Mittwoch, 25. März 2009

Buchreview "Wächter der Tiefe"

Lincoln Child. Als der ehemalige Marinearzt Dr. Peter Crane auf die Bohrinsel "Storm King" beordert wird, ahnt er noch nicht, was ihn dort erwartet. Kurz nach seiner Ankunft stellt sich heraus, dass die Plattform nur Tarnung für ein geheimes Forschungsunternehmen ist: Man vermutet, in der Gesteinsschicht unter dem Meeresboden auf Überreste von Atlantis gestoßen zu sein. Doch zum Schrecken aller erkranken Tag für Tag weitere Mitarbeiter an mysteriösen Leiden. Angst breitet sich aus. Dr. Peter Crane ist ratlos. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Krankheiten und den unglaublichen Entdeckungen in der Tiefe? Lauert dort unten eine Gefahr, die die Menschheit vernichten kann? Die Wissenschaftler warnen vor weiteren Bohrungen, doch die Machtgier des Militärs wächst. Das Unternehmen "Deep Storm" droht außer Kontrolle zu geraten.

Atlantis und Fiktion gehören einfach zusammen. Ebenso nicht fehlen dürfen da Militärs, die glänzende Augen, das große Kribbeln und einen feuchten Schritt bekommen, bei der Vorstellung, welch fortschrittliche Errungenschaften zum Nutzen für die moderne Kriegsführung dort auf sie warten könnten. Dazu kommen etliche Wissenschaftler - mehr oder weniger effizient - verschiedener Couleur, um den Rahmen der Geschichte zu vervollständigen, die Lincoln Child dem Leser diesmal ohne seinen Partner in Crime Douglas Preston serviert.
So beginnnt das Abenteuer um die Ölplattform "Storm King" und Operation "Deep Storm" auch gleich mit Verrat, Erpressung und einem recht kreativen Kill, bevor der Leser nicht das übliche, überschaubare Häuflein Aufrechter, das im Laufe der Handlung so nach und nach dezimiert wird, vorgesetzt bekommt, sondern eine mit rund 400 Personen (Arbeiter, Forscher, Militärs, Ärzte) besetzte Tiefseestation. Und schon bei der ersten Visite der Patienten, die an ein geheimnisvollen Erkrankungen leiden, wird deutlich, dass der Arzt Dr. Crane von Geheimhaltungsvorschriften und sturen Militärs bei seiner Arbeit massiv behindert wird. Das Auftauchen myteriöser Figuren tut ein Übriges, den Doc seinen neuen Job in der Anlage tief unter dem Meeresspiegel in einem anderen Licht sehen zu lassen. Und da hat er noch nicht mit Sabotage gerechnet. Nach dem ersten Attentat auf die Station beginnen die Fragen: Wer will die Mission verhindern? Geht es überhaupt um Atlantis?. Immer tiefer wird er in die Ereignisse verstrickt. Das Erzähltempo erhöht sich dann auch mit der steigenden Zahl der Erkrankungen, die weiterhin unerklärlich sind, dem Druck des Militärs und Morden durch Sabotage und Verrat. Beim Enträtseln der Vorkommnisse entwickelt sich die Story etwas mehr in Richtung Science Fiction, ohne den Thrillerpfad aber zu verlassen. Fast ohne Unterstützung macht sich der Dr. daran, sein Überleben sowie möglicherweise das der gesamten Menschheit zu sichern.
Die Auflösung wird dann auch nicht ganz so wie erwartet präsentiert, was okay ist, der Saboteur ist nicht sogleich zu erraten, was ich ebenfalls als positiv empfunden habe, aber leider sind die Organisation dahinter sowie deren Motive am Ende etwas lasch dahergekommen. Als hätte der Autor sich ganz auf die Geschichte unter dem Meer konzentriert und dann wäre ihm eingefallen, dass er den Handlungsstrang mit der Gegenseite noch abschließen muss. Drehbuchgerecht konstruiert, aber diesmal ohne die obligatorische, penetrante Liebesgeschichte, in flottem Stil verfasst, mit Action, Thrill, unheimlichen Ereignissen und SF verfasst, kann nach dem Tod von Michael Crichton die Lücke im Bereich des massenkompatiblen Wissenschaftsthrillers durch die Soloromane von Lincoln Child sowie Douglas Preston (dessen Solowerk "Der Canyon" demnächst auch auf dieser Seite) geschlossen werden. Reine Unterhaltungsromane, die einem jeweils recht ähnlichen Schema folgen, nicht literaturpreisverdächtig, ohne Tiefgang, die man sich jederzeit als Freizeitvergnügen gönnen kann.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aaaaahhh...endlich mal ein Buch das ich gelesen habe, bevor es hier gepostet wurde, dachte ich lebe literarisch hinter dem Mond, bei den vielen guten Tipps, die ich mir in letzter Zeit hier bei Harry geholt hab´.
Auch ich war nicht wirklich geplättet von diesem Machwerk, obwohl ich ein totaler Tiefsee&Co.-Fan bin,aber was soll´s,nicht alle Bücher können Perlen sein, das nächste wird wieder besser.
Nennen Sie mich SNEAK.

Anonym hat gesagt…

@ SNEAK. Ja, ich habe lange gezögert, bis ich mich zu dem Buch entschloss und Du wirst sicher noch einige lesen, bevor ich sie bespreche, da ich üblicherweise nach Reihe des Einkaufs abarbeite und bei mir noch knapp 80 Werke ihrer Begutachtung harren. Der neue Lincoln Child in den USA ist schon in der Mache - Terminal Freeze - und dürfte wieder eine ähnliche Richtung einschlagen.
Übrigens konnte ich mich auch nie richtig an Agent Pendergast in den Romanen des Duos gewöhnen, sodass ich den neuen (Darkness) da auch noch nicht kenne.

Anonym hat gesagt…

Also wenn ich ehrlich sein soll werde ich, obwohl das Buch nun wie gesagt keine Katastrophe war, Lincoln Child erstmal unbeobachtet lassen, dafür warten eifach zu viele andere spannende Bücher auf mich, die mich mehr interessieren(wie zum Beispiel: Der Fettsack,Die Straße,die Handyman Jack´s oder auch Das Kastell von F. Paul Wilson).
Noch 80 Werke zu Hause?Na da erwarten uns ja nächsten Monat eine Menge Reviews,hehe.
Keep it up, Harry.
SNEAK

Anonym hat gesagt…

@ SNEAK: etwas viel auf einmal, dass Du da erwartest *gg*. Muss mich auch noch um meine Filmsammlung kümmern.
Aber falls Du schnörkellose Action schätzt und ihn noch nicht kennen solltest, hier noch ein Tipp - Charlie Huston schreibt echt stark. Die Trilogie um Hank Thompson sowie die Vampirromane um Joe Pitt sind allemal lesenswert.
Gruß
Harry

Anonym hat gesagt…

Wie immer ein Tipp, dem ich nachkommen werde!Vielen Dank dafür!
Aber du hast natürlich recht-die Filmsammlung darf nicht vernachlässigt werden.
Freu mich trotzdem schon auf deine nächste Review!
Apropos-werd mir jetzt ne Blu Ray reinziehen-Gute Nacht...
SNEAK