Spannung kommt vorerst auch nicht auf, es wird langatmig, was dazu führt, dass man hier leider noch mehr Abstriche machen muss als im Vorgänger. Klar, es kommt noch eine unerwartet Wendung gegen Ende ins Spiel und der Inspektor überschreitet ein weiteres Mal seine Grenzen und zwar diesmal so weit, dass er einen zweifelsfrei Unschuldigen trotzdem noch zu Brei schlägt, obwohl der mittlerweile wehrlos am Boden liegt. Gerechtfertigt wird das Vorgehen mit einem leicht angedeuteten Kritikansatz am britischen Rechtssystem. Der Stil ist wie im bisher in Deutschland einzig erschienen Vorgänger eigentlich recht flüssig und gut lesbar, wird aber durch die Schwächen im Gesamtwerk leider der Sache nicht gerecht. Aufgrund der absolut unsympathischen Mutterfigur, dem Mangel an Spannung und Action kann ich mich hier nur auf ein "Mittelmaß" festlegen. Schade - hatte nach "Gnadenlos" mehr erhofft.

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