Montag, 6. April 2009

Buchreview "Im Schatten des Kreml"



Brent Ghelfi. Der Moskauer Hauptsitz eines amerikanischen Ölkonzerns wird Ziel eines blutigen Anschlags. Alexei Volkovoj, der Mann für die Drecksarbeit, wird auf den Fall angesetzt. Schon bald findet er sich in einem Sumpf aus Korruption und derart dunklen Machenschaften, dass selbst der hartgesottene Volk an seine Grenzen stößt. Denn neben der Jagd nach den Terroristen hält ihn auch noch die Suche nach einem Video in Atem, das russische Gräueltaten während des Tschetschenienkrieges dokumentiert. Das Video ist nicht nur eine politisch brisante Zeitbombe, sondern es hat auch bereits etliche Menschenleben gekostet. Irgendjemand scheint Jagd auf die für das Massaker Verantwortlichen zu machen. Alle Spuren weisen in den Kaukasus. Die Reise in ein kleines Bergdorf wird für Volk gleichzeitig zu einer Rückkehr in seine Vergangenheit. Erinnerungen an die schreckliche Folter, die er selbst einst ertragen musste, werden für ihn wieder lebendig. Er droht, zwischen den Fronten der Mächtigen zerrieben zu werden.

Da ich von dem ersten Roman "Russisches Abendmahl" sehr angetan war, habe ich mich entschlossen, direkt im Anschluss den zweiten zu lesen, was sich insofern als Vorteil erwies, dass gegen Ende des ersten schon Hinweise auf den nächsten Fall gegeben wurden, die ich sicher bei längerer Pause geistig unterschlagen hätte. Zudem hatten sich im Erstling einige Fakten zu Volk und seinen Geschäften verdichtet, die jetzt intensiver beleuchtet werden. Etliche Figuren aus dem Vorgänger sind auch wieder in die Handlung eingebunden.
Die vorliegende Aufgabe ist in der ersten Hälfte mehr mit einem normalen Kriminalroman zu vergleichen, wenn Volk sich durch die Indizien und Beweise arbeitet, die ihn zu immer mehr Mitspielern führen, die ihm denn auch das Leben schwer machen. Während noch mehr auf die innerrussischen Probleme der Gegenwart eingegangen wird, hat der Protagonsit seinen Kampf mit diversen Gruppierungen auszufechten, die ihn von der aufgenommenen Fährte ablenken wollen oder versuchen, ihn für ihre jeweiligen Zwecke einzuspannen. Erst nachdem Volk den Tätern immer näher kommt, nimmt der Gewaltpegel stetig zu, die Aktionen werden rasanter und der Autor kommt auch auf die Grauen des Tschetschenienkrieges zu sprechen; und zwar in einer Form, die den westlichen Medien entweder vorenthalten wird oder die sie einfach ignorieren. Dabei geht er nicht einseitig vor, sondern klagt beide Parteien an, nur um des eigenen Vorteils willen zu handeln. Dabei muss Volk immer wieder feststellen, dass in seinem Umfeld Verrat und Misstrauen in voller Blüte stehen und Loylitäten sich ständig wandeln. Er kann niemandem wirklich trauen. Dass auch hier kein wirklich befriedigendes Ende oder gar ein Happy-End im üblichen Sinne die Ermittlungen ausklingen lässt, war schon zu erwarten.
Nicht ganz so hart wie sein Vorgänger, aber ebenso fordernd, was die rege geistige Mitarbeit des Lesers angeht, da auch hier wieder eine Menge Personen oder Institutionen an der Hatz nach Video und Terroristen teilnehmen und diesmal sogar China und Amerika ihren Teil zur Handlung beitragen. Tricks und Täuschungen sind an der Tagesordnung, Betrug und Hinterlist gehören zum Programm und die Mächtigen und Reichen versuchen mit allen Mitteln eine Aufklärung zu verhindern, da daurch ihre Geschäfte im In- und Ausland bedroht werden. Die schmutzige Atmosphäre des Krieges und seine Auswirkungan auf die Beteiligten werden von Brent Ghelfi schonungslos dargestellt. Dies alles bettet er in eine Romanhandlung ein, die von spannend zu rasant wechselt und alles bietet, was man sich unter einem guten Thriller vorstellt. Und das Ende lässt vermuten, dass sich der dritte Roman (laut Verlag schon in Arbeit) wieder direkt an den vorliegenden anschließt. Wird nach Erscheinen natürlich sofort gekauft.

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