Samstag, 2. Mai 2009

Buchreview "Flug durchdie Hölle"


Stephen Coonts. Jake Grafton ist Kampfpilot in Vietnam Anfang der 70-er Jahre. Tag und Nacht fliegt er von einem Flugzeugträger mit einer A-6-Intruder Einsätze, um Bomben über dem vom Krieg zerrissenen Land abzuwerfen. Als bei einem nächtlichen Einsatz sein Bordschütze ums Leben kommt, vergißt er für einen Augenblick die Gewissensbisse, von denen er sonst immer geplagt wird, und fliegt in einem Anfall von Bitterkeit und Schmerz einen unauthorisierten Angriff auf das Parlamentsgebäude in Hanoi. Daraufhin wird Grafton vor ein Kriegsgericht gestellt, aber letztlich freigesprochen. Doch gleich bei seinem ersten Einsatz nach der Verhandlung wird er hinter den feindlichen Linien abgeschossen. Grafton und sein Copilot Tiger können zwar das Flugzeug rechtzeitig über die Schleudersitze verlassen, landen dann aber unverletzt im feindlichen Dschungel und glauben sich bereits verloren, als in letzter Minute Rettung vor den angreifenden Vietcong naht.

Als Buch out of print, aber als Film noch erhältlich. Die Filmversion verdanken wir dem Regisseur John Milius ("Die rote Flut", "Conan"), der sich Danny Glover, Willem Dafoe und Brad Johnson an Bord holte, um die Story nicht ganz romangetreu auf die Leinwand zu zaubern. Auf jeden Fall um Längen besser als dieser Tom Cruise Fliegerfilm "Top Gun". Das Buch selbst bezieht seine Kenntnisse teilweise aus den Erlebnissen des Autors in Vietnam und wirkt daher durchaus realistisch und mit gewisser Sachkenntnis verfasst und startete somit auch die Karriere von Coonts als Schriftsteller, in der er auch in weiteren Romanen auf seinen Protagonisten Jake Grafton zurückgriff. Hier ist dieser einer der mutigsten, aber auch eigensinnigsten Kampfpiloten an Bord des Flugzeugträgers "Shiloh" und der nächtliche Alleingang des ansonsten eher ruhigen und besonnenen Grafton löst eine Katastrophe aus, die seine Kameraden zu einer waghalsigen Rettungsaktion zwingt.

Gewürzt mit viel dramatischer Fliegeraction, coolen Typen und kernigen Sprüchen ausgestatteter Roman, der auch durch seine klare Sprache und Sachkenntnis zu überzeugen weiß. Natürlich in höchstem Maße patriotisch durch die amerikanische Brille geschildert, aber ohne die rassistischen Tendenzen ("Killt die gelben Schweine") eines John Wayne in "Die grünen Teufel", ist dies ein weiteres Produkt aus der Reihe der amerikanischen Verarbeitung des Vietnam-Traumas, das aber wirklich gelungen daherkommt, keine Langeweile aufkommen lässt und ständig für Unterhaltung sorgt. Der Autor versucht nicht, Erklärungen für den Einsatz der USA in Vietnam zu geben oder das Schicksal der Zivilbevölkerung in Form dramatischer Züge unter die Lupe zu nehmen. Ebenso unterlässt er es, irgendwelche traumatischen Auswirkungen auf die Soldaten im Einsatz einzuflechten, da seine Kampfpiloten nach dem Abwurf ihrer Bomben in der Regel eh nicht sehen, was sie am Boden anrichten. Demzufolge bleiben jegliche Gefühlsduseleien größtenteils außen vor. Positiv auch der Verzicht auf eine seitenzehrende Lovestory und dafür etliche Kampfhandlungen mehr als üblich bei ähnlichen Geschichten. Für mich der Beginn meiner Sammlung zu in Deutschland veröffentlichten Büchern von Stephen Coonts. Gute Ware.

Keine Kommentare: