Freitag, 15. Mai 2009

Buchreview "Böse"

Bentley Little. In der kleinen Stadt Willis ist noch nie etwas Schreckliches geschehen. Das Grauen beginnt an dem Tag, als ein Fremder in die Stadt kommt. Plötzlich erhalten die Einwohner Briefe von Menschen, die seit Jahren tot sind, und botschaften, die ihnen Geheimnisse ihrer Nachbarn verraten. Argwohn und Missgunst verbreiten sich wie ein Virus, und bald begeht ein Einwohner den ersten Mord. Das Böse ist nach Willis gekommen. Es wird nicht ruhen, bis der letzte Einwohner zur Hölle gefahren ist.

Da hat uns Stephen King (mal wieder - gibt anscheinend richtig Kohle dafür) einen empfohlen und der Verlag versucht - naja, vielleicht unabsichtlich - den Leser zu foppen: Denn statt wie im Buchimpressum mit 2003 angegeben erschien das Original "The Mailman" bereits 1991. Möglicherweise ist es auch eine überarbeitete Ausgabe, aber zu dem Thema gibt es keinen Hinweis. Wer aber einigermaßen aufmerksam der Handlung folgt, wird dies auch erkennen können. Nachdem sich der etatmäßgie Postbote per Schrotflinte die Rübe pulverisiert hat - grundlos, wie die Gemeinde feststellt -, erhält das Kaff einen zügig erschienenen Ersatz. Und schon bald stellen die Bürger fest, dass sich mit der eingegangenen Post etwas verändert hat. Statt Rechnungen und Werbemüll erhalten sie vorerst überraschend gute Nachrichten oder Briefe von lange nicht gesehenen Freunden. Eigentlich nichts Negatives, doch erste Skepsis macht sich breit.
Der Autor schreibt zwar in einem simplen und daher auch flüssigen Stil, hat ein paar akzeptable Einfälle, gleicht dies aber auch durch meiner Meinung einige Lächerlichkeiten aus. Da hüpft der Fremde doch im Gestrüpp wie ein Waldschrat ums Lagerfeuer, dass es einen doch an deutsche Märchen erinnert. Daher bringt die Umsetzung nicht den gewünschten Effekt. Und trotz der Steigerung der (naja) angsterregenden Vorfälle wirkte das Ganze auf mich eher wie Horror light. Leider wird auch gleich von Beginn an eine superbe Familie mit Heiligenschein und Aversionen gegen den neuen Postler ausgestattet - sogar der Sohnemann mit seinen elf Jahren bemerkt den ach so bösen Charakter des Mannes, während dieser die Post in den Briefkasten sortiert -, obwohl die restlichen Gemeindemitglieder ihm positiv gegenüber stehen. Natürlich ist unsere glückliche Vorzeigefamilie aus der Werbeindustrie auch gleich in den Protagonistenstatus erhoben worden, während die restlichen Bewohner doch eher dümmlich daherkommen, dass ich mich dabei ertappt habe, zu vermuten, dass ich die Amerikaner trotz P. Hilton doch schwer überschätzt habe. So kann der Postbote das Ganze Dorf - Kleinstadt - schön am Gängelband durch die Manege führen, ohne dass ihm einer auf die Schliche kommt. Noch unwahrscheinlicher erscheint es, dass sich ganze Konzerne und Institutionen außerhalb seines Einflussbereiches anscheinend ebenso dämlich verhalten und nicht merken, dass da etwas nicht stimmt. Selbst in einer Zeit, als Handys und Privat-PC's noch nicht in jedem Haushalt üblich waren, sind der Auffälligkeiten doch zu viele. Da passt einiges nicht zusammen.
Leider hat sich Little hier sehr an "Needful Things" von Stephen King orientiert und sich damit absolut keinen Gefallen getan. Natürlich vergleicht man beide Werke und Bentley Little verliert dabei ganz deutlich. Ich hatte schon etwas mehr erwartet. Bestenfalls ein nettes Häppchen für zwischendurch, aber eine wirkliche Empfehlung kann ich nicht geben. Es muss zwar nicht immer Blut und splatter sein, aber dafür hatte ich mir einige schön fiese Ideen gewünscht. Fehlanzeige.

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